Feedback: Antwort zur Facebook-Nutzung von ARD und ZDF

Ein Leser hat auf Grundlage meines Kommentars »Facebook und die fehlende Verantwortung von Politik und Co.« ARD und ZDF mit meiner Kritik konfrontiert:

Doch nicht nur der Politik werfe ich ein verantwortungsloses Handeln und fehlende Moral vor, sondern auch den Rundfunkanstalten (ARD, ZDF und auch Radio) oder staatlichen Behörden. Dies sind – wie ist es auch anders zu erwarten – ebenfalls auf Facebook vertreten. Es vergeht kaum eine Talk-Show oder Radiomoderation, in der die Zuschauer / Zuhörer nicht mindestens einmal auf Facebook aufmerksam gemacht werden. Diese permanente und kostenlose Werbung für Facebook halte ich für falsch. Wie kann es sein, dass Menschen dazu animiert werden, solche geschlossenen, auf Kommerz ausgerichteten Plattformen zu besuchen, zu nutzen oder sich womöglich noch dort anzumelden?

Gerade öffentliche Institutionen wie das Fernsehen und Radio sollten über mehr Medienkompetenz verfügen und sich fragen, ob sie mit ihrer Präsenz auf Facebook ihrer Vorbildfunktion noch gerecht werden können. Selbiges gilt für unsere Polizei, das Bundeskriminalamt und weitere staatlichen Behörden. Auch sie fördern mit ihrer Präsenz bei Facebook fragwürdige Geschäftspraktiken und vernebeln damit die Diskussion über das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.

Die Antwort der ARD:

Sehr geehrter Herr [entfernt],

vielen Dank für Ihre e-mail und Ihr Interesse am Ersten Deutschen Fernsehen. Wir bedauern Ihre Kritik an den Facebook-Aktivitäten des Ersten. Wir können Ihnen versichern, dass das Erste beim Thema Facebook genau zu unterscheiden weiß. Über das Unternehmen Facebook und seine Geschäftsführung berichtet Das Erste kritisch und unabhängig. Als Telekommunikationsmedium mit gesetzlich geregelter Bestands- und Entwicklungsgarantie kommt aber auch das ARD-Gemeinschaftsprogramm nicht mehr ohne die Nutzung der Sozialen Medien aus. Andernfalls würde eine große Zielgruppe ausgeschlossen. Dafür bitten wir um Verständnis.

Sie können aber auch ohne Registrierung bei fast allen Sendungen die Videos kommentieren. Leider kann diese Möglichkeit nicht für ausnahmslos alle Sendungen zur Verfügung gestellt werden, weil stets gewährleistet sein muss, dass die Kommentare redaktionell betreut werden können und damit die sogenannte „Netiquette“ eingehalten wird. Auch die Zuschauerredaktion hat bereits in Ihrem Sinn eine Möglichkeit installiert, mit den Userinnen und Usern direkt über einen Blog in Kontakt zu treten: https://www.daserste.de/specials/service/zuschauerredaktiondaserste-100.html

Grundsätzlich ist es auch den ARD-Programmverantwortlichen in Ihrem Sinne ein Anliegen, die Kommunikation mit dem Publikum auf den eigenen Internetseiten weiter zu intensivieren.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Putz
Erstes Deutsches Fernsehen
Programmdirektion
Zuschauerredaktion Das Erste Postfach 200665 80006 München
Tel +49 89 5900 23344 Fax +49 89 5900 24070 E-Mail: Info@DasErste.de
www.DasErste.de

Und vom ZDF:

Sehr geehrter Herr [entfernt],

vielen Dank für Ihre E-Mail an das ZDF.

Facebook und Twitter sind als Teil der Social Media im Internet für einen öffentlich-rechtlichen Sender wie das ZDF eine interessante und vielversprechende Möglichkeit, Zuschauern zu begegnen und mit ihnen konstruktiv ins Gespräch zu kommen. Unsere auf Facebook begleiteten, aktuellen Sendungen – so zum Beispiel auch die Dokumentationen, Magazinsendungen und die ZDF-Nachrichten – sind dabei als ausgesprochenes Informationsangebot zu verstehen, das sich an kommunikationsfreudige Menschen wendet. Wenn das ZDF Kommentare und Meinungen aus den sozialen Medien in seiner Berichterstattung zitiert, dann geschieht dies aber nicht kritiklos. Solche Zitate sind aus unserer Sicht aber durchaus geeignet, ein relevantes Meinungsbild der Öffentlichkeit wiederzugeben.

In Zeiten immer stärker werdender Konkurrenz will das ZDF nicht darauf warten, bis dem Internet zugeneigte Zuschauer Programmangebote von sich aus finden und auswählen. Es geht vielmehr darum, dorthin zu gehen, wo das potentielle Zielpublikum ist und an dieser Stelle Werbung in eigener Sache zu machen. Der Facebook-und Twitter-Auftritt des ZDF sind im Übrigen sehr erfolgreich und wird offensichtlich immer stärker nachgefragt. Ihre Kritik und die damit verbundene Anregung haben wir als Teil der Zuschauerresonanz auf Programm, Themen und Ereignisse festgehalten. Sie trägt dazu bei, die weitere Programmarbeit des ZDF zu diskutieren und zu bereichern. Wir freuen uns, wenn Sie auch weiterhin zu unseren interessierten Zuschauern gehören.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre ZDF-Zuschauerredaktion

Ich erinnere in diesem Zusammenhang gerne an die Kritik von Medienforscher Lutz Hachmeister:

Den Sendern ginge unter anderem eine klare Strategie im Umgang mit Facebook und Twitter ab. Dass Zuschauer genötigt werden, sich in den sozialen Netzwerken anzumelden, um über Sendungen mitdiskutieren zu können, bezeichnet der langjährige Leiter des Adolf-Grimme-Instituts als „verzweifelten Versuch, Kontakt zum jüngeren Publikum zu halten“.

Für die Marke sei dies aber „kontraproduktiv, denn sie wird massiv geschwächt“. Denn die Zuschauer behielten im Kopf: „Das habe ich bei YouTube oder bei Facebook gesehen.“

Die Antworten zeigen jedenfalls, dass weder ARD noch ZDF verstanden haben, dass sie lediglich »Werbung« für eine äußerst fragwürdige Plattform machen und damit die eigene Marke kontinuierlich schwächen.

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