Eine Einordnung: Messenger-Test der Stiftung Warentest 03/2022

In der Ausgabe 03/2022 hat die Stiftung Warentest Messenger-Apps wie WhatsApp, Signal, Telegram und Co. getestet. Die Ergebnisse haben ein lautes Echo hervorgerufen und ich erhielt etliche E-Mails, mit der Bitte, einen Blick auf das Testergebnis zu werfen. Nun denn, dann komme ich diesem Wunsch hiermit nach.

Bei den Tests der Stiftung Warentest sollte man immer die Bewertungskriterien und Gewichtung prüfen, bevor man sich über das Testergebnis ärgert. Bei den Messenger-Apps ist unter So haben wir getestet vermerkt:

Im Test: 16 Messenger-Dienste für die private Nut- zung. Insgesamt 30 Apps, da wir die Dienste jeweils auf Android und iOS prüften, soweit verfügbar. Alle Untersuchungen fanden zwischen November 2021 und Januar 2022 statt. Eine ausführliche Beschreibung der Testmethoden finden Sie im Internet unter test.de/messenger/methodik.

Schauen wir uns dann mal die Bewertungskriterien und Gewichtung an:

  • Funktionen (35%): Vielfalt und Umfang an angebotenen Funktionen bei Text-, Bild-, Audio- und Videonachrichten sowie bei der Telefonie (Audio und Video).
  • Einrichtung und Nutzung (35%): Bewertung von Anmeldung und Installation/Technische Vielseitigkeit/Einstellungen etc.
  • Schutz der Privatsphäre (30 %): Bewertung von Authentifizierung und Privatsphäre/Verschlüsselung und Datensicherheit/Datensendeverhalten etc.

Was nun auffällt: Die Endnote setzt sich lediglich zu 30% aus der Kategorie Schutz der Privatsphäre zusammen. Etwas unglücklich, wenn man die Überschrift des Beitrags im Hinterkopf hat:

Wo niemand mitliest

Die Überschrift suggeriert einen Schwerpunkt beim Thema Sicherheit und Datenschutz. Wie aufgezeigt, fließen allerdings nur 30% aus dieser Kategorie in die Endnote ein.

Werfen wir nun einen genaueren Blick in die Kategorie Schutz der Privatsphäre. Die Zwischennote in dieser Kategorie wird anhand von vier Kriterien berechnet:

  • Authentifizierung und Privatsphäre
  • Verschlüsselung und Datensicherheit
  • Datensendeverhalten
  • Mängel in der Datenschutzerklärung

Was in dieser Kategorie nun auffällt: Der Mängel in der Datenschutzerklärung wurden offenbar anders gewichtet, als die restlichen Kriterien. Anhand von einem Vergleich von Signal und Wire wird das Dilemma deutlich. Signal kommt in der Kategorie Schutz der Privatsphäre auf eine Zwischennote von 3,5, während Wire hier mit einer 2,7 bewertet wird. Die Bewertung von Signal [3,5] im Detail:

  • Authentifizierung und Privatsphäre: +
  • Verschlüsselung und Datensicherheit: +
  • Datensendeverhalten: ++
  • Mängel in der Datenschutzerklärung: deutlich

Nun die von Wire [2,7]:

  • Authentifizierung und Privatsphäre: 0
  • Verschlüsselung und Datensicherheit: +
  • Datensendeverhalten: +
  • Mängel in der Datenschutzerklärung: sehr gering

Wire schneidet lediglich beim Kriterium Mängel in der Datenschutzerklärung besser ab als Signal. Dennoch kommt Wire in der Zwischenwertung auf eine 2,7. Ich denke, wir sind uns einig: Eine Datenschutzerklärung ist wichtig. Gerade dann, wenn sie auch vollständig, transparent und leicht verständlich ist. Aber sie ist nichts weiter als ein Stück Papier – und Papier ist bekanntermaßen geduldig. Viel wichtiger bei einem Messenger-Test ist der Fokus auf die inneren Werte, also die technischen Details wie Verschlüsselung, Authentifikation, Metadaten, Datensendeverhalten etc. Dass die Datenschutzerklärung so stark ins Gewicht fällt, ist aus meiner Sicht unglücklich. Im Test findet sich dann noch der Hinweis:

Abwertungen: Hatte die Datenschutzerklärung deutliche Mängel, konnte das Gruppenurteil Schutz der Privatsphäre nicht besser als befriedigend (3,5) lauten.

Damit kann man sich im Grunde die komplette Kategorie Schutz der Privatsphäre einfach sparen. Der Einfluss auf die Endnote ist aufgrund dieser Abwertung einfach zu erheblich. Hier wurden also weniger die technischen Details wie Stärken in der Verschlüsselung bewertet, sondern ein Stück Papier (Datenschutzerklärung) verfälscht das Ergebnis letztendlich extrem.

Aufgrund der fragwürdigen Gewichtung und solchen Abwertungen (Mängel in der Datenschutzerklärung) hat der Test nach meiner Meinung wenig bis keine Aussagekraft. Der geringe Einfluss der Kategorie Schutz der Privatsphäre macht sich übrigens dann auch im Endergebnis bemerkbar:

Vier von sechzehn sind gut

Und zu diesen »Guten« zählen Signal, Skype, Viber und Wire. Wenn wir mal einen Blick in die Messenger-Matrix werfen, dann muss man sich schon fragen, aus welchem Grund man bspw. Skype (2,5) nutzen sollte. Viber taucht in dieser Messenger-Matrix übrigens gar nicht auf, weil der Messenger einfach eine Katastrophe ist, wie ein Test von mir für mobilsicher.de aufzeigt.

Kurzum: Wer einen sicheren und datenschutzfreundlich Messenger sucht, der sollte sich nicht am Testergebnis der Stiftung Warentest orientieren. Werft lieber einen Blick in die Artikelserie »Messenger«, auf die Messenger-Matrix oder die Empfehlungsecke.

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