800.000 Laptops für Lehrer: Reaktionen von Oberstudienräten und Lehrern

Auf meinen Kurzbeitrag zu den 800.000 Laptops für Lehrer, die im Zuge des Schulgipfels verabschiedet wurden, meldeten sich einige Lehrer und auch Verantwortliche zu Wort. Einige Stimmen möchte ich hier gekürzt wiedergeben:

An meiner Schule und vielen anderen Schulen bzw. Kommunen, von denen ich das mitbekomme, wird es scheinbar (Textbelege haben wir auch noch nicht erhalten.) so laufen:
Lehrkräfte können wählen, ob sie ein iPad (nicht Tablet allgemein) oder einen Laptop (nicht weiter spezifiziert) erhalten möchten. Die Kommune bestellt dann wohl in entsprechender Anzahl schulintern-einheitliche Laptops von der Stange und die iPads. Sprich: Die Lehrkräfte erhalten wieder ein ungeeignetes Standard-Windows10 / iOS bespieltes Gerät, das sie selbst (also nicht) angemessen administrieren sollen. Das ist seit einigen Wochen unser Stand des Wissens. Es wird jedenfalls wieder im Flickenteppich enden, weil nach meinem Stand heute jede Kommune die Anschaffung (wie regulär) selbst organisiert und sich dabei einfach an den Wünschen aus der Schule
orientiert. Es fehlt an allen Ecken an Sachkompetenz.

Die gesamte Ausstattungskampagne der LehrerInnen stellt sich für mich eher als „PR-Gag“ dar. Nachhaltiges Konzept und langfristige Strategien fehlen. Die Geräte werden nach meiner Einschätzung kein einziges der realen Digital-Probleme in der Schule lösen.

Und eine weitere Stimme:

Die Antwort ist so einfach, wie unbefriedigend. Da nicht geplant wurde, kommt Open-Source in den allermeisten Fällen nicht mal in Betracht.

Als Medienbeauftragter einer mittelgroßen Schule in NRW bin ich in die Prozesse zum Digitalpakt und Schüler*innen- sowie Lehrer*innengeräte eingebunden (d.h. in der Regel informiert, nicht gefragt…).

Die Einführung der Geräte ist Aufgabe der Schulträger, also der Kommunen. Unsere Stadt hat bisher für knapp 50.000 Schüler*innen und 4000 Lehrkräfte in fast 100 Schulen genau 5 (!) Personen im Medienzentrum, die sich um dir Ausstattung und den Betrieb der Geräte in den Schulen kümmern. Durch den Digitalpakt (effektiv werden alle Schulen neu ausgestattet) kommen hier tausende neue Geräte hinzu. Durch die „Dienstgeräte“ und die Fördermittel für „bedürftige“ Schüler*innen kommen zusätzlich allein etwa 9000 Geräte hinzu.

Es ist offensichtlich, dass hier keinerlei Kapazität frei ist (für Personalkosten sind keine neuen Mittel vorgesehen) und daher auch nicht über sinnvolle Entwicklungen nachgedacht werden kann. Vielmehr wird versucht, den Mehraufwand mit bestehenden Kenntnissen irgendwie zu verwalten.

Also: Windows. Im Idealfall verdonglet bis zur Unbenutzbarkeit, damit irgendwie Datenschutzvorgaben eingehalten werden können. Idealfall? Ja, denn die Alternative ist, dass die Geräte dem Firstlevel-Support der Schulen überantwortet werden (lies: Lehrkräfte mit Ahnung, die es in ihrer Freizeit machen). Das würde zwar für einige wenige Schulen den Vorteil bieten, auf eigene Kappe Open-Source zu nutzen, in den allermeisten Fällen aber alles noch viel schlimmer machen oder schlicht dazu führen, dass sich die Schulkeller mit teurem Elektroschrott füllen, den niemand nutzt.

Hauptsache, vor den Wahlen gibt es schöne Fotos mit neuen Geräten. Aber was soll es. Die Leute sind gerade so schön damit abgelenkt zu diskutieren, ob Schüler*innen eine Maske tragen sollten… Für alle tatsächlichen Probleme im Schulalltag ist da natürlich wenig Zeit.

Fazit: Demnach ist kein Konzept erkennbar, dass die Bereitstellung der 800.000 Notebooks mit einer nachhaltigen Strategie kombiniert. Es ist also genauso gruselig, wie ich mir das vorgestellt habe.

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