Gedanken zu Open-Source und Freier Software

Mit meinem Beitrag »Wire: Open-Source gibt es nur im Eigenbau« bin ich mal wieder bei einigen Lesern »angeeckt«. Ich möchte nochmal kurz auf den Beitrag eingehen und das Thema dann gerne noch weiter beleuchten.

Wire ist Open-Source. Das wollte ich mit meinem Beitrag nicht in Frage stellen. Der Quelltext von Wire ist auf GitHub für jeden frei einsehbar – zumindest der Client. In diesem Zusammenhang bin ich allerdings auf eine Reihe von interessanten Fragen gestoßen. Doch bevor ich diese stelle, ganz kurz ein paar Begrifflichkeiten.

Bemühen wir dazu Wikipedia.

Definition Open-Source:

Als Open Source (aus englisch open source, wörtlich offene Quelle) oder quelloffen wird Software bezeichnet, deren Quelltext öffentlich und von Dritten eingesehen werden kann.

Übrigens wurde der Begriff »Open-Source« erst 1998 eingeführt. Begründung: Die ursprüngliche Bezeichnung »Freie Software« (free software) führte oftmals zu Irritationen, da sie oft als kostenlose Software missverstanden wurde.

Freie Software definiert sich etwas anders als Open-Source:

Freie Software (freiheitsgewährende Software, englisch free software oder auch libre software) bezeichnet Software, welche die Freiheit von Computernutzern in den Mittelpunkt stellt. Freie Software basiert nach Richard Stallman auf vier Freiheiten:

  • Freiheit 0: Die Freiheit, das Programm auszuführen, wie man möchte, für jeden Zweck.
  • Freiheit 1: Die Freiheit, die Funktionsweise des Programms zu untersuchen und eigenen Bedürfnissen der Datenverarbeitung anzupassen.
  • Freiheit 2: Die Freiheit, das Programm weiterzuverbreiten und damit seinen Mitmenschen zu helfen.
  • Freiheit 3: Die Freiheit, das Programm zu verbessern und diese Verbesserungen der Öffentlichkeit freizugeben, damit die gesamte Gemeinschaft davon profitiert.

Es existieren also zwei unterschiedliche Philosophien, die bis heute zu Reibungen zwischen den unterschiedlichen Anhängern führen. Daher wurden die Begriffe Free/Libre Open Source Software (FLOSS) bzw. Free and Open Source Software (FOSS) eingeführt, um den nicht gelösten Namensstreit zu umgehen. FLOSS vs. FOSS für weitere Infos.

Also: Wir haben Open-Source, Freie Software und die beiden Akronyme FLOSS und FOSS – soweit alle noch bei mir?

Beide Konzepte haben allerdings gemeinsam, dass der Quellcode von Software für den Anwender frei einsehbar sein muss. Die Unterschiede liegen hauptsächlich in der Sichtweise: Freie Software fokussiert auf den Aspekt der Nutzerkontrolle über Software und sieht Freie Software als wichtiges soziales, politisches und ethisches Anliegen. Die Befürworter von Open-Source sehen eher den praktischen Nutzen für die Allgemeinheit, der von einer frei verfügbaren Software ausgeht.

So genug Verwirrung. Im Kern geht es um eines: Quelloffene Software. Doch wie sich quelloffene Software genau definiert, ist nach meinem Empfinden nicht eindeutig festgelegt.

Kommen wir nun zu meinen Fragen anhand von konkreten Beispielen:

  • Ist Wire Open-Source, auch wenn die fertig kompilierte APK proprietäre Bestandteile beinhaltet?
  • Darf sich Signal »Freie Software« unter der GPLv3 Lizenz nennen, obwohl die App ohne unfreie / nicht freie Bestandteile (Google GCM) nicht funktioniert? Wird die Freiheit des Nutzers an dieser Stelle nicht eingeschränkt?
  • Wann darf sich eine Software überhaupt als Open-Source bzw. Freie Software bezeichnen? Auch dann, wenn sie bspw. gegen proprietäre APIs und Bibliotheken linkt bzw. diese voraussetzt?

Es geht mir also um den Gedanken, wie sich der Begriff »quelloffen« in Open-Source und Freier Software definiert. Bevor ich euch meinen Standpunkt dazu näher erläutere, würde ich mich sehr über E-Mails zu dem Thema freuen. Bitte kontaktiert mich aber nur dann, wenn ihr damit einverstanden seid, dass eure E-Mail zitiert wird. Ich möchte daraus einen größeren Blog-Beitrag ausarbeiten und eure Gedanken dazu einfließen lassen.

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