Kommentar: Facebook und die fehlende Verantwortung von Politik und Co.

1. Die DatenkrakeFacebook verantwortungslos

Im Juni 2017 hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg bekanntgeben, dass Facebook von über 2 Milliarden Anwendern weltweit genutzt wird. An dieser Stelle können wir uns natürlich die Frage stellen, ob die Zahlen so stimmen und wie viele aktive Nutzer Facebook tatsächlich hat. Fakt ist: Zumindest der Aktienkurs von Facebook wächst kontinuierlich.

Persönlich halte ich diese Entwicklung für äußerst bedenklich. Facebook ist nichts anderes als ein gewinnorientiertes Unternehmen, dass mit Nutzerdaten bzw. vor allem mit der Einblendung interessenbezogen Werbung Rekordgewinne einstreicht. Was daran »sozial« im eigentlichen Sinne sein soll, habe ich noch nie verstanden.

Mit den fragwürdigen Geschäftspraktiken von Facebook möchte ich mich im vorliegenden Kommentar allerdings nur am Rande befassen. Vielmehr möchte ich einen Diskurs darüber anstoßen, ob es angemessen ist, dass Politik, öffentliche Institutionen und Medien auf einer Plattform wie Facebook vertreten sind. Handeln die Protagonisten damit nicht verantwortungslos und verlieren insbesondere Politiker damit nicht ihre Vorbildfunktion?

2. Facebook: Das Geschäft mit der Manipulation

Über Facebook wurde schon viel geschrieben, sowohl Gutes als auch Schlechtes. Aufgrund der hohen Verbreitung ist es kaum verwunderlich, dass Facebook ein fester Bestandteil gesellschaftlicher Debatten geworden ist – mal haben sie mit Datenschutz zu tun, mal mit den demokratischen Möglichkeiten, die die Plattform bietet und mal mit dem wirtschaftlichen Potenzial, das Facebook innewohnt.

Facebook ist ein Phänomen, dessen Geschäftsmodell darauf basiert, Nutzer möglichst lange auf der Seite zu halten, um möglichst viel Werbung auszuspielen. Aber nicht irgendeine Werbung, sondern interessenbezogene Werbung, die genau auf den Nutzer zugeschnitten ist. Damit das funktioniert, braucht die Plattform Daten von ihren Nutzern, die diese freiwillig zur Verfügung stellen – als Gegenleistung dürfen sie Facebook »kostenlos« nutzen. Die Nutzer des Dienstes sind also das eigentliche Produkt und der eigentliche Markt ist nicht der mit dem Endkunden, sondern der Markt mit den Werbekunden.

Die Einbindung interessenbezogener Werbung, aufgrund der Auswertung von Nutzerdaten, ist vielleicht noch eine eher harmlose Folge. Die wahre Gefahr liegt in der unkontrollierten und intransparenten Korrelation verschiedener Datenquellen, mit der Facebook in der Lage ist, menschliches Verhalten vorherzusagen. Bereits heute kann niemand genau sagen, ob der Algorithmus, der die Timeline für jeden Nutzer individuell zusammenstellt, nicht schon manipulativ eingreift und die Nutzer dadurch unterschwellig steuerbar werden. Für welche Zwecke Facebook die gesammelten Nutzerdaten »missbraucht«, belegen diverse interne Dokumente:

Wer die vorstehenden Beiträge gelesen hat, der wird sich danach vermutlich zweimal überlegen, ob er Facebook weiterhin nutzen möchte oder sein Konto doch besser löscht.

Facebook ist eine gierige Datenkrake – das ist ein unbestreitbarer Fakt. Wer Facebook nutzt, der sollte sich daher vor Augen führen, dass Informationen bzw. Daten das »Öl des 21. Jahrhunderts« sind. Die sozialen, ökonomischen aber auch kulturellen Folgen der systematischen »Förderung« der schier unbegrenzten Datensammlung durch modernste, »smarte« Technologien sind heute nicht einmal ansatzweise absehbar. Daher halte ich es für geradezu verwerflich, wenn Politik, öffentliche Institutionen und Medien als »Werbefigur« für Facebook auftreten, indem sie auf der Plattform vertreten sind.

3. Fehlende Verantwortung

Die im Folgenden geäußerte Kritik adressiert insbesondere Politik, öffentliche Institutionen und Medien. Grundsätzlich sollten sich allerdings auch Unternehmen, Vereine und Nichtregierungsorganisation offen und ehrlich mit der Frage auseinandersetzen, ob ihre Präsenz auf Facebook mit den eigenen Vorstellung von Moral und Verantwortung vereinbar ist.

3.1 Die Politik

In Anbetracht vergangener Verfehlungen, wie das Abschreiben von Doktorarbeiten und das Missbrauchen von Bonusmeilen für Privatzwecke, lässt sich trefflich darüber streiten, ob die Politik überhaupt als Vorbild geeignet ist. Für mich persönlich muss ein Politiker den höchsten Ansprüchen an Integrität und Anständigkeit genügen, denn immerhin handelt es sich um Personen, die für uns Gesetze machen und Entscheidungen von nationaler Bedeutung treffen. Ich würde fast soweit gehen und sagen, dass zwischen Politikern und der Gesellschaft, die sie wählt und bezahlt, ein »ethischer Vertrag« besteht, der weder gebrochen noch überstrapaziert werden sollte. Kurz: Ja, die Politik bzw. ein Politiker hat nach meiner Ansicht durchaus eine Vorbildfunktion und sollte sich dieser Rolle bewusst sein.

Jetzt möchte ich zu bedenken geben, ob Frank-Walter Steinmeier in seiner Rolle als Bundespräsident, dem eine gewisse Vorbildfunktion hoffentlich nicht abgesprochen wird, auf einem »sozialen« Netzwerk wie Facebook vertreten sein sollte? Oder ganz allgemein gefragt, ob die Politik bzw. Politiker auf Facebook vertreten sein sollten?

Nach meiner Auffassung wird jeder Politiker, der sich auf Facebook präsentiert, zur Werbefigur von Facebook – ob er das nun möchte oder nicht. Die Politik fördert damit ein Unternehmen, dessen Hauptinteresse darin besteht, die Privatsphäre von Mitgliedern und auch Nicht-Mitgliedern bis ins kleinste Detail zu durchleuchten und damit Umsatz zu machen. Ist diese Geschäftspraktik tatsächlich mit der Moralvorstellung einer Person vereinbar, die im öffentlichen Leben eine besondere Rolle einnimmt und der diesbezüglich eine Vorbildfunktion zukommt?

3.2 Öffentliche Institutionen

Doch nicht nur der Politik werfe ich ein verantwortungsloses Handeln und fehlende Moral vor, sondern auch den Rundfunkanstalten (ARD, ZDF und auch Radio) oder staatlichen Behörden. Dies sind – wie ist es auch anders zu erwarten – ebenfalls auf Facebook vertreten. Es vergeht kaum eine Talkshow oder Radiomoderation, in der die Zuschauer / Zuhörer nicht mindestens einmal auf Facebook aufmerksam gemacht werden. Diese permanente und kostenlose Werbung für Facebook halte ich für falsch. Wie kann es sein, dass Menschen dazu animiert werden, solche geschlossenen, auf Kommerz ausgerichteten Plattformen zu besuchen, zu nutzen oder sich womöglich noch dort anzumelden?

Gerade öffentliche Institutionen wie das Fernsehen und Radio sollten über mehr Medienkompetenz verfügen und sich fragen, ob sie mit ihrer Präsenz auf Facebook ihrer Vorbildfunktion noch gerecht werden können. Selbiges gilt für unsere Polizei, das Bundeskriminalamt und weitere staatlichen Behörden. Auch sie fördern mit ihrer Präsenz bei Facebook fragwürdige Geschäftspraktiken und vernebeln damit die Diskussion über das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.

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3.3 Journalismus: Die Medien im Internet

Journalisten beschwören gerne das Bild von Datenkraken wie Facebook und Google. Angesichts der eingebetteten Tracker auf diversen, einschlägig bekannten Nachrichtenportalen fällt es mir persönlich allerdings schwer, diese Berichterstattung tatsächlich ernst zu nehmen. Unzählige Nachrichtenportale und Blogs binden bspw. soziale Netzwerke bzw. deren Buttons direkt in die Webseite ein und leiten somit ungefragt Informationen über einen Nutzer an die Betreiber solcher Services weiter.

Diese Diskrepanz zwischen Berichterstattung und Webauftritt, bei dem der Facebook-Button prominent unter jedem Artikel eingeblendet wird, verdeutlicht das Dilemma der Medien: Ihnen ist Reichweite wichtiger, als auf die Einbindung der Social Media Buttons zu verzichten und damit ein Zeichen zu setzen. Bis das allerdings nicht geschieht, werte ich die kritische Berichterstattung über Facebook und Co. lediglich als heiße Luft.

4. Fazit

Mir ist bewusst, dass ich mit meinem Kommentar sicherlich wieder anecke, insbesondere bei den vielen Facebook-Nutzern. Ebenfalls ist mir bewusst, dass sich mit einem Kommentar das Problem nicht lösen lässt. Das ist auch gar nicht mein Anspruch. Wie eingangs erwähnt möchte ich einen Diskurs darüber anstoßen, ob es angemessen ist, dass sich Politik, öffentliche Institutionen und Medien auf einer Plattform wie Facebook präsentieren. Schlimmer: Ob es richtig ist, dass Menschen geradezu animiert werden, solche geschlossenen, auf Kommerz ausgerichteten Plattformen zu besuchen, zu nutzen oder sich womöglich noch dort anzumelden?

Unabhängig davon, wie der Diskurs nun ausfällt, wird eines in unserer Informationsgesellschaft immer wichtiger: Die Medienkompetenz. Würde unsere Gesellschaft ausreichend darüber verfügen (weil wir unter anderem an Schulen endlich ein eigenes Unterrichtsfach dafür einrichten), so wären geschlossene Plattformen wie Facebook, Twitter und Co. vermutlich längst (Internet-) Geschichte. An deren Stelle würden dann Plattformen wie Mastodon treten, bei denen die »Ausbeutung« der Nutzer nicht an erster Stelle steht, sondern der Vernetzungsgedanke und der freie Informationsaustausch.

Ich höre schon den ersten Einwurf:

Aber auf diesen Plattformen ist noch niemand!

Ja, richtig, da sind leider (noch) wenig Menschen vertreten. Das lässt sich unter anderem damit begründen, dass Politik, Medien und Co. damit beschäftigt sind als »Facebook-Werbefigur« aufzutreten, anstatt ihre öffentliche Präsenz dafür zu nutzen, um die Menschen für Plattformen zu begeistern, die die Bezeichnung »soziales Netzwerk« auch tatsächlich verdienen.

Bildquellen:

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Über den Autor | Kuketz

Mike Kuketz

In meiner freiberuflichen Tätigkeit als Pentester / Sicherheitsforscher (Kuketz IT-Security) schlüpfe ich in die Rolle eines »Hackers« und suche nach Schwachstellen in IT-Systemen, Webanwendungen und Apps (Android, iOS). Des Weiteren bin ich Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Dualen Hochschule Karlsruhe, sensibilisiere Menschen in Workshops und Schulungen für Sicherheit und Datenschutz und bin unter anderem auch als Autor für die Computerzeitschrift c’t tätig.

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Diskussion

41 Ergänzungen zu “Kommentar: Facebook und die fehlende Verantwortung von Politik und Co.”

  1. Comment Avatar Hubert Ell sagt:

    Ich stimme dir völlig zu, es ist dramatisch unverantwortlich, wie Merkel und andere Politiker, Lehrer, Ministerien, „seriöse“ Medien, Unternehmen und sogar manche „Datenschutzexperten“ durch die Anbringung der Facebook-Logos diesem den Anschein von Seriösität kostenlos geben.

    Junge Leute müssen verwirrt werden, ob der Grundlagen von Datenschutz und Menschenwürde. Facebookler sind für mich solche, die keine Hemmungen systematisch die Hosen runterzulassen. Die Folgen für ihre Fähigkeit in Zukunft noch verantwortliche Positionen zu übernehmen, als Politiker, Unternehmer, Richter oder Lehrer halte ich für fatal, denn: Sie müssen gehorsam bleiben! Jemand weiß zuviel über sie, hat Unmengen an Kompromat, das jederzeit, wenn jemand US-Interessen frustriert, anonym veröffentlicht werden kann.

    Da gibt es also viele, viele, die können schon jetzt nicht mehr anders, als sich merkelartig zu verhalten. Obwohl sie noch so jung sind, sind sie schon verbraucht. Die Karriere hat nicht einmal angefangen, doch sind sie schon ‚verpflichtet‘, ‚Rücksichten zu nehmen‘, wie ein alter Manager von dem seine Geschäftsfreunde wissen, dass er mit kreativer Steuergestaltung und Ähnlichem protzte …

    Volkswirtschaftlich und politisch ist es eine Katastrophe, weil wir dieses „Öl des 21. Jhdts“ längst sehr, sehr teuer gefiltert und aggregiert zurückkaufen. Unter anderem dafür hat Merkel 100 US-Datenanalyseunternehmen mitten unter uns in Deutschland „privilegiert“: https://www.heise.de/newsticker/meldung/NSA-Skandal-US-Unternehmen-duerfen-in-Deutschland-ueberwachen-2428984.html

    Wie nütztlich ist so ein „Abo“ bei denen für Merkel? Sie weiß stündlich genau, wie diese und jene Meldung bei der Bevölkerung ankommt. So kommt es plötzlich zum Atomwiederausstieg, zur Immigrationsoffensive – sie kann damit taktieren, hat ihr Ohr am Puls der Bürger …. perfekte Demokratie.

    • Comment Avatar Otto Normal sagt:

      »Öl des 21. Jahrhunderts«, »Katastrophe«? Das bringt mich auf einen Gedanken…

      Wenn ein Öltanker ein Leck hat, das ist das eine riesen Katastrophe. Genauso ist es bei Datenlecks.

      Während ein Ölteppich auf dem Meer aber allgemein sehr sichtbar ist, und auch die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzen-Welt medial ausgeschlachtet werden können, sind Daten jedoch leider unsichtbar. Darum werden die Katastrophen der Datenlecks vom Normalbürger nicht so wahr genommen und sind ihm nicht so bewusst. (Der Satiriker verwendet den Begriff »Datenreichtum«.)

  2. Comment Avatar Rafael sagt:

    Stimme voll und ganz zu!

    Vielleicht solltest du ne neue Serie ala „endlich sagts mal jemand machen“ ;). Gibt da noch ein Paar Themen über welche man den Leuten mal die Augen öffnen sollte.
    Hust Google, Microsoft, Apple Hust hust

    • Comment Avatar savant sagt:

      Da gibt es meiner Meinung nach nicht viel zu öffnen. Die Leute wissen es schon, aber es ist ihnen scheißegal. Wahlweise weil es jeder macht oder weil sie nichts zu verbergen haben. Manchmal mache ich mir der Spaß und entkräfte dieses Argument indem ich um das Smartphone samt PIN bitte. Ist dann auch immer die selbe Reaktion. Da weiß man echt nicht, ob man lachen oder weinen soll.

      • Comment Avatar Rafael sagt:

        Ja ich kenne diese Problematik, wenn ich mit sowas komme heisst es dann: Ja wenn du das anschauen kannst ist das was anderes, die NSA ist weit weg, solange die es nicht veröffentlichen ist es mir bei denen egal.

        Habe da noch keinen guten Konter gegen (ausser nem zünftigen Facepalm) gefunden :/.

  3. Comment Avatar Berno sagt:

    Ich will nicht zu überschwänglich loben, aber dein Beitrag zählt zu den besten, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ich muss dir auch uneingeschränkt recht geben. Eine gewisse Bigotterie steckt da schon drin, wenn gerade Redakteure als Aktivisten auftreten und das Recht auf Privatsphäre, mehr Datenschutz, Rechtssicherheit usw. einfordern, aber dann gleichzeitig auf Facebook, Google+ oder Twitter vertreten sind. Wenn man sie dann damit konfrontiert kommt oft nur:

    Unser Ziel ist es, dass wir gelesen werden, um etwas zu verändern und zu erreichen.

    Demnach ist also Reichweite wichtiger als Glaubwürdigkeit.

  4. Comment Avatar rjg sagt:

    Was ebenfalls bedenklich ist:
    Durch das oben beschriebene Auftreten von Behörden, Regierungsorganisationen, Politikern u.a. bei Facebook hat dieser ja eigentlich rein kommerzielle Dienstleister mittlerweile schon selbst fast einen offiziellen Status inne. Im Bewußtsein vieler Nutzer ist Facebook quasi schon zu einer neutralen Institution ähnlich einer Nichtregierungsorganisation geworden, also fast schon zu einer „UN des Internet“.

    Aber auch die o.g. „ethischen“ sozialen Medien, wie GNUSocial etc., bergen ebenfalls gewisse Gefahren, die einfach in der Natur dieser Technologie liegen. Auch hier muß man sich bewußt sein, daß man u. U. einen Teil seiner Privatsphäre aufgibt, was im Zusammenhang der IT-Sicherheit nicht nur datenschutzspezifische Fragen aufwirft, sondern durchaus aus sicherheitsrelevant sein kann. Und das muß nicht nur unbedingt die IT-Sicherheit betreffen.
    Auch bei GNUSocial gilt: Wenn ich allen unter Klarnamen mitteile, daß ich gerade im Urlaub bin und ein Bekannter nur jeden Sonntag zum Blumengießen vorbeikommt und man aus anderen Posts erschließen kann, wo ich wohne, handele ich auch hier grob fahrlässig, selbst wenn ich auf einer „ethischen Plattform“ unterwegs bin.

  5. Comment Avatar Retrofuturist sagt:

    Lieber Mike,

    Kudos fuer deinen Kommentar. In meinen Augen liegst du mit deiner Einschaetzung absolut richtig. Im Abgleich mit meinen praktischen Erfahrungen und Beobachtungen muss ich aber leider konstatieren: der Mehrheit der Weltbevoelkerung sind Tatsachen, und seien sie noch so gut belegt und unterfuettert, schlichtweg egal. Ob die Privatsphaere nun von Wirtschaftsunternehmen oder der Politik unterwandert wird, scheint ebenfalls egal zu sein. Siehe dazu aktuelles Projekt der Polizei Berlin, den Bahnhof Suedkreuz mit Gesichtserkennung zu ueberwachen: die Zahl der freiwillig (!) Teilnehmenden lag ueber den Erwartungen der Polizei. Warum? Als „Dankeschoen“ fuer die Teilnahme gab es einen Amazon-Einkaufsgutschein…

    Und hier sind wir schon beim naechsten Punkt. Medienkompetenz (oder besser formuliert Mangel derselben) ist sicherlich mit im Spiel, die Konsumentenverfuehrung durch Payback- und „Treue“-Karten scheint mir aber ebenso wichtig zu sein. Die altbekannte Formel lautet „Daten gegen Discount“ und zieht natuerlich auch bei Facebook, Whatsapp, Snap, Musical.ly und so weiter. Der/die Nutzer_in/Benutzte hat das Gefuehl, eine Belohnung zu bekommen, da er/sie fuer den Dienst ja nix (oder weniger) zahlen muss.

    Natuerlich gibt es freie Software und Dienstleister, die Aehnliches ohne Abzocke anbieten. Wer sich ein wenig mit der Materie beschaeftigt, weiss das in aller Regel und nutzt bei Bedarf solche Loesungen. Das ist aber nun einmal nicht die breite Masse der Internetnutzer, und ich fuerchte, das wird auch so bleiben.

    Trotzdem vielen Dank fuer deinen Artikel, man kann das Thema nicht oft genug ansprechen.

    Keep up the good work, RF

  6. Comment Avatar Danilo sagt:

    Hallo Mike!

    Wieder ein sehr guter Beitrag, welcher inhaltlich den Nagel voll auf den Kopf trifft.

    Ganz viele Menschen, nicht nur Politiker (Zwischenfrage: Kann man Politiker überhaupt als humanoide Lebensform der Gattung «Mensch» zuordnen?), finden Google, Facebook & WhatsApp, Twitter und Co. «geil». Ganz und gar nicht «geil» ist der Verstand dieser Menschen. Der muß irgendwo und irgendwann gänzlich verloren gegangen sein.

    Und mehr habe ich dazu auch nicht zu sagen.

    Mit besten Grüssen

    Danilo

  7. Comment Avatar noc.jfcbs sagt:

    Ausgezeichnet wie immer! …und leider so zutreffend, gerade auch bezüglich der Auftritte von Politikern, Behörden und öffentlich-rechtlichen Medienanstalten.

  8. Comment Avatar savant sagt:

    Ich möchte darauf hinweisen, dass es für Seitenbetreiber 2-Klick-Buttons gibt, die die Daten der Nutzer erst bei einem zusätzlichen Klick an Facebook & co. übermitteln. Eine solche Lösung heißt Shariff und kommt von Heise.

    Social-Media-Buttons datenschutzkonform nutzenY

  9. Comment Avatar Miro sagt:

    Meine Rede.

    Medienkompetenz ist das eine, sich aktiv den aufmerksamkeitslenkenden Reizen entziehen das andere. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass TV und News einen extrem anziehenden Effekt haben. Wenn irgendwo ein Fernseher läuft, muss man immer wieder hin sehen. Ich lese immer wieder Gratis-News-Zeitungen, obwohl a) nichts relevantes und b) nichts interessantes darin steht.

    Mit meinem Facebook-Account war es das gleiche. Man checkt immer wieder seinen Feed, verschwendet eine ganze Stunde mit sinnlosen Links und Bildern. Ich habe das ziemlich lange mitgemacht. Eine Zeitlang musste man für die „lustigen Bilder“ sogar auf einen Link klicken und ein Werbevideo ansehen. Nicht auszuhalten. Mich hat das schon damals ziemlich gestört. Trotzdem dauerte es noch eine ganze Weile, bis ich mich von Facebook lossagte.
    Siehe da, ich hab’s nicht einen Tag vermisst. Warum hat es dann so lange gedauert?

    Was ich damit sagen will: Der Mensch ist News-geil. Facebook bedient dieses Bedürfnis. Und deshalb loggen sich auch viele medienkompetenten User immer wieder ein.
    Damit sich die breite Masse ändert, muss meiner Meinung nach etwas „Interessantes“ her. Sonst reicht Medienkompetenz allein nicht genug.

    Zur Politiker-Frage: Das halte ich für höchst bedenklich. Aber die meisten Politiker passen gut hinein, da sie anstatt die Welt zu verbessern nur ein grosses Werbeschild für sich selbst und für Lobbyisten sind. Politiker profitieren viel zu sehr von ihrer Arbeit, um irgendetwas zu ändern (zu müssen).

    Früher oder später wird Facebook für mich ein Killer-Argument werden. Ohne Gegenbewegung ist die Auswahl aber zu klein.

    Cheers

  10. Comment Avatar Lou sagt:

    Es geht eben um soziale Vernetzung und wer sich selbst nicht ausschliessen will, ist halt bei Facebook.
    Über Facebook erfahre ich die Tourdaten einer abgefahrenen Indieband aus Kanada, lese Kommentare einer subversiven Autorin aus Zürich, bekomme neuste Infos eines feministischen Kunstprojekts aus Wien – das ist großartig und bereichert mich kulturell, politisch und sozial.
    Facebook ist schlau konstruiert, seinen Nutzern pauschal Medienkompetenz abzusprechen ist Blödsinn und bringt uns nicht weiter.

    Die meisten Leute wissen Bescheid wie Facebook funktioniert. Es ist ihnen auch nicht egal. Wie beim Klimathema sind die Konsequenzen lediglich zu abstrakt als dass es die aktuellen Vorteile aufwiegen würde.
    Jeder hat andere Prioritäten.

    Die Frage ist, wie man produktiv aufklärt (zb ganz sicher nicht, indem man die Nutzer als dumm und ungebildet darstellt) und wie eine attraktive Alternative aussehen muss.

    • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

      Ich wollte mit meinem Kommentar Facebook-Nutzer nicht als dumm darstellen. Falls das so rüberkam, dann tut es mir Leid.

      Die Tourdaten etc. würdest du im übrigen auch über die Alternative Diaspora und Co. erfahren, sofern die Verantwortlichen bereit wären, diese Plattform mit Inhalten zu befüllen. Im übrigen ging es mir im Kommentar nicht um die Privatnutzung von Facebook. Das ist und bleibt die freie Entscheidung eines jeden einzelnen. Was meiner Ansicht nach allerdings nicht okay ist, dass Politik, Medien und Co. Werbung für eine Plattform machen, deren Ziel die »Ausbeutung« der Nutzer ist.

      • Comment Avatar Lou sagt:

        Diese Art von Aufmerksamkeitsökonomie entspricht halt dem Zeitgeist. Und Politik funktioniert so.
        Klar ist es „Ausbeutung“. Aber die findet in Form von Meinungsmache über Werbung etc. auf ähnliche Weise schon immer in den Medien statt, was keine Rechtfertigung sein soll. Ich will nur sagen, dass das nichts Neues ist. Das hier ist einfach eine Stufe härter.

        Ich finds gut, wenn Leute aufklären. Nur wie erreicht man die Leute, die der Aufklärung bedürfen?
        Über Facebook? Erreicht man die überhaupt?
        Hier drin und allgemein in „Ökokreisen“ herrscht ja fast Konsens.

        Andererseits findet ein politischer Aktionismus über FB statt, der sonst nicht denkbar wäre, beispielsweise Unterschriftenkampagnen gegen „Monsanto“ etc. FB ermöglich globale Vernetzung im Guten wie im Schlechten.

        @Mike
        Mein Post war eher auf die Gesamtdiskussion bezogen, in der einige Stimmen FB und seine Nutzer pauschal aburteilen.

        Diaspora ist keine Alternative, solange FB populärer ist. Auch alle Nicht-Mainstream-Strömungen nutzen FB, weil dort einfach alle Leute sind. Es müssten erstmal alle Leute umziehen. Aber was wäre der Anreiz für einen Massenumzug?
        Dass man in 2 Netzwerken gleichzeitig aktiv ist, halte ich für unrealistisch da unattraktiv.

      • Comment Avatar Cyberpunk sagt:

        Für den einzelnen Facebook-Nutzer mag die enthemmte Content-Produktion sein frei gewähltes (masochistisches) Privatvergnügen sein, doch hat dieses Verhalten gravierende gesamtgesellschaftliche Konsequenzen. Denn ab einer kritischen Masse von Teilnehmern, die bekanntlich alle nichts zu verbergen haben, werden auch die Non-Konformisten durch den immensen Anpassungsdruck in die Überwachung gezwungen. Dann geht es nicht mehr nur um albernen Cat Content sondern um soziale Kontrolle und das Ende der persönlichen Freiheit – und das nicht nur im Internet.

        @Lou
        Einspruch! Die meisten Leute wissen nicht mal ansatzweise Bescheid, wie das System Facebook „funktioniert“. Wollen die meisten Leute auch gar nicht wissen. Die zahlreich kursierten Euphemismen sowie die von Politiken und Medienvertretern propagierten Heilsversprechen auf grenzenloses Wachstum durch die Aufgabe der Privatsphäre und Datensparsamkeit sprechen eine deutliche Sprache. Hauptsache man ist dabei und jede Woche gibt’s die neuesten WhatsApp-Features frei WLAN für alle.

        Follow the white rabbit: Facebook Research – Share Foundation 2017

  11. Comment Avatar Marcel sagt:

    Ich muss dir hier leider widersprechen: Solange Politiker nicht ausschließlich auf Facebook kommunizieren, halte ich dies sogar für wünschenswert.

    Es ist heutzutage leider ein Fakt, dass Teile der Bevölkerung fast ausschließlich über „soziale“ Medien ansprechbar sind. (Inwieweit dies mit der Bildungspolitik in Verbindung steht ist durchaus diskutabel.) Des Weiteren wird es immer Parteien wie die AFD oder die NPD geben, welche keinen Wert auf Verantwortung oder Integrität legen. Würden sich nun verantwortungsvolle Parteien aus den „sozialen“ Medien zurückziehen, hätte dies damit zur Folge, dass diese Bevölkerungsschichten nur noch von den verantwortungslosen Parteien angesprochen würden. Und wollen wir das wirklich?

  12. Comment Avatar Echse sagt:

    Hi Mike,

    volle 100% Zustimmung für deinen Kommentar zu diesen Thema. ..

    Greetz, Echse

  13. Comment Avatar ojrandom sagt:

    GNUSocial, Mastodon und Diaspora

    Empfehlung https://project.hubzilla.org/page/hubzilla/hubzilla-project

    Schon jahrelang „produktiv“ mit Funktionen, die andere noch planen
    – Klonen der ID auf mehrere Server („nomadische Identität“)
    – Import/Export der ID und Daten in Datei (USB)
    – Einfache Installation auf eigenem Server (hab selbst einen)

    Es wäre schön, wenn Du auch diese Software mal erwähnen würdest. Vielleicht sogar mal als Pentester anschauen und einen Kommentar abgeben?

    • Comment Avatar Mayasaki sagt:

      Habe mir die Hubzilla-Seite angeschaut. Obwohl ich einigermaßen schlau bin, bin ich aus dem Konzept nicht ganz schlau geworden. Ist das nun wie Twitter, Facebook oder Google+ ? 99% der Menschen dürften mit dem selben Problem konfrontiert sein. Warum kann man es nicht einfacher beschreiben?

  14. Comment Avatar Erik sagt:

    Als regelmäßiger SWR3 Hörer ärgere ich mich immer wieder, dass dazu aufgefordert wird die SWR3 Facebook-Seite zu besuchen oder den Sender per WhatsApp zu kontaktieren. Von einem ÖR-Sender erwarte ich eigentlich, dass er sich neutral verhält und seinen Beitrag zu allgemeinen Medienkompetenz leistet – leider ist das nicht der Fall.
    Vor einigen Wochen habe ich dann den SWR3 angeschrieben, um meinem Unmut Luft zu machen. Es vergingen ein paar Tage und dann erhielt ich folgende Antwort, die ich euch nicht vorenthalten will:

    Lieber XXXXXX,

    vielen Dank für Deine kritische Nachfrage. WhatsApp ist einer der größten Messenger-Dienste auf dem Markt, deswegen bietet SWR3 seinen Hörern und Nutzern die Möglichkeit, uns auch auf diesem Wege zu erreichen. Wir sind uns über die datenschutztechnischen Implikationen im Klaren und weisen darauf auch regelmäßig in unserem Programm und auf unseren Online-Angeboten darauf hin. Viele Menschen nutzen WhatsApp trotz dessen – für diese Nutzer ist dieser Kanal eines von mehreren Angeboten.

    Daneben bieten wir natürlich auch Kontaktmöglichkeiten, die ohne einen „Mittelsmann“ – wie WhatsApp mit seinen eigenen Datenschutzbestimmungen – auskommen. Im konkreten Falle sind das z. B. SWR3 Mail ins Studio, sowie die SWR3 App.

    Letztendlich entscheidet jeder Nutzer selbst, wie er oder sie uns kontaktiert. Wir versuchen unser Angebot ständig zu optimieren und dort erreichbar zu sein, wo auch unsere Nutzer sind. Somit möchte ich auch nicht ausschließen, dass wir in Zukunft auch Messenger wie Telegram oder Threema mit in unser Portfolio aufnehmen.

    Weiterhin viel Freude mit dem Programm von SWR3!

    Liebe Grüße
    das SWR3 Team
    i.A. XXXXXXXXX

    SWR
    Südwestrundfunk
    Hans-Bredow-Straße
    76530 Baden-Baden

    Auch wenn die Antwort keine Besserung erwarten lässt, so fand ich es doch erfreulich, dass man sich mit kritischen Meinungen auseinandersetzt.
    Ich denke man muss sich einfach mehr engagieren, wenn man an der Situation mittel-/langfristig etwas ändern will. Wie heisst es so schön: „Steter Tropfen höhlt den Stein“ – In diesem Sinne kann ich auch nur jeden auffordern, den entsprechenden Stellen seinen Missfallen kund zu tun – aber bitte kein „Hassposting“, schließlich ist es ja als konstruktive Kritik gedacht.

    Es macht immer wieder Spass deine Interessanten Artikel zu lesen – weiter so!

    • Comment Avatar Joe sagt:

      Das ist eine typische Antwort des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Nur verkennt man dort die eigentliche Aufgabe eines „zwangsfinanzierten“ Rundfunkwesens ! “ Die Leute wollen das “ ist ein Totschlagargument. Das begegnet einem sehr häufig in Antworten des ÖR.
      Ich finde es skandalös, dass mit meinen Zwangsgebühren die Auftritte der ÖR z.B. auf Facebook finanziert werden. Erst damit macht man diese Plattformen zu dem was sie sind (oder vorgeben zu sein). Der ÖR hat hier Vorbildfunktion, denn er ist kein klassisches Wirtschaftsunternehmen das von Klickzahlen lebt. Der ÖR hat die Möglichkeit und vor allem die finanziellen Mittel eine eigene Plattform zur Kommunikation mit seinen Zuhörern/schauern aufzubauen. Sich Facebook, WhatsApp… zu bedienen weil da „viele“ sind ist ein wirklich starkes Stück. Und die Kommentare aus Facebook in diversen Sendungen (z.B. hart aber fair) auch noch im TV vorzulesen und Gegenstand von Diskussionen zu machen…mir bleibt wirklich die Sprache weg. Und die Politik ? Die sorgt dafür, dass dort keine „falschen“ Kommentare gepostet werden. Facebook heuert Dienstleisterflotten mit zig 1000 Mitarbeitern an, die sich als pseudo-staatsanwaltschaftliche Löschteams echauffieren.
      Hier werden alle Grundregeln außer Kraft gesetzt – und damit meine ich, dass wir seit Jahren eine Erosion des Rechts und der Verfassung erleben. Es hat mit dem Thema Europa/Euro begonnen, ging weiter über das Thema Migration und der Dauerbrenner sind massive Eingriffe in Grundrechte – abgesegnet von Parlamentariern, die sich den Luxus leisten, auf die Verfassung und die Wähler zu pfeifen. Und am 24.9. sollen wir alle das absegnen und ( ex tunc ) legitimieren. Motto: Ihr habt alles richtig gemacht – hier ist meine Stimme.

  15. Comment Avatar Klaus sagt:

    Ich denke auch, das man sich nicht aus den Mainstream-Kanälen rausziehen sollte. Könnte man nicht einen Client schaffen, der auf allen Diensten parallel die Nachrichten postet? So wie bei einer Email mit einer Empfängerliste.

    Aber hier ergibt sich das Problem, das es nicht den EINEN Diaspora, Mastodon e.t.c. Server gibt. Da müsste der Bundespräsident, die ÖRs und die Parteien selber nen Server aufsetzen oder einen Externen auswählen. Das könnte dann wohl nur die Telekom sein, die „unabhängig“ genug ist.

    Also ganz so einfach geht es nicht, aber es ist durchaus lösbar.

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      Es müsste ja nicht jeder einen eigenen Diaspora-Server aufsetzen – EIN staatlicher oder eu-gehosteter Pot würde ja reichen. Da können sich dann alle anmelden, die dem politischen System hinreichend viel Vertrauen entgegenbringen (was man einem Berufspolitiker oder einer Behörde nun schon abverlangen kann), und alle anderen Diaspora-Nutzer können die Inhalte sehen.

      So ein staatlicher Social Media-Anbieter hätte aber was. Die könnten dann auch gleich noch ein Gegenmodell zu Youtube aufsetzen, wo wir unsere aus öffentlich-rechtlichen Mitteln finanzierten Produktionen anschauen können, ohne dass irgendwer das semi-legal mitstreamen und hochladen muss.

  16. Comment Avatar Markus sagt:

    Recht hast Du, Mike!

    Neben der moralischen Seite, frage ich mich, ob das nicht auch strafrechtlich fragwürdig ist:

    Dass ein ausländisches Unternehmen ohne Not derart unterstützt wird, könnte durchaus als Veruntreuung von Steuergeldern angesehen werden.

    Dass öffentlich-rechtliche Medienanstalten auf Facebook verweisen, könnte durchaus als Schleichwerbung betrachtet werden.

    Dass amtierende deutsche Politiker auf Facebook aktiv sind, könnte durchaus auch als Unterstützung zur Steuerhinterziehung gewertet werden.

    Dass ausgerechnet Facebook mit der Kontrolle von Fake-Nachrichten und damit zur Durchsetzung des Netzdurchdringungsgesetzt beauftragt wird, ist doch reinste Realsatire, wo doch eine der größten, wenn nicht die größte – nämlich 22 Mrd Dollar schwere – Falschmeldungen von Facebook selbst stammt: https://www.zeit.de/digital/datenschutz/2017-05/datenschutz-facebook-whatsapp-uebernahme-eu-kommission-strafe

  17. Comment Avatar W. sagt:

    Hallo, Mike,
    wieder sehr informativ,
    nur leider sind wahrscheinlich die, die angesprochen sind, hier nicht unterwegs und bekommen es so auch nicht mit.
    Mit Facebook ist es wie mit Whatsapp, jeder weiss oder ahnt in unterschiedlichem Umfang, das er ausspioniert und benutzt wird, aber es ist trotzdem fast jedem egal, „weil er ja nichts zu verbergen hat“ – der dümmste Spruch seit Jahren!

  18. Comment Avatar René Brunner sagt:

    Es wird wahrscheinlich nicht soweit kommen, und deshalb wird meine Neugier wohl unbefriedigt bleiben, aber es würde mich wirklich sehr interessieren, was herauskäme, wenn die User massenweise wechseln würden:

    Sagen wir, Diaspora hätte in 2 Jahren oder so 1 Milliarde User, die dank um sich greifender Medienkompetenz von Facebook scharenweise dorthin abwandern.

    Ich vermute stark, dass hätte zur Folge, dass über kurz oder lang dort ähnliche Probleme entstehen würden wie bei Facebook. Warum? Weil 1 Milliarde User einfach einen so riesigen Sog auslösen, dass viele, viele Parteien nicht eher ruhen würden, bis sie einen Weg gefunden hätten, davon finanziell zu profitieren.

    Meiner Meinung nach können 1 Milliarde User einfach nicht privat und in Ruhe Informationen untereinander austauschen, ohne dass der Kommerz früher oder später in diese Sphäre einbricht, und dann geht es wieder los mit dem Erschleichen von Informationen im Interesse möglichst zielgerichteter und damit lukrativer Werbung.

    Das soll jetzt nicht heissen, dass sämtliche Bemühungen, etwas Besseres als Facebook zu finden, für die Katz sind. Ich denke lediglich, man sollte sich nicht Illusionen hingeben. Der Kampf Privatsphäre gegen Kommerz ist nicht ein für alle Mal zu gewinnen, und gut ist. Er wird uns auf Dauer erhalten bleiben.

  19. Comment Avatar Jan sagt:

    Hey zusammen

    Da das Wort bisher noch nicht gefallen ist: „Microtargeting“, davon profitieren auch Deutsche Politiker. Vor einer weile habe ich einen Bericht gesehen (weis leider den Sender/Titel nicht mehr) im dem ein CDU Politiker verschiedene Werbebotschaften hat verschicken lassen.
    1. An das „AFD-Klientel“: „Ich bin dafür Ausengrenzen zu sichern!“
    2. An den „Familienmensch“: Meine Partei Steht für zusammenhalt und soziale Gerechtigkeit“.


    usw.
    Für jeden Wähler die passende Botschaft. Für mich hat das nichts mehr mit Demokratie zu tun. Das ist reiner Stimmenfang.

  20. Comment Avatar JELEWA.de sagt:

    Mir ist bewusst, dass ich mit meinem Kommentar sicherlich wieder anecke, insbesondere bei den vielen Facebook-Nutzern.

    Aber nicht doch, man kann es weder ganz aussen vor lassen noch uneingeschränkt nutzen, um eben nicht (noch mehr) zum Produkt zu werden, zumindest über das hinaus, was die Impressumspflicht ohnehin erfordert.

    Links zu G+, Facebook oder Twitter unter jedem Artikel verbieten sich aber ohnehin, schon aus Performance-Gründen, es folgt ein schlechtes „Karma“ bei GTmetrix, von Observatory by Mozilla mal ganz zu schweigen.

  21. Comment Avatar Homer S. sagt:

    Vielleicht müssen wir einfach zur Kenntnis nehmen, dass die vorherrschenden Verstärkersysteme eine Veränderung in unserem Sinne nicht sonderlich begünstigen. Bei der Bundesrepublik handelt es sich um einen Staatsentwurf, dem zwei Ziele in die Wiege gelegt wurden: a) Demokratie, b) (soziale) Marktwirtschaft.

    Ich vermute, dass die Facebookisierung der Welt uns lediglich mit der Nase auf die inneren Widersprüche dieses Entwurfes stößt. Z.B. dass die sich durchgesetzte Form von Marktwirtschaft sich auf kurzfristige Konsequenzen von politischem Verhalten konzentriert, (freiheitlich) demokratisches Denken und Handeln aber notwendigerweise an langfristigen Konsequenzen orientiert sein muss.
    Dieser Unterschied könnte allein schon erklären, warum auf lange Sicht die freiheitlichen/emanzipatorischen Werte einer für demokratisch erklärten Marktwirtschaft erodieren und sich konsumistische Motivationen exponentiell auszubreiten scheinen. Zumindest wenn eine bewusste Regulation zum Erhalt des angestrebten Gleichgewichts von den Machthabenden abgelehnt wird.

  22. Comment Avatar Dude sagt:

    „Mir ist bewusst, dass ich mit meinem Kommentar sicherlich wieder anecke“

    Da hast Du zumindest partiell recht, obwohl Dein Punkt mit der Gratis-Werbung sehr entscheidend, und bisher noch viel zu selten bedacht wurde/wird.

    Was die Politkasperl betrifft, ist die Lösung die gleiche wie bei den Kalbtänzer-Konsumisten – ganz simpel.
    Ich sag’s schon seit Jahren…
    https://dudeweblog.wordpress.com/2014/09/09/wieso-das-hackfressenbuch-konsequent-zu-boykottieren-ist/

  23. Comment Avatar Ernst sagt:

    Ausgezeichneter Beitrag, der mich persönlich wieder sehr zum Nachdenken über die Facebook-„Datenkrake“ veranlasst hat. Danke!

  24. Comment Avatar Erik sagt:

    Es ist wirklich interessant wie unterschiedlich Antworten ausfallen können. Ich habe mich bei Spiegel Online erkundigt, warum man keine Möglichkeit anbietet, Inhalte auch mit Diaspora* zu teilen und bekam folgende Antwort:

    Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

    wir bedanken uns für Ihre E-Mail.

    Alle an SPIEGEL ONLINE gerichteten Zuschriften werden an die zuständigen Fachressorts weitergeleitet, damit wichtige Hinweise und Anregungen nicht
    verloren gehen. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass Sie wegen der großen Zahl von Zuschriften möglicherweise keine persönliche Antwort bekommen werden. Ihr Anliegen wird aber von der Redaktion zur Kenntnis genommen.

    Bei SPIEGEL ONLINE gibt es statt einer Leserbrief-Ecke ein Forum. Wenn Sie über ein Thema öffentlich mit anderen Spiegel-Online Lesern diskutieren möchten, empfehlen wir Ihnen sich dort zu registrieren: http://www.spiegel.de/forum/
    Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich gern an spiegel_online@spiegel.de.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ihr SPIEGEL-ONLINE-Team

    Da habe ich schon fast ein schlechtes gewissen die viel beschäftigte Redaktion mit meinem Anliegen belästigt zu haben – was bleibt, ist das „gute Gefühl“, dass mein Anliegen „von der Redaktion zur Kenntnis genommen wurde“ – ich frage mich gerade wie wohl meine Kunden reagieren würden, wenn ich auf eine Reklamation so antworten würde.
    Wäre Winfried Bornemann erst heute auf die Idee gekommen, seine unterhaltsamen Briefe an Firmen zu schreiben, niemand hätte ihm geantwortet.

  25. Comment Avatar Cyberpunk sagt:

    Integrität? Verantwortung? Vorbildfunktion? Moralische Kategorien sind für diese Gesinnungsopportunisten der digitalen Transformation doch wohl eher Neuland. Spätestens wenn der Score die Kontrolle über sämtliche Lebensbereiche übernommen hat, wird der zum Produkt seiner selbst quantifizierte Mainstream den Algorithmus hinter den hübsch bunten Bedieneroberflächen in letzter Konsequenz kennenlernen oder frei nach Berthold Brecht:

    Die Bürger werden eines Tages nicht nur die Worte und Taten der Politiker und Medienelite zu bereuen haben, sondern auch die obsessive Ignoranz der Mehrheit.

  26. Comment Avatar Anonymous sagt:

    Wo wir bei der Verantwortung sind…..

    Ich halte es fragwürdig ob unsere Daten generell in anderen Sozialen Netzen besser aufgehoben sind. Datenvermeidung wäre doch die richtige Taktik?

    Btw: Gestern wurde im MUC über Snowden’s Twitter Auftritt diskutiert. Warum gibt es hierüber eigentlich keine Diskussion??

    • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

      Da müssen wir differenzieren. Zunächst einmal muss überhaupt mal gerklärt werden, was ein »soziales Netzwerk« ist. Die meisten werden diese Frage wohl mit einem Beispiel beantworten und Facebook aus dem Hut zaubern. Für mich persönlich wird der Begriff »sozial« allerdings von Facebook pervertiert. Sozial ist da in meinen Augen gar nichts mehr.

      Nun zu den Alternativen wie Diaspora, Mastodon und Co. Sind diese besser? Ich meine ja. Weil eben dahinter kein Unternehmen steckt, dass jeden Klick, jeden Like und jede Webseite, die jemand besucht, auswertet und analysiert. Was man dann dort teilt – nun dafür ist jeder selbst verantwortlich. Auch die Nutzung von Alternativen setzt Medienkompetenz vorraus.

      Und Snowden auf Twitter mag ich auch nicht. Gerade Snowden könnte seine Bekanntheit dafür nutzen, um die Leute mal auf »sozialere« Alternativen aufmerksam zu machen.

  27. Comment Avatar Masajaki sagt:

    Danke für die mahnenden Worte Herr Kuketz.

    Mal aus einer anderen Perspektive betrachtet: Sollte man Facebook und co. wirklich denjenigen überlassen, die andauernd Katzenbilder posten? Wenn alle Menschen mit interessanten Meinungen aus Facebook Twitter und co. austreten, wid die Welt nicht besser, im Gegenteil. Aber ich gebe Ihnen Recht, dass VIPs auf bessere Netzwerke aufmerksam machen sollten. Wer zu viel persönliches preisgibt, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

    Oder noch besser: Sie starten ein Crowdfunding Projekt für ein alternatives, wirkliches Sozialnetzwerk, das die Mehrheit der Menschen anspricht und auch leichtzu bedienen ist :)

    • Comment Avatar Thomas sagt:

      Sollte man Facebook und co. wirklich denjenigen überlassen, die andauernd Katzenbilder posten? Wenn alle Menschen mit interessanten Meinungen aus Facebook Twitter und co. austreten, wid die Welt nicht besser, im Gegenteil.

      Es ging ja nicht um Privatpersonen, sondern um Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens, bzw. Institutionen.

      Aber das mit den „interessanten Meinungen“ verstehe ich nicht so recht. Facebook ist ja keine Bastion der freien Meinungsäußerung, im Gegenteil: die US-Regierung schöpft ungeniert Daten ab (PRISM) und Deutschland verhängt seit neuestem drakonische Strafen, wenn pöse Inhalte nicht schnell genug gelöscht werden. Sollte nicht gerade jemand mit einer „interessanten“, möglicherweise nicht massenkompatiblen Meinung eine unabhngigere Diskussionsplattform bevorzugen?

      Außerdem sehen die Meldungen ja zuallererstmal Freunde oder Leute, die der Filter-Algorithmus als hinreichend meinungskompatibel einstuft. Insofern ist jede eine Meinungsäußerung auf Facebook „preaching to the save“.

      Oder noch besser: Sie starten ein Crowdfunding Projekt für ein alternatives, wirkliches Sozialnetzwerk, das die Mehrheit der Menschen anspricht und auch leichtzu bedienen ist :)

      „Leicht zu bedienen“ ist für mich ein nachvollziehbares Argument für WhatsApp. Alternativen wie Conversations / XMPP sind allein schon durch ihre Dezentralität etwas aufwändiger einzurichten und leider etwas sperrig zu bedienen…

      ABER: Was ist denn an Facebook so besonders bedienerfreundlich? Die Seite lädt permanent nervige Dropdowns/Popups, die Menü-Punkte ändern sich ständig, die Anzeige im Stream ist absolut nicht nachvollziehbar — wodurch man Meldungen von Freunden und abonierten Seiten verpasst — und die Seite bettelt penetrant nach mehr Informationen („Gib Deine Handynummer an! Wo bist Du zur Schule gegangen? Möchtest Du unsere Messenger-App installieren?“ – als wüsste Facebook die Antworten auf all diese Fragen nicht längst).

      Diaspora ist *mindestens* genauso leicht zu bedienen wie Facebook (wenn man nicht gerade einen eigenen Pod aufsetzen will) und die Haupt-Aufgabe — nämlich im Stream abonierte Inhalte zu verfolgen — wird sogar noch besser erfüllt.

      …und das von mir als bekennendem Facebook-User… ;)

      • Comment Avatar Masajaki sagt:

        Mir sind all deine genannten Kritikpunkte bekannt. Es ging nur um die Masse der FB-user, die nun mal in der dortigen Welt gefangen sind und nicht ohne weiteres ausbrechen können. Meine Idee war, in FB versuchen auf die Misstände aufmerksam zu machen und alternativen zu präsentieren. Natürlich kann man als VIP auch unbekannte Netzwerke benutzen und seine „Privatssphäre“ (gibts das noch?) schützen, aber momentan kann man so niemanden erreichen. Dein Argument mit der Filterblase in FB stimmt, allerdings nützt es auch nichts wenn man in Netzwerken wie Diaspora lediglich sein eigenes Echo hört, etwas übertrieben formuliert.

        Kurz gesprochen: FB und Twitter sollten auch kritisch gesinnte VIPs benutzen und nebenbei auf Alternativen verweisen. Später kann man den Umstieg wagen, samt seinen Followern hoffentlich.

  28. Comment Avatar Klimbim sagt:

    Da müssen wir differenzieren. Zunächst einmal muss überhaupt mal gerklärt werden, was ein »soziales Netzwerk« ist. Die meisten werden diese Frage wohl mit einem Beispiel beantworten und Facebook aus dem Hut zaubern. Für mich persönlich wird der Begriff »sozial« allerdings von Facebook pervertiert. Sozial ist da in meinen Augen gar nichts mehr.

    „Millionen gammeln in den sozialen Netzwerken rum.
    Soziale Netzwerke: das waren früher die Caritas und die Bahnhofsmission!
    Heute gilt einer als „sozialer Netzwerker“, wenn er via Twitter seinen Followern mitteilt: „Bin gerade sch****en“.
    – Urban Priol, Kaberettist –

    ;)

  29. Comment Avatar Anonymous sagt:

    Vielleicht kann Herr Spyra weiterhelfen: Wie sieht es mit technisch organisatorischen Maßnahmen laut BDSG bei Betreibern von alternativen Plattformen wie GNU Social aus? Sollte man pauschal davon ausgehen, dass ein Privatmann davon etwas weiß wenn er einen eigenen Server betreibt? Machen wir uns nichts vor: Im schlechtesten Fall befolgt er eine Anleitung, richtet den Server ein und das war es.

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