Leserfrage: Ist Delta Chat praxistauglich?

Im Februar hatte ich mal kurz über den Messenger Delta Chat berichtet. Seitdem hat sich wieder einiges getan. Unter anderem hat mich der Entwickler Björn Petersen Anfang Juni mit der Bitte kontaktiert, Delta Chat etwas näher zu betrachten. Es blieb aber nicht nur bei seiner E-Mail, sondern etliche Leser haben mich seither um eine Einschätzung gebeten. Daher ganz kurz zu Delta Chat meine persönliche Einschätzung.

Pro:

  • Keine Account-Erstellung notwendig. Funktioniert über eine bestehende E-Mail Adresse als Identifier.
  • Kommt ohne eigene Server-Infrastruktur aus. Nutzt die bereits vorhandene dezentrale E-Mail Infrastruktur. Das bedeutet auch: Federation ist möglich.
  • Der Identifier bzw. die eigenen Kontakte werden auf keinen Server hochgeladen und dort dauerhaft gespeichert.
  • Vollständig quelloffen.
  • Implementiert nun auch OpenPGP bzw. den Autocrypt Standard für eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung von Nachrichten.

Contra:

  • Sowohl das Schutzziel Abstreitbarkeit, als auch Folgenlosigkeit (Perfect Forward Secrecy) ist mit OpenPGP nicht erreichbar.
  • Bei der E-Mail Kommunikation fallen in der Regel viele Metadaten an – das ist hier auch nicht anders, da zum Austausch der Nachrichten die E-Mail Infrastruktur genutzt wird.
  • Die E-Mail Infrastruktur bzw. das in Delta Chat verwendete Push-IMAP Protokoll ist nach meiner Auffassung nicht für den Austausch von Kurznachrichten konzipiert worden.
  • Nutzt mein Gegenüber kein Delta Chat wird die Nachricht im »schlimmsten Fall« über E-Mail-Server geleitet, die untereinander kein TLS sprechen. Ergo: Die Nachricht wird als lesbare »Postkarte« versendet.

Für mich persönlich kommt Delta Chat nicht in Frage. Ob ihr Delta Chat nun einsetzen wollt oder nicht, ist letztendlich eine Geschmacksfrage. Denn ihr wisst ja, den idealen Messenger wird es nie geben!

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