ActivityPub: Das Fediverse braucht ein einheitliches Protokoll

Die Idee vom Fediverse ist:

Ein Nutzer soll auf einer beliebigen Plattform im Fediverse ein Konto erstellen können und sich darüber mit allen Nutzern auf allen anderen Plattformen austauschen können.

In der Vergangenheit hat dies nicht oder nur sehr eingeschränkt funktioniert. Seitdem allerdings mehr und mehr Plattformen das ActivityPub-Protokoll unterstützen, wendet sich das Blatt.

Bevor wir in die Thematik einsteigen, möchte ich noch mein Bild vom Fediverse skizzieren:

Sinnbildlich kann man sich das Fediverse als Universum vorstellen, das unterschiedliche Galaxien (Dienste) umfasst. In jeder Galaxie gibt es eine Vielzahl von Planeten (Instanzen) auf denen sich Lebewesen (Nutzer) niedergelassen haben und über alle Grenzen hinweg bzw. mit jedem im Universum kommunizieren können. Im Vergleich dazu ist ein Dienst wie Twitter lediglich ein Planet, auf dem die Lebewesen (Nutzer) nur untereinander kommunizieren können – eine Kommunikation mit anderen Planeten oder sogar dem gesamten Universum ist nicht vorgesehen.

Damit die Interaktion/Kommunikation in diesem riesigen Universum (Fediverse) auch über Galaxiegrenzen (Dienste) hinweg funktioniert, bedarf es einer Art »Gemeinsprache«, die jeder versteht. Daher hat man sich beinahe im gesamten Fediverse auf ein Protokoll mit dem Namen ActivityPub geeinigt – ein offenes, dezentrales Kommunikationsprotokoll, das vom W3C im Jahr 2018 als Standard verabschiedet wurde. Das Protokoll bildet die Grundlage für den Austausch von Inhalten unter nahezu allen Lebewesen (Nutzern) im Fediverse. Jeder Nutzer hat eine Inbox und eine Outbox, die unter anderem eine eindeutige Anschrift besitzt, die sich aus der Adresse des Heimatplaneten (Instanz) und dem Nutzernamen zusammensetzt. Um nun andere Nutzer im Fediverse zu erreichen verfasst ein Nutzer einen Text, der nach dem Absenden in der Outbox abgelegt wird und nun von der Außenwelt abgerufen werden kann. Analog dazu wird eine Nachricht, die an den Nutzer adressiert ist, in seiner Inbox abgelegt.

Ein einheitliches Protokoll wie ActivityPub sorgt letztendlich dafür, dass die unterschiedlichen Dienste/Plattformen im Fediverse miteinander Informationen austauschen können. Zum Fediverse werden allerdings auch Dienste wie Diaspora hinzugezählt, die eigene Protokolle verwenden. Der Begriff »Fediverse« ist demnach nicht abschließend bzw. einheitlich definiert. Oftmals werden dezentrale Netzwerke, die als Alternative zu Twitter oder Facebook gelten, als Fediverse bezeichnet. Diese unscharfe Definition bringt einige Probleme in der Praxis mit sich, weil dadurch die eigentliche Idee vom Fediverse untergraben wird. Zur Erinnerung: Ein Nutzer soll auf einer beliebigen Plattform im Fediverse ein Konto erstellen können und sich darüber mit allen Nutzern auf allen anderen Plattformen austauschen können. Das funktioniert allerdings nur dann, wenn die Plattformen zueinander kompatibel sind bzw. ein einheitliches Protokoll (ActivityPub) zur Kommunikation nutzen. Die meisten Dienste im Fediverse unterstützen jedoch das ActivityPub-Protokoll, planen oder setzen eine Unterstützung dafür bereits um. Meine Prognose lautet daher: Alle Dienste, die das ActivityPub nicht unterstützen, werden in absehbarer Zeit nicht mehr Teil des Fediverse sein bzw. als solches bezeichnet.

Ich bin davon überzeugt, dass das Fediverse ohne einheitliches Protokoll nicht funktionieren/Bestand haben wird. Wie sonst lässt sich die Idee von nur einem Konto umsetzen, mit dem ich dann alle im Fediverse erreichen kann? Dienste wie Diaspora haben dem ActivityPub eine Absage erteilt – das ist ihr gutes Recht. Die Entscheidung ist jedoch bitter, weil die Facebook-Alternative damit vermutlich mehr und mehr Nutzer verlieren wird.

Ein Blick auf die Wikipedia-Tabelle, in der nahezu alle Fediverse-Dienste aufgelistet sind, sagt mir allerdings, dass die meisten Entwickler verstanden haben, dass es ein einheitliches Protokoll braucht. Danke dafür.

Unterstütze den Blog mit einem Dauerauftrag! Mitmachen ➡