Kommentar: Den idealen Messenger wird es nie geben

1. Aufgeheizte DiskussionIdealer Messenger

Egal ob in Sozialen Netzwerken, Foren, Kommentarbereichen oder Chats: Die Diskussion über den idealen, einzig wahren Messenger reißt nicht ab. Verwunderlich ist das nicht, denn Geschmäcker und Bedürfnisse sind bekanntlich verschieden – das Problem: Die Diskussion ist häufig geprägt von ideologischen Vorurteilen, Wunschvorstellungen und technischem Halbwissen. Nicht selten führt eine Diskussion über Messenger daher zu handfesten Beleidigungen und scheint insbesondere Trolle, Hater und Besserwisser magisch anzuziehen.

Die Ursache des Dilemmas: Jeder stellt gewisse Ansprüche bzw. Anforderungen an einen Messenger. Werden diese nicht erfüllt, wird ein Messenger schnell als »untauglich« abgestempelt. Oftmals fehlt den Diskutierenden der berühmte Blick über den Tellerrand bzw. die notwendige Empathie, um anzuerkennen, dass nicht jeder die gleichen Bedürfnisse hat.

Erschwerend kommt hinzu, dass gefühlt jede Woche ein neuer Messenger angekündigt oder veröffentlicht wird. In Anbetracht dieses »Messenger-Dschungels« hat der Durchschnittsnutzer längst resigniert. Es hat den Anschein, dass die Diskussion insbesondere von jenen geführt wird, die offenbar noch immer keinen passenden Messenger gefunden haben oder glauben, bei jeder Gelegenheit die Vorzüge des eigenen Messengers anderen unter die Nase reiben zu müssen.

2. Universelle Lösung

Jeder stellt individuelle Anforderungen an einen Messenger. Dem einen Nutzer ist es wichtig möglichst viele Leute zu erreichen, während ein anderer gerne Nachrichten innerhalb einer Gruppe austauscht. Ein anderer legt wiederum Wert auf animierte Smilies oder eine möglichst einfache Bedienung. Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, welcher Messenger die eigenen Bedürfnisse am ehesten erfüllt – eine Eierlegende Wollmilchsau bzw. universelle Lösung wird und kann es nie geben. Von dieser Wunschvorstellung sollten wir uns endlich verabschieden.

Grundsätzlich steht es also jedem frei, welchen Messenger man einsetzt – mit einer Einschränkung: Nach meiner Auffassung wird es immer dann kritisch, wenn Messenger personenbezogene Daten verarbeiten. Im Falle von WhatsApp werden bspw. alle Telefonnummern im Adressbuch an US-amerikanische Server übermittelt. Das ist für all jene ärgerlich, die WhatsApp nicht benutzen und dadurch ihrem Recht auf informationelle Selbstbestimmung beraubt werden.

3. Ständige Neubewertung

Im Grunde findet im Leben ständig eine Neubewertung der eigenen Umwelt und der eigenen Bedürfnisse statt. Wenn sich die Lebenssituation ändert, dann stellt sich bspw. die Frage, ob eine Unfallversicherung noch notwendig ist oder aufgrund des Nachwuchses vielleicht doch ein größeres Auto angeschafft werden muss. Das Resultat: Man informiert sich über mögliche Konsequenzen, wenn die Unfallversicherung gekündigt wird bzw. definiert für den Erwerb eines neuen Autos Kriterien, die einem persönlich wichtig sind. Auf Grundlage dieser Informationen trifft man letztendlich eine Entscheidung.

Ähnliches hat bei mir vor Jahren nach Enthüllungen der NSA-Affäre durch Snowden stattgefunden. Auf Basis der bekannt gewordenen Informationen habe ich mich damals entschieden, WhatsApp nicht länger benutzen zu wollen. Ich entschied: Meine Daten und die meiner Kontakte sind mir wichtig. Die Nutzung von WhatsApp war nicht länger mit meinen neu definierten Bedürfnissen an IT-Sicherheit und Datenschutz vereinbar. Welche Kriterien ich persönlich an einen sicheren und datenschutzfreundlichen Messenger stelle, habe ich in folgendem Beitrag zusammengefasst: Messenger: Kriterien an Sicherheit und Datenschutz

Das bedeutet letztendlich: Unsere Bedürfnisse und auch die persönliche Einstellung ist einem permanenten Wandel ausgesetzt. Wir reagieren darauf, indem wir uns informieren, anpassen und letztendlich eine Entscheidung treffen. Ähnliches passiert, wenn wir den Messenger wechseln wollen – eine neue Erkenntnis oder ein neues Bedürfnis treibt uns dazu an. Doch die teils ideologisch und emotional geführte Messenger-Diskussion vernebelt oftmals den Blick auf Fakten bzw. Anforderungen, die einem persönlich wirklich wichtig sind.

4. Persönliche Empfehlung

Über die letzten Jahre habe ich über diverse Messenger gebloggt: WhatsAppTelegram, Signal, Wire bzw. allgemein zum Thema Messenger. Oftmals wird mir in diesem Zusammenhang vorgeworfen, ich wäre zu kritisch bzw. wären meine Anforderungen lediglich auf die wenigsten Messenger anwendbar. Das hat einen einfachen Grund: Meine persönlichen Bedürfnisse an einen Messenger weichen von der Norm ab – aufgrund meiner Erfahrung im Bereich der IT-Sicherheit und des Datenschutzes stelle ich grundsätzlich strenge Anforderungen. Meine Vorstellung von einem sicheren und datenschutzfreundlichen Messenger wird aktuell am ehesten von Conversations erfüllt.

Ihr müsst dieser Empfehlung nicht auf Teufel komm raus folgen. Vielleicht passt sie gar nicht zu euch bzw. weicht von euren persönlichen Bedürfnissen und Schutzzielen ab. Zusammengefasst kann man sagen: Mein Fokus liegt weniger auf einem riesigen Funktionsumfang, sondern neben der einfachen Übermittlung von Nachrichten, hauptsächlich auf Sicherheit und Datenschutz. Smilies, Sprach- und Standortübermittlung sind mir ebenso unwichtig, wie der Anspruch, möglichst alle Personen in meinem Adressbuch über ein und denselben Messenger erreichen zu können – das wäre illusorisch.

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5. Fazit

Den universellen Messenger gibt es nicht – kann es nicht geben. Jeder Mensch ist verschieden, hat individuelle Bedürfnisse und Ansprüche. Das Schöne: Der Messenger-Markt ist breit aufgestellt. Für jeden sollte etwas dabei sein – das bedeutet allerdings nicht, dass jeder auch euren Messenger favorisiert bzw. diesen dann installiert. Sofern es eurer Überzeugung nicht widerstrebt, könnt ihr auch mal einen Kompromiss eingehen und einen Messenger installieren, den ihr vielleicht nicht sonderlich mögt. Zwingen kann euch allerdings niemand – die Entscheidung, welchen Messenger ihr letztendlich einsetzt, liegt ganz bei euch.

Wenn ihr euch aktuell wieder auf der Suche nach einem neuen Messenger befindet, weil sich eure persönlichen Bedürfnisse und Ansprüche geändert haben, dann fokussiert euch auf eure Anforderungen und nicht auf die der anderen – und bestensfalls behaltet ihr auch noch den Datenschutz eurer Mitmenschen im Hinterkopf.

Update

02.03.2017: Es kommt wie es kommen musste. Anstatt über den Beitrag als solches zu diskutieren, werden wieder reihenweise Messenger-Empfehlungen in den Kommentaren abgegeben – genau das wollte ich nicht bezwecken.

Bildquellen:

Chat Balloons: Freepik from www.flaticon.com is licensed by CC 3.0 BY

Über den Autor | Kuketz

Mike Kuketz

In meiner freiberuflichen Tätigkeit als Pentester / Sicherheitsforscher (Kuketz IT-Security) schlüpfe ich in die Rolle eines »Hackers« und suche nach Schwachstellen in IT-Systemen, Webanwendungen und Apps (Android, iOS). Des Weiteren bin ich Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Dualen Hochschule Karlsruhe, sensibilisiere Menschen in Workshops und Schulungen für Sicherheit und Datenschutz und bin unter anderem auch als Autor für die Computerzeitschrift c’t tätig.

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Diskussion

25 Ergänzungen zu “Kommentar: Den idealen Messenger wird es nie geben”

  1. Comment Avatar Rekursives Anonym sagt:

    Conversations ist derjenige, der die meisten Seriösitätskriterien erfüllt. Und es war eine Meisterleistung, das so klar darzustellen, wie es hier passiert ist. Vielen Dank noch einmal. Großzügige Spende ist bereits erfolgt. Leider ist die Internetseite conversations.im ein Mahnmal dafür, dass „nichts perfekt ist“: Sie meldet jeden Nutzer an Google, also durch ‚hintergründige‘ Übermittlung der IP und weiterer Daten, so dass ein Personenbezug sicher möglich ist. Ich finde das peinlich, gerade dort. Sehr peinlich. Ärgerlich.

    Dennoch: Der Messenger selbst, bleibt bei mir – und vielen Freunden – bisher völlig unangefochten die Nummer 1, dank der Kuketz-Kriterien.

  2. Comment Avatar anonym sagt:

    Auszug aus den Datenschutzrichtlinien von Whatsapp:

    Du stellst uns regelmäßig die Telefonnummern in deinem Mobiltelefon-Adressbuch zur Verfügung, darunter sowohl die Nummern von Nutzern unserer Dienste als auch die von deinen sonstigen Kontakten. Du bestätigst, dass du autorisiert bist, uns solche Nummern zur Verfügung zu stellen.

    ——
    Es wäre interessant, wenn Sie die rechtlichen Aspekte ggf. durch einen Anwalt darlegen könnten. Ich persönlich wurde noch NIE von jemanden gefragt, ob es mir Recht ist, dass meine Kontaktdaten hochgeladen werden. Demnach sind diese Personen definitiv NICHT dazu autorisiert. Wäre unter Umständen ein interessantes Projekt für Jus-Studenten.

  3. Comment Avatar SBartsch sagt:

    Aus Kompromissgründen bin ich mittlerweile ganz von Signal zu Threema gewechselt… komischerweise konnte man den Messenger besser „verkaufen“ ;-)

    Und man wird ja auch älter und weniger ideologisch xD

    Grüße
    Sebastian B.

  4. Comment Avatar Anonymous sagt:

    Was nützen die vielen Alternativ-Messenger, wenn das gesamte Umfeld zu blöd ist (anders kann ich nicht sagen), von Whatsapp loszulassen. Ich hab mir neulich 2 andere Messenger installiert, keiner der Kontakte in meinem Smartphone wurde gefunden oder war auf Nachfrage bereit, zu wechseln („Alle haben WA, außerdem habe ich keine Geheimnisse“)

    • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

      Das ist keine »Blödheit«, sondern einfach auf andere Bedürfnisse zurückzuführen. Dem durchschnittlichen Nutzer ist es nunmal weitaus wichtiger, alle Kontakte möglichst über einen Messenger zu erreichen. Sicherheit und Datenschutz steht dem Bedürfnis nach Kommunikation mit möglichst vielen Menschen einfach hinten an – es ist zweitrangig. Leider.

      • Comment Avatar Anonymous sagt:

        Ich denke nicht, dass man das so sagen kann. Während wir „Nerds“ jeden neuen Messenger (oder auch jede app) kritisch beäugen installieren die meisten Nutzer einen Messenger mal eben zusätzlich weil er lustige Bildfilter hat. Whatsapp, Snapchat, Instagram, Facebookmessenger, Viber parallel? Nicht selten. Threema dazu? Naja, vielleicht kostet halt was, was kann es denn tolles? Wer da nur WA und Threema hat ist eher die Ausnahme als andere.

    • Comment Avatar woodchuck sagt:

      Blödheit? Ich würde es Desinteresse und Bequemlichkeit nennen.

      Wenn ein Fischer im südwestindischen Kerala WhatsApp benutzt, um schon von See aus für seinen Fang einen akzeptablen Preis mit einem Händler auszumachen, würde es mir nicht in den Sinn kommen, den Mann dafür zu kritisieren.

      Wenn ein Freund von mir, der sehr gut über die Snowden-Enthüllungen im Bild ist, weiterhin GMail nutzt, fehlt mir das Verständnis dafür. (Und ich schreibe ihm halt keine Mails.)

      Gerade gestern hatte ich einen interessanten Austausch mit einer sehr intelligenten Frau, die sich furchtbar darüber aufregte, dass bei der Einreise in die USA jetzt gehäuft Mobilgeräte und Laptops gefilzt werden. Ich: „Dein iPhone ist längst bis in den letzten Winkel durschsucht worden. Von Apple, Google, Facebook…“ Darauf sie: „Da hast Du natürlich recht, aber es ist halt noch was anderes, wenn Du demjenigen zuschauen musst, der Dich ohne Klamotten betrachtet …
      Die Demütigung ist so offenbar – ich gehe ja schon immer bei dem sinnlosen Stiefelausziehenmüssen am Flughafen an die Decke.“

      Das ist eine typische Reaktion der intelligenten, informierten, aber apathischen Leute. Weil man die alltägliche, allgegenwärtige Überwachung nicht sehen, hören, fühlen kann, blenden sie sie aus. Das Problem dabei: Es geht hier nicht um eine reine Privatsache – diese Entwicklung führt direkt in einen totalitären Staat. Natürlich in keinen mit einem Schreihals mit überschnappender Stimme und lächerlichem Oberlippenbärtchen als Führer, sondern in einen technologisch geglätteten Totalitarismus, eine Brave New World.

  5. Comment Avatar woodchuck sagt:

    Mike hat die Glaubenskriege angesprochen, die regelmäßig beim Thema Messenger losbrechen. Diese Glaubenskriege gibt es natürlich auch in anderen IT-Bereichen. Wie oft hab ich mir beispielsweise schon den Unmut von Linux-Jüngern zugezogen, wenn ich gesagt habe: Ich setzte Linux nicht deswegen ein, weil es „besser“ oder „sicher“ ist, sondern weil es mir maximale Freiheiten einräumt.

    Bei den Messengern habe ich eine ähnlich entspannte Haltung entwickelt. Aus Gründen, die Mike detailliert dargelegt hat, setze ich auf Conversations. Genauer gesagt: Bei drei meiner Familienangehörigen/Freunden, denen ich eigenhändig einen Jabber-Account eingerichtet und die App installiert habe, setze ich auf Conversations. Das Elend ging allerdings vor zwei Wochen los, als ich einen Freund animiert habe, als XMPP-Client ChatSecure auf seinem iPhone zu installieren. Der Mann hatte Schwierigkeiten damit. Und ist ein wirklich fitter Apple-Systemadministrator. Später habe ich mir die App auf seinem Gerät angesehen und konnte keinen Konfigurationsfehler finden. Mit dem Nachrichtenaustausch mit meinem Conversations klappt’s trotzdem nur sporadisch mal (weil unter iOS stehende Verbindungen nach 10 Minuten Inaktivität abgebrochen werden?). Kurzfassung: Das kann man niemandem zumuten, auch nicht unter Berufung auf die reine Lehre von XMPP mit OMEMO-Verschlüsselung.

    Seit Ende der 90er ist es mir nicht gelungen, meinen Freundeskreis von PGP zu überzeugen, ich hab also mein Quantum Frust abbekommen. Und deswegen akzeptiere ich jetzt auch Messages via Signal/Noise, Kontalk und selbst Threema (unfreie Software auf meinem ansonsten blütenweißen Smartphone!). Nur bei WhatsApp hört der Spaß für mich auf.

    Eine zu verwaschene Einstellung? Möglicherweise. Aber eine wirklich saubere Haltung zu Mobilgeräten allgemein hat nur jemand wie Richard Stallman – indem ihm keins in die Tasche kommt.

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      Du hast immerhin einen akzeptablen kompromiss gefunden. Threema, signal und kontalk sind wahrscheinlich immer noch besser als unverschlüsselte sms.

      Das was du bei chatsecure ansprichst ist ein bekannter bug (gibt ein issue auf github dazu).
      Der bug ist leider extrem nervig, weil das pushen nicht immer funktioniert

    • Comment Avatar Hans sagt:

      Genau das Problem hatte ich mit XMPP in der Familie. IOS erlaubt bekanntermaßen keine Hintergrundverbindungen und auch die Push-Implementierung von Chatsecure hat trotz aktiviertem Prosody-Modul (XMPP Server) nicht funktioniert.

      Mitllerweile gibt es eine funktionierende Alternative: Matrix! Einer der Clienten, Riot, funktioniert auf iOS-Geräten tadellos, trotz Sefhosting (Synapse). Mittlerweile wird es in meiner Familie hauptsächlich genutzt (über 10 Personen, 3 mit iOS). Ich würde mir mal einen großen Artikel zu matrix.org wünschen, Mike Kuketz. Bisher hattest du nur kurz die Datenschutzerklärung von Riot angesprochen, was dank Opensource (Riot kann man selbst kompilieren und ist in F-Droid verfügbar) aber eigentlich unerheblich ist. MMn ist matrix die perfekte Alternative zu XMPP.

  6. Comment Avatar Thomas sagt:

    Guter Kommentar von Mike, danke.

    Ist wie beim Autokauf: der eine möchte ein sehr sicheres Auto, ein anderer eines mit mehr Komfort, wiederum ein anderer ist das Design wichtig und und und.

  7. Comment Avatar Rainer Wahnsinn sagt:

    Ich bin ein großer Fan von Conversations und habe auch in meinem Umfeld viele überzeugen können. Einen eigenen XMPP-Server habe ich mittlerweile auch für die Öffentlichkeit freigegen und jeder kann sich anmelden. Meine Euphorie wurde aber kürzlich ein wenig getrübt als ich bei einem Freund auf seinem Android Smartphone (Huawei) ebenfalls Conversations installiert habe und wir keine konstante Verbindung hinbekommen. In der Testphase habe ich mehrere Androiden aus meinem „Fuhrpark“ (OnePlus3, 2x Motorola Moto G der 2. Generation, Nexus 7 (2013) und ein moto g4) problemlos verbunden! Die Kommunikation untereinander funktioniert einwandfrei.

    Auch die Erfahrung von woodchuck bezüglich ChatSecure kann ich bestätigen. Diese App ist seltsam gestrickt und gelinde gesagt eine Zumutung. Einstellungen kann man so gut wie keine vornehmen. Ein Konto anlegen geht so gut wie gar nicht. Laut ChatSecure-Blog soll XMPP Push funktionieren! Tut es nicht obwohl auf meinem Server das Modul „XEP-0357: Push Notifications“ aktiv ist.

    Als nächstes werden wir Zom (https://zom.im/) auf dem iPhone und Huawei testen um vielleicht so eine Verbindung zu bekommen. Hier ist allerdings OMEMO nicht möglich ._,!

    • Comment Avatar Dennis sagt:

      Oder einfach auf Riot umsteigen (Matrix-Protokoll) – ist quelloffen, gibt es für iOS, Desktop (via Electron), Web (www.riot.im/app), Android (F-Droid, Play Store, Jenkins) und bringt die OLM-Verschlüsselung (e2e double ratchet) mit. Unterstützt übrigens auch mehrere Geräte gleichzeitig, auch Sprach- und Videotelefonie über WebRTC ist möglich und funktioniert hervorragend. Gruppenchats sind auch mit sehr vielen Nutzern (tausenden) möglich, inklusive eines synchronisierten Gesprächsverlaufes. Per federation eingebunde Chaträume laufen übrigens nicht alleinig auf einem einzigen Server (wie bei XMPP), sondern persistent auf allen beteiligten Servern. Die Server-Software (aktuell Synapse, nachkommend Dendrite) ist auch quelloffen, nutzt federation wenn man möchte und ist in ein paar Minuten eingerichtet/lauffähig – man kann natürlich auch schon existierende Server nutzen. Fremdprotokolle wie IRC, Telegram, Slack, etc. kann man per Bridge einbinden und nützliche Bots gibt es auch noch dazu. Ich und meine Freunde sind jedenfalls sehr glücklich damit.

      • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

        Kommentar nicht freigeschaltet oder übersehen – gleich wird man als Zensor hingestellt. Ich frag mich echt, ob das sein muss. Eine E-Mail mit Hinweis hätte genügt.

        Hinweis: Der Autor hat noch einen weiteren Kommentar verfasst, den ich euch an dieser Stelle erspare.

        • Comment Avatar Dennis sagt:

          Sollte dem so sein, dann tut es mir natürlich leid und ich entschuldige mich dafür. Ich wollte dich definitiv nicht als Zensor bezichtigen (aus der Erinnerung heraus war das auch nicht der genaue Wortlaut). Aber sollte das so herüber gekommen sein, sollte ich das nächste Mal definitiv besser auf die Wortwahl achten. Ich muss aber dennoch anmerken, dass mir das schon einmal passiert ist (es ging damals glaube ich auch um Messenger). Wie dem auch sei, zurück zum Thema.

          Ich möchte nur kurz anmerken, dass ich keinesfalls Riot über den grünen Klee loben möchte (der obige Beitrag war als Antwort auf Rainer gedacht, da meine Freunde sich zum Teil auch mit iOS abgeplagt haben) – ein perfektes Produkt gibt es leider nicht. Auch sehe ich zwischen Matrix und XMPP keine Glaubensfrage oder gar Konkurrenzkampf. Zu verschieden sind die Ansätze und ich würde mir wirklich wünschen, dass alle Leute früher oder später beide Protokolle oder zumindest eins von beiden nutzen werden.

          • Comment Avatar Kevin Spacebar sagt:

            So what? Dann müsste ich auch „ZENSUR!!1!“ schreien, mein sachbezogener Kommentar bzgl. Nonsense des Versuches, GMail zu blocken, wurde auch nicht veröffentlicht.

            Es ist nunmal das Hausrecht (und juristische Risiko -> „Zueigenmachen von Inhalten“) des Blogeigners, beliebige Kommentare zu veröffentlichen oder nicht.
            Ist dann schade um die Arbeit, aber man kennt das ‚Risiko‘ doch vorher.

          • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

            Kevin dein Kommentar war einfach abseits vom hier diskutierten Thema. Ich hatte bereits Thomas darauf hingewiesen und auf zwei Beiträge verlinkt, wo die Thematik nochmal erörtert wird.

            Aber jetzt an alle: Bitte beim Thema bleiben. Ich schalte die Kommentare ansonsten nicht frei, eigentlich ganz einfach.

  8. Comment Avatar r.roninia sagt:

    Die Diskussionen über den richtigen Messenger werden ideologisch geführt – wie denn auch sonst? Letztlich geht es bei der Wahl des Messengers nicht um Petitessen wie die Verletzung der individuellen Persönlichkeitsrechte beim Adressbuchupload, sondern darum, inwieweit wir uns in der Digitalisierung kollektive Güter bewahren können.
    Die abendländische Wertordnung basiert auf dem aristotelischen Konzept eines unveräußerlichen personalen Wesenskerns, der durch das Geschäftsmodell der privaten Massenüberwachung zur Ware gemacht wird.
    Private und staatliche, d. h. geheimdienstliche und militärische Massenüberwachung sind unübersehbar zwei Seiten eines militärisch-industriellen Komplexes, der permanent Technologie, Wissen und Personal austauscht. Private Massenüberwachung bedeutet daher immer eine Machtverschiebung von zivilien demokratischen Institutionen hin zu Diensten und Militär.
    Die großen Akteure der privaten Überwachungsindustrie sind transnationale Konzerne, die außerhalb der staatlichen Rechtsordnung operieren, also außerhalb des Rechts. Dies beschädigt die Rechtsgeltung, den Rechtsstaat, und lässt kollektive Arbeitnehmer- und Verbraucherschutzrechte zahnloser werden.

    Also kurz: bei der Frage nach dem richtigen Messenger geht es symbolisch und tatsächlich um weltanschauliche Fragen: Frieden, Demokratie, Menschenwürde, Rechtsstaat…

    Die Wahl des Messengers wäre nur dann eine Frage der individuellen, privaten (Geschmacks-)präferenz, wenn sie keine kollektiven Auswirkungen hätte. Die ideologischen Diskussionen sind daher unvermeidlich.

    Natürlich sind sich viele der Diskutanten nicht bewusst, warum sie mit Vehemenz, dafür oft ohne Argumente, eine bestimmte Position vertreten. Die Politikwissenschaft hat derartige Formierungsprozesse oft unterucht. Ergebnis: sie funktionieren.

    Wer vor 30 Jahren gegen die zivile Nutzung der Atomkraft war, stand auch häufig der Friedensbewegung nahe. Vice versa waren die Anhänger von Aufrüstung auch häufig für die zivile Nutzung der Atomkraft. Auch wenn den meisten Mitgliedern beider weltanschaulicher Lager damals nicht klar war, dass die zivile Nutzung der Atomkraft lediglich ihre militärische Verwendung ermöglichen sollte.

    Wer WhatsApp nutzt, gehört daher häufiger einem traditionell-statusorientierten oder hedonistischen Milieu an. Und wie immer, sind wir dazu verurteilt, uns mit diesen Menschen auseinander zu setzten, in schrillen, dümmlichen und anstrengenden Diskussionen – nennt man Demokratie.

    • Comment Avatar woodchuck sagt:

      Die Wahl eines Messengers ist letzten Endes auch eine politische Entscheidung. Wie auch die für oder gegen freie Software. Das weißt du, das weiß ich – die allermeisten würden den Gedanken extrem befremdlich finden. Und das ist der Grund dafür, das sie überhaupt keine Entscheidung treffen, denn entscheiden setzt ja ein informiertes Abwägen voraus.

      Die allermeisten benutzen schlicht WhatsApp, weil die allermeisten WhatsApp benutzen. Die allermeisten nutzen Windows oder Mac OS, weil das auf den allermeisten Geräten vorinstalliert ist, wenn sie sie kaufen.

      Deswegen sympathisiere ich auch sehr mit Menschen, die Threema, Telegram oder noch dubiosere Messengern mit E2E-Verschlüsselung benutzen. Es mag ihnen an der technischen Kompetenz fehlen, aber politisch sind sie offensichtlich wach, und das reicht mir fürs erste.

    • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

      Du siehst das »große Ganze«. Die meisten Menschen sind allerdings etwas einfacher gestrickt. Denen geht es nicht um symbolische und oder weltanschauliche Fragen bei der Nutzung eines Messengers. Der Durchschnittsnutzer möchte einen Messenger, mit dem er möglichst viele Leute erreichen kann. Die meisten Nutzer haben dies in WhatsApp gefunden.

      Ich kann mich woodchuck anschließen:

      Die Wahl eines Messengers ist letzten Endes auch eine politische Entscheidung. Wie auch die für oder gegen freie Software. Das weißt du, das weiß ich – die allermeisten würden den Gedanken extrem befremdlich finden. Und das ist der Grund dafür, das sie überhaupt keine Entscheidung treffen, denn entscheiden setzt ja ein informiertes Abwägen voraus.

  9. Comment Avatar SecUpwN sagt:

    Grüß‘ Dich, Mike! Ich lese nach wie vor mit und bin immer noch begeistert, wie Du die Leute da abholst, wo sie gerade stehen und deren Augen öffnest.

    Ohne die von Dir ungewollte Empfehlung abgeben zu wollen, würde ich mich sehr freuen, wenn Du vielleicht auch mal kurz über die „Weiterentwicklung von ChatSecure“ mit dem Namen „Zom“ (https://zom.im) aufklären könntest. Soweit ich das verstanden habe, verwendet Zom das gleiche Protokoll wie Conversations und soll sogar als plattformübergteifende Lösung zwischen Conversations auf dem Android und Zom auf dem iPhone funktionieren. In der Praxis musste ich jedoch feststellen, dass bei Zom auf dem iPhone regelmäßig die Verbindung manuell neu aufgebaut werden muss und dir Nachrichten ansonsten bis dahin auf dem Server schlummern. Schönheitsfehler?

    Schönes Wochenende!

    SecUpwN vom CellularPrivacy Project
    Android-App: https://cellularprivacy.github.io/Android-IMSI-Catcher-Detector/

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