Kommentar: Microsoft, Google, Apple und Co. aus Bildungseinrichtungen verbannen

1. Digitale SouveränitätKein Microsoft Schule

Keine Frage, meine Forderung, Microsoft, Google, Apple und Co. aus Bildungseinrichtungen zu verbannen, ist radikal. Mindestens genauso radikal oder vielmehr eiskalt kalkuliert ist das Vorgehen der IT-Konzerne, wenn sie mit ihren Dienstleistungen und Produkten in die Bildungseinrichtungen drängen. Mit diversen Lockvogel-Angeboten werden die Entscheider geködert, um die Produkte möglichst früh an Schulen und Co. als eine Art trojanisches Pferd unterzubringen. Der Erfolg dieses zielgruppenorientierten Marketings gibt Microsoft recht. Seit Jahrzehnten schafft es keine Generation aus dem Kreislauf auszubrechen und sich von der Microsoft-Abhängigkeit loszusagen.

Dieses Drogendealer-Modell von Microsoft und Co. funktioniert erschreckend effektiv. Schüler und Lehrer erhalten die Produkte bzw. Lizenzen zumeist kostenlos. Nach der Ausbildung bzw. später im Berufsleben zahlen sie dann die Lizenzkosten, weil sie bereits früh an die Nutzung herangeführt wurden. Schlimmer: Nur wenige schaffen es, sich aus der Abhängigkeit zu befreien und wagen einen Blick über den Tellerrand. Die Folgen sind bereits heute deutlich sichtbar: Die öffentliche Verwaltung in Europa wird immer abhängiger von Microsoft, viele Unternehmen sind es schon längst. Wir stehen kurz davor unsere digitale Souveränität endgültig zu verlieren, wenn wir nicht gegensteuern und die Ausbreitung der IT-Monokultur an ihrer Wurzel packen. Das bedeutet: Microsoft, Google, Apple und Co. aus Bildungseinrichtungen verbannen und den Fokus auf grundlegende Kompetenzvermittlung im IT-Bereich legen, anstatt auf Produktschulungen.

2. Digitale Bildung: Zukunft unserer Gesellschaft

Die wohl wichtigste Frage, die wir uns stellen sollten, lautet: Welches Wissen bzw. welche Kompetenzen wollen wir unserem Nachwuchs im IT-Bereich vermitteln? Das ist eine Grundsatzfrage, die zuerst beantwortet werden sollte, bevor das Budget von 5 Milliarden Euro aus dem DigitalPakt Schule allein in technische Ausrüstung investiert wird. Gegen ein funktionierendes WLAN, neue Notebooks und interaktive Lerntafeln ist grundsätzlich nichts einzuwenden, allerdings können diese Anschaffungen ihr Potenzial nur dann wirklich entfalten, wenn die Lehrkräfte entsprechend qualifiziert sind, um digitale Medien zu nutzen und digitale Kompetenzen zu vermitteln.

Wir müssen endlich verstehen, dass eine zeitgemäße und wohlüberlegte Digitalbildung für die nächste Generation ein ganz entscheidender Faktor für die Zukunft unserer Gesellschaft ist. Es geht dabei nicht um weniger als die Bewahrung bzw. Zurückgewinnung unserer digitalen Souveränität. Wenn in einem Großteil der Schulen allerdings Produkte von Microsoft und Co. zum Einsatz kommen, dann geht das auf Kosten von Datenschutz, freiem Wettbewerb, Innovationsfähigkeit und Selbstbestimmung. Kurz gesagt: Wenn wir so weitermachen ist der vollständige Verlust der digitalen Souveränität nur noch eine Frage der Zeit.

Gegensteuern ist angesagt. Die Frage ist nur, wie das in Anbetracht der erdrückenden Microsoft-Dominanz gelingen kann. Es steht hoffentlich außer Frage, dass Schulen bzw. Bildungseinrichtungen bei diesem »Befreiungsprozess« eine ganz entscheidende Rolle einnehmen. Persönlich würde ich mir das wie folgt vorstellen:

  • IT-Infrastruktur: Der DigitalPakt Schule sieht eine Förderungssumme von 5 Milliarden Euro vor. Mit dem Pakt will die Bundesregierung insbesondere für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen. Das Geld soll etwa in Computer, Server, Router, Lern- und Kommunikationsplattformen, interaktive Tafeln sowie schnelles Internet nebst WLAN fließen. Hierbei sollte von vornherein festgelegt werden, dass der Fokus bei der Anschaffung auf Produkten liegt, die keine unnötigen Abhängigkeiten zu Unternehmen wie Microsoft, Google, Apple und Co. erzeugen. Gerade von diesen Anbietern sollten wir uns lossagen, da sie für eine grundlegende Kompetenzvermittlung im IT-Bereich praktisch keine Rolle spielen.
  • Freie und quelloffene Software: Die Verwendung von freier und quelloffener Software (FLOSS) dient der Förderung von Chancengleichheit und Partizipation. Eine FLOSS-Lizenz ermöglicht es grundsätzlich, eine Software auf beliebig vielen Rechnern zu jedem Zweck zu nutzen – auch die Weitergabe an Schüler ist gestattet. So haben auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien die Möglichkeit, Unterrichtsaufgaben zu Hause zu lösen, ohne für die Bearbeitung auf (teure) Lizenzen proprietärer Software angewiesen zu sein. Die Einsparung an Lizenzkosten können Schulen direkt in die Administration und Weiterbildung von Lehrkräften investieren. Denn auch wenn die Nutzung von FLOSS-Software grundsätzlich ohne Lizenzgebühren möglich ist, ist auch hier eine Administration, Wartung und Weiterentwicklung notwendig. Das bedeutet auch: Ein Teil der eingesparten Lizenzkosten sollte direkt den FLOSS-Projekten in Form von Spenden und ähnlichem zugutekommen. Insgesamt ist die Idee hinter FLOSS im Übrigen wunderbar mit dem Konzept von modernen Schulen vereinbar, die Offenheit, Demokratie und Transparenz in den Vordergrund stellen.
  • Qualifizierte Lehrkräfte: Nach meiner Auffassung wird beim DigitalPakt Schule der Fokus zu sehr auf die Anschaffung neuer Infrastruktur gelegt. Mindestens genauso wichtig wie eine funktionierende Infrastruktur sind Lehrkräfte, die digitale Medien zu nutzen wissen und Medienkompetenz vermitteln können. Insbesondere vor dem Hintergrund, die Microsoft-Abhängigkeit aufzulösen, besteht hier ein erhöhter Schulungsbedarf.

Die Schüler werden gegen diese Veränderungen bzw. Ideen wohl am wenigsten Widerstand leisten, denn diese sind offen für Alternativen und (noch) nicht indoktriniert. Es sind meist die Entscheidungsträger bzw. Lehrer, die selbst nur Microsoft-Produkte kennen und damit arbeiten wollen, was ihnen bekannt ist. Ziemlich paradox, wenn man bedenkt, dass damit eigentlich ein Verlust der eigenen Mündigkeit und Autonomie einhergeht. Die Idee von Schule wird damit sogar untergraben, die eigentlich das Ziel verfolgt, dass unser Nachwuchs zu mündigen Bürgern heranwächst, der in der Lage ist verantwortungsvolle Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Mit dem Fokus auf Microsoft sehe ich unseren Nachwuchs dieser Fähigkeit allerdings beraubt.

In diesem Kontext möchte ich auf die Kampagne Public Money – Public Code der Free Software Foundation Europe (FSFE) hinweisen. Kern der Forderung ist:

Wenn es sich um öffentliche Gelder handelt, sollte auch der Code öffentlich sein!

Die Gelder der Allgemeinheit sollten auch im Sinne der Allgemeinheit verwendet werden, ihr also zugutekommen – in Form von offener Software, die die Gesellschaft weiterbringt, im Gegensatz zu proprietärer Software, von der jeweils nur ein Unternehmen profitiert.

3. Wir müssen aus dem Kreislauf ausbrechen

Mit diversen Programmen und Lockvogel-Angeboten versucht Microsoft seine Dominanz und Einflussnahme im Bildungsbereich weiter zu festigen:

  • Office 356 Education: Microsoft bietet vielen Schulen eine »kostenlose« Lizenz von Office 365 Education in der Vertragsvariante A1 an. Allerdings ermöglichen erst umfassende Lizenzen wie A3 oder A5, die Software-Dienste zu konfigurieren. Angesichts von Abopreisen von bis zu 5,90 € pro Monat und Nutzer ist das für Schulen allerdings kaum erschwinglich. In der Lockvogelvariante A1 verstößt die Software aber gegen die DSGVO, wie Hessens Datenschutzbeauftragter bemängelt hat. Gratis bzw. kostenlos ist also selbst die Vertragsvariante A1 nicht – dort »bezahlen« die Schulen mit den Daten ihrer Schüler.
  • Education-Lizenzmodell: Für den Bildungsbereich bietet Microsoft unterschiedliche Lizenzmodelle an. Angefangen bei Lizenz-Vergünstigungen für die Nutzung von Windows 10 bis hin zur kostenlosen Nutzung im Rahmen der Lehrveranstaltung. Durch geringe oder keine Anschaffungskosten werden also gerade auch Vorbilder wie Lehrkräfte angelockt und eine Produktbindung angestrebt. Lehrkräfte werden dadurch praktisch zu Werbeträgern für die Softwareindustrie bzw. Microsoft.
  • Microsoft Azure Dev Tools for Teaching: Gleiches gilt für Universitäten, für die Microsoft bspw. das Programm Azure Dev Tools for Teaching (ehemals Microsoft Imagine, DreamSpark oder MSDN) anbietet. Das Programm soll Studierenden und Lehrenden die Möglichkeit bieten, Server- und Desktopbetriebssysteme (Windows 10), Anwendungsserver und Entwicklertools im Rahmen von Lehrveranstaltungen kostenlos herunterzuladen und zu nutzen. Auch hierüber möchte man wiederum die Köpfe der Studierenden erobern und »missbraucht« Lehrende als Werbeträger.
  • […]

Aber nicht nur im Bildungsbereich ist die Einflussnahme bzw. der Lobbyismus von Microsoft erdrückend, sondern auch auf den Staat bzw. die EU. Bereits 2017 haben EU-Experten vor einer Abhängigkeit von Microsoft gewarnt, die die digitale Souveränität Europas gefährdet. Die fatale Abhängigkeit von Microsoft verursacht laut dem Journalisten-Team Investigate Europe folgende Probleme:

  • Stetig steigende Kosten und Blockierung des technischen Fortschritts in den staatlichen Behörden
  • Systematische Untergrabung des europäischen Beschaffungs- und Wettbewerbsrechts
  • Erdrückender politischer Einfluss
  • Setzt die staatlichen IT-Systeme samt den Daten ihrer Bürger einem hohen technischen und politischen Sicherheitsrisiko aus

Grund genug also, aus diesem Kreislauf bzw. Abhängigkeit auszubrechen. Den Grundstein dafür müssen wir nach meiner Auffassung im Bildungsbereich legen.

4. Alternativen sind vorhanden

Der Einsatz von Microsoft-Produkten wird oftmals als »alternativlos« dargestellt. Diese Annahme ist grundlegend falsch und wer versucht die Abhängigkeit von IT-Giganten wie Microsoft, Google und Co. als Naturgesetz darzustellen, dem unterstelle ich ein mangelndes Problembewusstsein. Ich sage: Es ist heute kein Problem mehr, eine Schule zu fast 100% mit Open-Source-Software zu betreiben – die Schulverwaltung mal ausgeklammert, da hier aufgrund jahrelanger Versäumnisse eine radikale Abkehr von proprietären Lösungen aktuell vermutlich nicht möglich ist.

Angefangen bei der Verwaltung der Infrastruktur, über das Betriebssystem, bis hin zu Office-Anwendungen ist eigentlich alles notwendige für einen Microsoft-freien Digitalunterricht vorhanden. Ein paar Beispiele:

  • Schulnetz:
    • linuxmuster.net: Eine freie Lösung, die grundlegende Komponenten bzw. Dienste für eine IT-Infrastruktur wie DNS, DHCP, LDAP, Samba, RADIUS etc. bereitstellt.
    • DebianEdu: Eine Gesamtlösung für Server- und Desktopsysteme, die Dienste wie LDAP, E-Mail, LTSP und ein zentrales Backup standardmäßig mitbringt.
    • Nextcloud: Bereitstellung einer Cloud für Kalender, Adressbuch, Kollaboration, Fotogalerie, Musik- und Videowiedergabe, Aufgabenplaner, Dateiaustausch uvm.
  • Betriebssystem:
  • Office:
    • LibreOffice: Eine freie Zusammenstellung typischer Standardsoftware für Bürotätigkeiten wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation etc.
    • EGroupware: Bereitstellung von Funktionen wie E-Mail, Kalender, Aufgabenverwaltung, Projektmanagement, Dateimanager und Wiki.
  • Lernplattform:
    • Moodle: Eine (Lern-)Plattform, die kooperative Lehr- und Lernmethoden anbietet.

Ergänzt wird dieses Angebot durch eine Vielzahl weiterer Software wie Firefox, Thunderbird, Gimp, VirtualBox, Audacity, Eclipse, VLC uvm., die eine grundlegende Kompetenzvermittlung im IT-Bereich ermöglichen. Weitere Ideen und freie Software werden auf dem Blog Open Source Solutions for Schools vorgestellt. Digitalcourage hat sich dem Thema ebenfalls angenommen und zeigt auf, worauf zu achten ist, wenn digitale Werkzeuge im Schulkontext genutzt werden.

Die Alternativen sind also vorhanden – gerade auch für Schulen. Das größte Hindernis sehe ich persönlich nicht im fehlenden Angebot, sondern eher darin, Entscheidungsträger und auch die Lehrkräfte davon zu überzeugen. Aufgrund der jahrelangen Microsoft-Indoktrination und aus einer natürlichen Bequemlichkeitshaltung heraus, wird eine solche Umstellung oder schon allein die Diskussion darüber vermutlich heftige Abwehrreaktionen hervorrufen.

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5. Fazit: Aktiv werden!

Es darf nicht sein, dass Unternehmen wie Microsoft einen derartigen Einfluss im Bildungsbereich ausüben und Gelegenheit erhalten, die Köpfe unserer Kinder zu erobern. Die Politik hat dieses Problem nun schon zu lange ignoriert bzw. einfach ausgesessen, obwohl die Aufsicht des Staates über das Schulwesen im Grundgesetz Art. 7 (1) verankert ist.

Schulen sollten sich aktiv mit der Einflussnahme durch Microsoft und Co. auseinandersetzen. Das bedeutet: Die Interessen der Anbieter kritisch hinterfragen. Die Nutzung von Open-Source-Software hingegen sollte als Chance erfasst werden, die langfristig nicht nur ein Ausweg aus der Anbieter-Abhängigkeit sein wird, sondern im Grunde genommen die Grundlage für Chancengleichheit und Partizipation darstellt.

Ein derartiger Wandel passiert allerdings nicht von heute auf morgen, sondern es bedarf Durchhaltevermögen und der Ausübung politischen Drucks. Daher lautet mein Appell an alle Eltern, aber auch Lehrkräfte, Schüler, Studenten und Entscheidungsträger: Informiert euch, welche Software bzw. Anbieter an den Schulen, Universitäten und Co. eingesetzt werden. Stoßt eine Diskussion darüber an, wie man sich aus dem Microsoft-Würgegriff befreien könnte. Jeder Einzelne ist also gefragt, um sich nicht weiter in die Abhängigkeit von Microsoft und Co. zu begeben – auch im Privatumfeld.

Abseits von Bildungseinrichtungen sollte insbesondere die öffentliche Verwaltung Vorbild sein und mehr in die Loslösung von proprietärer Software investieren. Gerade öffentliche Institutionen haben nach meiner Auffassung eine besondere Verantwortung hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Nachvollziehbarkeit der Verarbeitung personenbezogener Daten – mit Betriebssystemen wie Windows 10 kann dies nicht gewährleistet werden. Schlimmer: Windows 10, Office 365 und Co. stellen eine Gefahr für die digitale Souveränität dar.

Auch wenn ich im Kommentar hauptsächlich Microsoft genannt habe, so möchte ich Google oder Apple keine Absolution erteilen. Diese beiden Anbieter sind für den Schulbetrieb genauso ungeeignet, da sie ebenso kein Interesse an der Bewahrung der digitalen Souveränität haben – von einer datenschutzkonformen Nutzung mal ganz zu schweigen.

Wir sind alle gefordert: Politik und Gesellschaft! Es muss endlich ein Umdenken in der Digitalpolitik und insbesondere in der Digitalbildung unseres Nachwuchses stattfinden. Nur so werden irgendwann Schüler und Studenten mit Open-Source-Erfahrung auf dem Arbeitsmarkt ankommen, die nicht von Microsoft und Co. indoktriniert sind. Diese Generation würde frischen Wind in die gelähmte öffentliche Verwaltung und von Microsoft dominierte Unternehmen bringen.

Bildquellen:

Ban: Adib Sulthon from www.flaticon.com is licensed by CC 3.0 BY
Windows: Smashicons from www.flaticon.com is licensed by CC 3.0 BY

Über den Autor | Kuketz

Mike Kuketz

In meiner freiberuflichen Tätigkeit als Pentester / Sicherheitsforscher (Kuketz IT-Security) schlüpfe ich in die Rolle eines »Hackers« und suche nach Schwachstellen in IT-Systemen, Webanwendungen und Apps (Android, iOS). Des Weiteren bin ich Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Dualen Hochschule Karlsruhe, sensibilisiere Menschen in Workshops und Schulungen für Sicherheit und Datenschutz und bin unter anderem auch als Autor für die Computerzeitschrift c’t tätig.

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Diskussion

34 Ergänzungen zu “Kommentar: Microsoft, Google, Apple und Co. aus Bildungseinrichtungen verbannen”

  1. Comment Avatar Anonymous sagt:

    Vielen Dank für den Artikel Mike, du sprichst mir aus der Seele!

    Ich möchte hier allerdings eine Lanze für alle Lehrer brechen, die sich u. a. auch immer dafür verantworten müssen, dass sie ja „nur“ einen Halbtagsjob haben.
    Ja, Lehrer haben mit (ich meine, es wären) 25,5 Unterrichtsstunden eine Vollzeitstelle.

    Anbei ein paar (unsortierte) Punkte, die dabei immer vergessen werden:

    – Es ist gewünscht, wenn nicht sogar gefordert, dass man sich in seiner Freizeit in die Schulgemeinschaft einbindet (MINT-Kurs, Musik-AG, etc. pp.).
    – In dieser vollen Stelle sind organisatorische Tätigkeiten (Unterrichtsvorbereitung, Vorbereitung von Klassenarbeiten, Elterngespräche, Tag der offenen Tür, Lehrerkonferenzen, etc. pp.) noch nicht mit eingerechnet.
    – Überstunden werden mit Krankheitstagen „verrechnet“ (du hast 8 Vertretungsstunden und bist zwei Tage krank, an denen du selbst 10 Unterrichtsstunden hättest? –> dafür gibt es dann natürlich 0 Überstunden)
    – …

    Das alles sind Punkte, bei denen ich meinem AG deutlich machen würde, dass ich dies nur gegen Bezahlung bzw. Anrechnung von Überstunden machen würde. Als Lehrer hast du da keine andere Möglichkeit (jedenfalls nicht, wenn du noch nicht auf Lebenszeit verbeamtet bist).

    Was will ich damit sagen? Ich kenne einige Lehrer, die haben aufgrund der o. g. Punkte eine >50h-Woche und teilweise auch kein echtes Wochenende.
    Auch habe ich mich schonmal mit einem Lehrer unterhalten, der für das Schulnetzwerk verantwortlich ist (Das habe ich oben vergessen, das wird natürlich auch in der Freizeit gemacht!) und habe ihn darauf angesprochen, ob man einige Dienste für die Lehrer und Schüler (Nextcloud, Schulmanager, Moodle, etc) nicht selbst in der Schule hosten könne.
    Muss ich erwähnen, dass dies natürlich möglich wäre, aber die Einrichtung und Wartung an den Lehrkräften selbst und vor allem in deren Freizeit gemacht werden müsste? (Wenn man Glück hat, gibt es dafür sogar eine Entlastungsstunde).

    Der Fisch stinkt vom Kopf! Wenn das Schulamt die nötigen Ressourcen bereitstellen würde, wäre es auch möglich, sowas in Schulen einzuführen. Es kann nicht sein, dass Lehrer sich in ihrer Freizeit auch noch um sowas kümmern müssen!

    • Comment Avatar Armakuni sagt:

      Vielen Dank zum einen für diesen ausführlichen Artikel, für die Aufzeigung von Alternativen (die in der Öffentlichkeit leider zu wenig wahrgenommen werden) als auch für die Antworten.

      Speziell die Thematik mit den Lehrern ist mir auch bekannt, obwohl ich selbst kein Lehrer bin. Früher als Schüler hatte ich jedoch schon mitbekommen, dass es engagierte Lehrer braucht, damit bestimmte Themen (damals Informatik) überhaupt eingeführt und vorangetrieben werden. Tatsache ist auch, dass es hier wohl auch zu internen Streitpunkten kommt. Wenn jemand wie Microsoft mit einer umfassenden Lösung daherkommt, ist die Argumentation, man könne sich mit Alternativen behelfen (für die man teilweise auch Zeit und Arbeit investieren muss), oft schon vom Tisch.

      Es ist in vielerlei Hinsicht traurig, nicht nur im Hinblick auf den Einsatz von IT in der Schule, sondern generell von der Organisation her. Als Elternteil von schulpflichtigen Kindern finde ich es bedenklich, wenn eine Schule zwar modern aufgestellt ist und über „digitale Tafeln“ verfügt, den Kindern aber zum Großteil die Nutzung untersagt wird! D.h. die Kinder sehen die Technik, dürfen sie aber nicht verwenden, also eine klassische Situation, dass das Kind an die Tafel kommt und etwas aufschreibt, existiert so gar nicht, obwohl die Technik das durchaus hergibt.

      Auch wenn dieser Artikel mehr auf die Anbieter von Lösungen in Bildungseinrichtungen abzielt, ist das Thema „Medienkompetenz“ und die Erziehung dazu weit umfangreicher.

      Ich als Elternteil würde mich auch gerne mehr in solche Themen einbringen wollen. Nur stehe ich wie der Lehrer auch vor dem Problem, wann das denn zeitlich funktionieren soll.

      Bei dem Artikel musste ich auch an die Stadt München denken mit der Abkehr von Linux…

  2. Comment Avatar C. Lange sagt:

    Super Beitrag.

    Ich kenne das Thema seit ewigen Jahren; Und sehe an meinen eigenen Kinder, das „digitale Kompetenz“ in erster Linie eine primitive Anwendbarkeit von IT bedeutet. Die Gründe sind wie immer vielfältig. – Aber ein wesentlicher Aspekt ist sicherlich das „Drogendealermodell“ – ein toller Vergleich.

    Und den Alternativen kann ich nur zustimmen. Auch wenn der zum Teil sehr Mühsam ist. Aber es lohnt sich.

  3. Comment Avatar anonymus sagt:

    Danke für den guten Beitrag, als Lehrer und Admin der Schule kann ich auch dem Kommentator oben zustimmen. Lange Zeit war ich auch in der Schulverwaltung tätig, hier sitzen die eigentlich Verantwortlichen.

    Das Kultusministerium stellt sehr häufig Personalien in Entscheidungsposten, die keine Ahnung über dieses Thema haben (wie häufig in der Politik auch), sich von „Experten“ (MS-certified IT Dienstleister !!!!) beraten lassen, und sich dann – v.a. von keinem (kleinen) Lehrer, mag er noch so viel Ahnung haben, reinreden lassen.

    Mein Kollege hat schon oft mit dem LMZ BW zu tun gehabt, an der Spitze oben sitzen (auch nach meiner Meinung und von vielen kompetenten anderen Kollegen aus anderen Schulen) wirklich beratungsresistente Menschen – von Datenschutz und Co. haben sie wirklich keinerlei Ahnung. Sie kommunizieren fleißig unter sich mit WhatsApp (auch dienstlich!), twittern fleißig (und animieren Lehrkräfte ihnen zu folgen), usw….

    Ein sehr kompetenter und kluger Kollege hat denen bei der Verwaltung (LMZ) Kritik geäußert, seit dem wird er nicht einmal mehr gegrüßt…

    Es ist leider zum Verzweifeln.

    Wie soll man also etwas ändern bei einem solchem Schulverwaltungssystem?

  4. Comment Avatar Basiswissen sagt:

    1) Trojanisches Pferd „Digitale Bildung“
    Auf dem Weg zur Konditionierungsanstalt in einer Schule ohne Lehrer ?

    Ein Vortrag zu den Bestrebungen von Google, Apple, Microsoft, Bertelsmann und der Telekom, die Bildung in die Hand zu bekommen. Und warum fast keiner diese Unterwanderung bemerkt.

    Peter Hensinger, M.A., Vortrag bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Böblingen am 21. Juni 2017
    https://www.gew-bw.de/fileadmin/media/sonstige_downloads/bw/Kreise/Boeblingen/Info/GEW_BB_Digit_Bildung_170621.pdf

    2) https://www.lobbycontrol.de/?s=schule
    darin
    https://www.lobbycontrol.de/produkt/lobbyismus-an-schulen-broschuere/

    sowie
    3) https://fragdenstaat.de/anfragen/?q=microsoft

    aktuell sind u.a.folgende Anfragen an diverse Ministerien

    Schwellenwertprüfung und Datenschutz-Folgenabschätzung beim Einsatz von Microsoft
    diverse Anfragen
    https://fragdenstaat.de/anfragen/?q=+Schwellenwertprüfung+und+Datenschutz-Folgenabschätzung+beim+Einsatz+von+Microsoft

  5. Comment Avatar E.T. sagt:

    Vielen Dank für den Beitrag!
    Ich habe viele engagierte Lehrer in meinem Freundeskreis. Daher kenne ich deren Arbeitsbedingungen (hier in Sachsen) auch etwas:
    Es gibt keinen eigenen Schreibtisch/ Arbeitsplatz in der Schule. Laptop und Drucker für die Arbeit müssen privat gekauft und gewartet werden, was u.a. auch ein IT-Sicherheitsrisiko für das Schulnetz darstellt. Kopier- und Druckkosten werden nicht erstattet uswusf.

    Auf der anderen Seite werden z.Bsp. die so gepriesenen „hyperaktiven“ (interaktiven) Tafeln mit der kostenpflichtigen proprietären Software Acive Inspire geliefert, die aus den 90ern zu stammen scheint (es lassen sich nicht einmal Tabellen erstellen). Auch hierfür gäbe es übrigens freie Software. Die Methodik der Wissensvermittlung wird zunehmend auf reine optische Projektion reduziert, denn das Schreiben/ Zeichnen an einer echten Tafel (die zugleich abgeschafft wird) ist damit de facto nicht sinnvoll möglich. Kindgerechte Pädagogik sieht anders aus…

    Somit stellt sich für mich die Frage: Geht es bei den 5Mrd. um Förderung der Industrie oder um eine Verbesserung der Bildung für die Kinder?

    Aber ich will nicht nur meinen Unmut loswerden:
    Wir als IT-Experten sollten diese Probleme nicht nur offen ansprechen, wir können auch etwas dafür tun: Ich bin z.Bsp. gerade dabei, in meiner Freizeit für zwei Lehrer deren Laptop auf Linux und u.a. freie Software umzustellen. Software, die nur unter Windows läuft, werden diese Lehrer einfach mit dem Hinweis auf die fehlende Unterstützung nicht mehr verwenden….

    • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

      Ich bin z.Bsp. gerade dabei, in meiner Freizeit für zwei Lehrer deren Laptop auf Linux und u.a. freie Software umzustellen. Software, die nur unter Windows läuft, werden diese Lehrer einfach mit dem Hinweis auf die fehlende Unterstützung nicht mehr verwenden….

      Sehr löblich! Bitte mehr davon.

      • Comment Avatar E.T. sagt:

        Danke. Die beste Argumentation für diesen Umstieg lieferte mir übrigens Microsoft mit dem Abschalten des Supports für Win7 sowie Win10 und dessen Datensammelwut…

      • Comment Avatar Peter sagt:

        Finde ich super, bravo!

        Hängt natürlich sicher auch davon ab, dass diese Lehrer(innen) das machen *wollen*. Viele Lehrpersonen sind einfach ohnehin schon so ausgelastet, dass sie nicht für „noch schon was“ Zeit haben. Es ist erforderlich, dass der Gesetzgeber, das Bildungsministerium (heißt das Kultusminister in DE?) eingreift. Public money, public code! muss als Vorgabe für die Schulen gelten. Dann geht es leichter.

  6. Comment Avatar Dickens1412 sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag!
    Ich beschäftige mich jetzt schon über 30 Jahre mit der IT. Bereits zu Beginn der 90er Jahre hat Microsoft mit dieser Taktik begonnen. Damals haben wir schon gesehen, wohin das führen sollte. Und exakt so ist es dann auch leider gekommen. Den Schülern, Auszubildenden und Studenten wurden die Microsoft-Produkte hinterher geworfen. Es war doch klar, dass die dann nach der Berufsausbildung nur solche Produkte verwenden würden. Bei kleinen und mittelständischen Betrieben war die EDV damals noch im Aufbau. Kaum einer hatte richtig Ahnung. Also wurde dass eingesetzt, was der eine oder andere bereits (teilweise aus dem Familienkreis) kannte. Dass waren immer Microsoft Produkte.
    Diese Vorgehensweise nennt man Rockefellerprinzip. Wurde dann später von anderen Unternehmen wie Google etc. nachgeahmt.
    Wie bereits schon einige ausgeführt haben, besteht auch überhaupt kein Interesse dieses Prinzip zu ändern. Ganz im Gegenteil. Man denke nur an München, wo eine auf Linux basierende IT wider abgeschafft werden soll. Als Belohnung bekommt man dann einen Zentralsitz von Microsoft in der Umgebung.
    Aber auch die Politik insgesamt erkennt die Problematik nicht oder will sie nicht erkennen. In der öffentlichen Verwaltung werden Programme eingesetzt die fleißig nach Hause telefonieren, ohne dass sich irgend jemand auch nur die geringsten Gedanken darüber macht. Niemand weis genau, was die Programme übermitteln. Die Abhängigkeit von amerikanischen Konzernen nimmt immer weiter zu. Bei einem entsprechenden Präsident in den USA (wir haben ihn schon) kann sich Jeder ausmalen, wohin das führen kann. Man denke nur an Huawei. Aber die Politiker hier machen die Augen zu nach dem Motto: „Es wird schon gut gehen.“ Was aber wenn nicht?
    Eine solche Kurzsichtigkeit ist einfach nicht zu verstehen. Aber außer inkompetenten Gerede passiert leider nichts.

  7. Comment Avatar Marc M. sagt:

    Vorweg; sehr guter Kommentar, aber es erscheint wie ein Kampf gegen Windmühlen und eine Unterstützung scheint, außer von NGOs oder Investigativen Reportern, nicht in Sicht am Horizont. ;-(

    Kleine Bitte noch: wenn der vorletzte Absatz weiter oben stehen würde, dann würde es sich weniger wie „MS-Bashing“ lesen bzw. könnte als eine entsprechende Artikel-Präambel dargestellt sein. Daten sammeln ja zig andere Internet- & IT-Konzerne immer wieder und immer weiter sehr gerne. ;-)

    Als Vater darf ich mich gerade mit einem Apple iPad unserer digitalen Realschule in Bayern herumschlagen, aber ein Druckfunktion wurde dort abgeschaltet. Ich selbst darf aber nix anpassen und bei Problemen gibt es keine durchgehende User-Hotline oder Remote-Unterstützung. Die Administration liegt dabei bei den (z. T. zeitlich & fachlich überforderten) Lehrkräften und einer (Apple-Partner) IT-Firma, die den Auftrag als Rahmenvertragspartner gewonnen hat.

    In den Klassen gibt es „natürlich“ auch noch klassische Tafeln und ein spannendes Sammelsurium an analogen und digitalen Aufgabenstellungen, was ich nicht gerade pädagogisch förderlich finde. Aber wir reden hier auch über eine einzelne Schule als Pilotprojekt und dies in einem Bundesland, welches gerade den Bildungspakt verlassen hat!

    Andere Baustelle: gerade in der IHK-Zeitung und in unserem Gewerbeverband wird die „Google Zukunftswerkstatt“ gehypted. Toll! Wie unabhängig soll ich mir dort denn die Digitalisierungsworkshops vorstellen? Bestenfalls bekommen vermutlich alle Teilnehmer Gratis-Guthaben bei Google-Adwords oder weitere Angebote. Gewinner dieser Marketingaktion in eigener Sache dürfte aber wohl der Suchmaschinenbetreiber sein und kritisches Hinterfragen zum allgegenwärtigen Online-Werbe-Wahn wohl eher nicht.

    Kurz gesagt, es fehlt hier ein durchgehendes Konzept in Deutschland und gerade die Zersplitterung der Bildungspolitik und Digitalisierung/IT-Infrastruktur auf die einzelnen Bundesländer macht es den Internetriesen sehr einfach. Dort trifft ein sehr effizientes CRM-System in Form von MS, Apple, Google, Facebook & Co. auf die einzelnen Interessenten und diese sehen nicht immer das ganze Bild. Die Konzerne allerdings sehen es schon und nutzen perfekt die Lücken im Wissen und der Koordination untereinander aus.

    PS:
    Prof. Shoshana Zuboff nennt unsere Zeit, die Zeit des „Überwachungskapitalismus“ und benennt dies als eine der tendentiell gefährlichsten Momente der jüngeren Menscheheitsgeschichte. Daten sind nicht nur das Öl unserer Zeit, sondern auch der Zündstoff für enorme technologische und echte solziale Konflikte. Wer und in welcher Form hier gewinnen wird, ist dabei nicht ausgemacht und dabei durch den Vernetzungswahn des Menschen auch ein sehr umfassendes Problem. ;-)

  8. Comment Avatar Kowa sagt:

    Hallo Mike,

    das Problem wird uns erst innerhalb der nächsten 5 – 10 Jahre finanziell um die Ohren fliegen und in 20 Jahren die große Bildungsenttäuschung sein.

    Das Milliardenpaket der Bundesregierung ist ein Hardware/Software/Netzwerk-Investitionsprogramm. Die Schulen bekommen es nur gegen Konzept.

    Ich hatte es dieses Jahr gerade damit in den Haushaltsberatungen im Stadtrat zu tun. Bin nebenbei Kommunalpolitiker. Das Problem: Wir sahen bis heute kein Konzept, obwohl fertig. Ablehnen tust du es aber nicht, weil das Geld geschenkt ist. Bist du dagegen, bist du gegen Technik in der Bildung und voll der Gegner von modernen Schulen. Warnungen, dass in spätestens 7 Jahren das ganze Zeug im Grunde wieder neu gekauft werden muss, werden auch ignoriert. Das Geld hat nämlich keine Kommune, sonst bräuchten wir das Investitionsprogramm nicht.

    Ich glaube, dass wir in 20 Jahren mit den dann alten Systemen an das Investitionsjahr 2020 zurückschauen. So, wie in den 90igern als Informatikräume ausgerüstet wurden, die dann 25 Jahre so blieben wie sie sind. Und in 7 Jahren werden Eltern dann aufgefordert einfach selbst die Technik anzuschaffen. Jetzt wird gefüttert, später muss man sich selber kümmern. Die Strategie funktioniert und ist Praxis in der Politik. Du schaffst Tatsachen aus denen keiner Entkommen kann.

    Bei uns gibt es eine Ausrichtung auf Apple. Die kommen an die Schule und helfen beim „Videodreh mit iPad“ und dem erstellen interaktiver „E-Books“. Da schmilzt einem Politiker das Herz, wenn er so etwas niedliches präsentiert bekommt. Da brauchst du auch kein Konzept sehen.

    Aber nicht nur das. Bei der Technikvorstellung hat uns die Beratungsfirma ein Konzept vorgelegt, in dem die Kosten für die Arbeiten aufgeschlüsselt waren. Unter anderem wurden Flachbildschirmfernseher angeboten zum 2,5-fachen Preis. Und „die Einrichtung eines VPN-Tunnels von der Schule zum Rechenzentrum“ – pro Schule – würde mit 650 € abgerechnet werden. Drei von 30 Anwesenden ist diese Goldgrube aufgefallen. Kritische nachfragen werden trotzdem eher kopfschüttelnd aufgenommen.

    Noch vor Auftragsvergabe werden Lehrer in die Appleshops eingeladen und erhalten „Schulungen“. Es machen alle mit.

    „Alternativen“ gibt es nicht. Wird auch so präsentiert.

    Spannend war zu fragen wie die massive Ausstattung und die geplante Arbeitsdauer der Kinder an den Geräten in Bezug darauf zu bewerten ist, dass eigentlich Kinder nur eine halbe Stunde pro Tag, es gibt auch ärztliche Rufe nach pro Woche oder gar nicht damit arbeiten sollen. Das hatte vielleicht 0,8 Sekunden zum Überlegen angeregt bevor es weiterging in der Präsentation.

    Vielen Lehrern ist aber auch gar nicht bewusst wie die Strategie dahinter aussieht. Bei unserer Präsentation wurde das aber deutlich gesagt: „Lehrer soll Coach und Berater werden“. Schade, dass Lehrer hier nicht Schnappatmung bekommen. Coach und Berater sind keine Sozialpädagogen und verdienen auch nicht so gut (Beamte). Billiger und schneller austauschbar, die Inhalte kommen ja aus dem Tablet. Die Branche will sich auch dauerhaft etablieren.

    Aber die schlimmsten Gegenspieler sind die Eltern. Gerade an den Gymnasien. Die wollen das! Tablet. Apple. Den ganzen Tag lang. Jüngere Lehrergenerationen sind bereits völlig verloren. Alles in die Cloud.

    Bisher ist vieles mit diesen Geräten nicht auf den Pflichtteil des Unterrichtes ausgelegt. Gerade in unteren Stufen. Hier gilt es in der Schule direkt Ärger zu machen. Auch bspw. schlicht abzulehnen ein iPad für 300 € zu kaufen oder monatlich 4 € – 8 € Miete. Hartz4er haben für Bildung als Erwachsener 1,12 € pro Monat. Bei Kindern ist es sogar noch weniger. Ich bezahle pflichtig Büchergeld von knapp 100 € pro Schuljahr pro Kind und die werden, wenn es nicht ganz an die Wand fährt, häufiger genutzt als das Tablet. Die Kosten stehen in keinem Verhältnis.

    Was hier passiert ist nur noch bescheuert. Die Mehrheit will es aber so, oder ergibt sich aus Unkenntnis. Das ist aber auch politisch einkalkuliert.

    Ein eigenes Bildungskonzept zu entwickeln, dass die großen Konzerne ignoriert und überflüssig macht, wird wohl eher daran scheitern, dass es niemanden gibt der das finanziert. Und Leute wie Du und ich dafür keine Zeit haben es freiwillig nebenbei zu erledigen.

    Gruß

    • Comment Avatar Peter sagt:

      Bei uns gibt es eine Ausrichtung auf Apple. Die kommen an die Schule und helfen beim „Videodreh mit iPad“ und dem erstellen interaktiver „E-Books“. Da schmilzt einem Politiker das Herz, wenn er so etwas niedliches präsentiert bekommt. Da brauchst du auch kein Konzept sehen.

      Noch vor Auftragsvergabe werden Lehrer in die Appleshops eingeladen und erhalten „Schulungen“. Es machen alle mit.

      So etwas Ähnliches läuft auch in der Schweiz ab. Vergleiche dazu einen Betrag im Forum der FSFE: https://community.fsfe.org/t/contacts-and-details-about-free-software-in-french-swiss-schools-romandy/334

      Wie kommen wir aus diese Apple + Microsoft Tretmühle heraus, solange Freie Software weder Marketing-Budget noch Lobbying besitzt?

      Ich bin der Meinung, die Politik, „die EUR“, muss Geld für Werbung ausgeben, um ein positives Image der Freien Software zu erzeugen.

  9. Comment Avatar DocSnyder sagt:

    Volle Zustimmung aber machen wir uns nichts vor, das ist noch ein langer Weg bis freie Software in Schulen eine nennenswerte Rolle spielt. Leider.
    Ich sage nur, Schülerdaten in der Google-Cloud weil`s so einfach ist usw.

  10. Comment Avatar Duckface sagt:

    Der Kommentar kommt auf den Punkt, schöne Zusammenfassung der Lage!

    Wenn man sich allerdings anschaut wie die Schulen z.B. in Berlin (erst recht Grundschulen), damit vor allem die Lehrer, komplett überfordert sind, kann man gut verstehen, dass sich diese nicht auch noch um solche Dinge kümmern wollen/können. Die haben akutere Probleme; und genau hier liegt das Problem. Die Entscheidungsträger denken nicht über den jetztigen Moment hinaus, weil es aktuell um Wichtigeres geht und die (,wenn es so bleibt, düstere) Zukunft will jetzt noch niemand sehen.

    Wenn ich immer wieder beobachte, dass eine komplette Grundschule offiziell Google Mail im gesamten Kollegium zur Kommunikation nutzt (und wer hätte es gedacht, WhatsApp untereinander, um sich abzusprechen), kann einem doch nur schlecht werden.
    Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit wird es da auch konkret um einzelne Schüler gehen, die dann schön miterfasst werden…
    Spricht man einzelne Lehrer auf diese Problematik an, verstehen diese einen einfach nicht, selbst wenn sie wollen! Sie sehen kein Problem, weil sie dafür viel zu wenig Ahnung haben.
    Die fragen sich: „Wo ist denn das Problem, das ist doch alles so super praktisch und dazu kostet es uns nichts.“ Die haben 0 technisches Verständnis/Wissen, um das Problem überhaupt verstehen zu können. Und als Kritiker steht man immer nur als Nörgler da…

    Irgendwie muss man es schaffen, die Problematik (nicht nur in diesem Fall) für alle Menschen klar zu verstehen zu geben. Doch ohne, dass diese zumindest ein wenig die Technik an sich versthen, ist meiner Erfahrung nach alles sinnlos, leider.

    • Comment Avatar Peter sagt:

      Sie sehen kein Problem, weil sie dafür viel zu wenig Ahnung haben.
      Die fragen sich: „Wo ist denn das Problem, das ist doch alles so super praktisch und dazu kostet es uns nichts.“ Die haben 0 technisches Verständnis/Wissen, um das Problem überhaupt verstehen zu können.

      Das ist richtig. Außerdem muss man den Informatiklehrer verstehen: Gerade erst hat er es mit Mühe geschafft, völlige Kontrolle über alle Apple MacBooks herzustellen (inklusive Remote-Control jedes einzelnen Arbeitsplatzes, was mit Freude als Errungenschaft hergezeigt wird), da kommt so ein Nörgler und fängt an von „Konzepte statt Produkte“ und „Demokratie in der Schule“ zu schwatzen. Das ist natürlich anstrengend. Leider zu recht anstrengend.

      Anders würde aus aussehen, wenn A) die Öffentlichkeit ein positives Bild zu Freier Software formen würde, z.B. Werbung für GNU/Linux mit öffenlichen Geldern, und B) das Kultusministerium fördernd und fordernd Vorgaben machen würde. Ein „LiMux“ im Kultusministerium nach Münchner Vorbild wäre wichtig.

  11. Comment Avatar Krokodil sagt:

    Ich bin Lehrer an Schule in Deutschland.
    Unsere Schule hat in Sachen IT jedoch leider nichts zu melden. Der Kreis least die Hardware und hat einen Vertrag mit einer externen Firma geschlossen, die unser System „pflegt“ und verwaltet.

    Die ganze Situation ist jedoch zum Haare raufen. Außer der Verwaltungsrechner (Win 10) laufen alle Rechner an der Schule mit Windows 7, obwohl Mitte Januar der Support ausläuft. Als Office-Paket ist Office 2010 installiert. Für jede Installation und jedes Update muss man den externen Dienstleister anschreiben und hoffen, dass er das eingereichte Problem für wichtig genug erachtet, um vorbeizuschauen. Deshalb läuft unter anderem auch Uraltsoftware. Allein schon basale Sicherheitsmaßnahmen sind also schon mal nicht möglich umzusetzen.

    Das System können wir leider nicht selbst verwalten, weil uns der Kreis dann sämtliche Rechner wegnehmen würde und wir uns dann selbst um die Hardwareanschaffungen und die Verwaltung des Netzes kümmern müssten. Da keiner von uns eine IT-Ausbildung hat und wir auch zurzeit alles nebenher machen, ist dies leider keine realistische Option.

    Wir sind also abhängig davon, was der Kreis entscheidet und bekommen dies vorgesetzt.

    Ich habe wenigstens durchgesetzt, dass LibreOffice auf den Rechnern installiert wird und wenn ich im PC-Raum bin, öffnen ich meistens dies, um den Schülern zu zeigen, dass es auch andere Software gibt.

    Im Lehrerzimmer gibt es nicht einmal WLAN. Wenn man also mit einer anderen Software am eigenen Laptop arbeitet (z.B. Softmaker Office), muss man letztendlich doch wieder die Datei auf den Stick kopieren und anschließend an den Lehrerrechner gehen und die Datei mit Microsoft Office öffnen, um den Druckauftrag an den Kopierer zu schicken. Beim Kopieren kommt man also um Windows nicht herum und Softmaker Office ist dort auch nicht installiert, was einem dann die Formatierung zerschießt.

    Das Geld aus dem Digitalpakt wird an unserer Schule, wenn überhaupt, nur dazu reichen, um alle Räume mit WLAN auszustatten. Geräteanschaffungen etc. kann man davon zumindest bei uns vergessen.

    Die Bundesländer müssten den Kreisen meiner Meinung nach rechtliche Rahmenbedingungen bei der Anschaffung von Hardware und der Verwaltung setzen, die dann z.B. auf digitale Souverenität etc. den Fokus setzen.

  12. Comment Avatar Ein Lehrer sagt:

    Hallo,
    inhaltlich haben Sie meine volle Zustimmung.

    An einer Stelle aber greift der Artikel viel zu kurz, und das wurde auch in einigen Kommentaren sehr deutlich: Ein Schulnetz mit den oben genannten Produkten (also z.B. Linuxmuster + Moodle + Nextcloud) zu installieren, einzurichten und zu pflegen ist sehr sehr schwer.

    Ich selbst bin Lehrer, betreue unser Schulnetz mit, habe 23 Jahre Linux-Erfahrung, habe schon im Referendariat meinen ersten Server eingerichtet (damals ein Caching-Proxy-Server für meine Ausbildungsschule, damit die lahme DSL Leitung etwas entlastet wird). Ich habe viele Jahre nebenher freiberuflich als Programmierer gearbeitet, und trotzdem packt auch mich zeitweise die Verzweiflung, wie kompliziert alles ist.

    In Ihrem Artikel hingegen klingt alles so „geht alles mit Open Source, muss man nur machen“. Ja, geht, ist aber schwierig.

    Das heißt konkret: Mit rein freien Tools ist die Aufgabe an den meisten Schulen mit dem vorhandenen Personal nicht zu stemmen. Die Schulträger müssten Geld in die Hand nehmen und Firmen, die Service für Open-Source-Lösungen bieten, entsprechend gut bezahlen.

    Es ist eben nicht Open Source = Kostenlos. Wenn’s gut gemacht ist, ist Open Source am Anfang sogar oft teurer, auf lange Sicht kommt dann (wegen wegfallender Lizenzgebühren) die Rendite.

    Immerhin, da an unserer Schule die entsprechende Kompetenz vorhanden ist (nicht nur bei mir, ich habe ein paar Mitstreiter) läuft unser Schulnetz fast ausschließlich mit Open Source. Wir haben noch ein paar Windows-Rechner an Einzelplätzen (etwa, weil für Laborgeräte die offenen Treiber fehlen), das war’s aber auch.

    Auch steigen immer mehr Kollegen privat auf Linux um, weil’s – wenn es erst mal läuft – oft stressfreier ist.

    Linux, mit einer sinnvollen Distribution, ist konkurrenzfähig.

    Moodle ist konkurrenzfähig.

    Ein rundum-sorglos Paket für den ganzen Rest gibt es aber nicht (Schulserver, Cloud, Nutzerverwaltung, Software-Deployment, Mail, usw. usf). Damit meine ich nicht: Geht nicht, sondern: Ist nicht einfach, bekommt man nicht von der Stange.

    Es würde mich freuen, wenn Sie – da Sie ja ab 2020 für’s Land BaWü arbeiten werden – entsprechende Dinge auf den Weg bringen würden. Der frühere Gedanke der Musterlösungen in BaWü war gut. Nur muss der Staat eben Geld in die Hand nehmen, damit diese Musterlösungen dann auch einfach und zuverlässig funtkionieren und aktuell bleiben. Zu denken, man spart mit Open Source auch noch Geld, greift viel zu kurz!

  13. Comment Avatar Anonymous sagt:

    Volle Zustimmung auf alles oben. Danke auch für den Artikel. Leider lesen hier warscheinlich genau die Leute nicht mit, die A) etwas in der Verwaltung zu entscheiden haben und B) die, die nichts von OpenSource o.Ä. halten und stattdessen es lieben jede neue Version von MS Office / Windows / etc. zu erhalten.

    Ich bin auch Lehrer an einer Schule in BW. Für ca 100 Geräte erhalte ich eine (ja 1!) Stunde ermäßigung für das gesamte Schulnetz, inclusive Wartung, Software, etc. Und…das ist normal an Grund-/Werkreal/Gemeinsachaftsschulen in BW. 1-2 Std Deputatsermäßigung. Ich bin kein Anfänger, seit mehr als 35 Jahren arbeite ich mit Computern und ich denke ich kenne mich schon aus und bin sehr flott.

    Idealismus muss mit der verfügbaren Zeit konkurrieren. Unsere Aufgabe ist primär einen guten Unterricht zu halten und sich um die Schüler zu kümmern. Erst dann kommen die PCs/iPads. Und hierfür ist einfach die Zeit nicht gegeben für LinuxMuster&Co. Leider.

    Diese Dinge habe ich bei der Schulverwaltung / KM / LMZ auch sehr häufig angesprochen, ohne Ergebnis. Schon deshalb nicht, weil dort Microsoft / Apple / Social Media gerade zu verherrlicht werden.

    Und solange diese Vorbedingungen (Einsicht in alternative Software, Zeit/Geld für die Netzwerkbetreuung, Eltern die nicht zudem noch fordern etwas „gescheites“ einzusetzen (z.B. MS Office)) nicht erfüllt werden, wird die obige Umsetzung nach Deinem Artikel für viele weiterhin leider ein Traum bleiben.

    Es würde mich auch sehr freuen, wenn Du ab 2020 an Deiner neuen Stelle diesbezüglich etwas erreichen könntest. Es geht bei uns Beamten leider nur von oben nach unten. Sprich – ein Lehrer wird kaum etwas bewegen können. Höhere Behörden oder die Macht der Eltern sind hier notwendig.

  14. Comment Avatar Enonnimaus sagt:

    Die 5 Mrd. vom Bund sind angesichts des Ziels natürlich ein Witz. Wie alles, was von diesen derzeit regierenden Neuländlern diesbezüglich kommt. Es ist Wahnsinn, von diesen paar Penunzen auch noch Lizenzgebühren an die von Dir sehr treffend als Drogendealer charaḱterisierten üblichen Verdächtigen abzudrücken…

    Viel wichtiger aber als das Gezerre um die paar Piepen ist der Punkt (welchen Du im Beitrag auch betonst), dass diejenigen, die von all dem eigentlich profitieren soll(t)en (die Kinder!), etwas völlig Falsches lernen. Und spätestens an diesem Punkt der Erkenntnis würde ich mir wünschen, dass nicht nur Du (oder ein paar Andere; manchmal auch ich) wie die Rufer in der Wüste stehen, sondern dass die Legislative und die Exekutive, Behörden und Ämter, Eltern, Lehrer, -alle e n d l i c h aufwachen und Rahmenbedingungen schaffen, welche dergestalten Drogenhandel an Bildungseinrichtungen (und nicht nur dort, sondern überall, wo es um Daseinsvorsorge geht) unterbinden – oder kennen wir etwa wirklich eine einzige Schule, an welcher Speed, Dope, Koks & Co. offen und frei gehandelt werden dürften?..

    Ja, Mike, Deine Metapher stimmt (leider): Die von Dir beispielhaft genannten IT-Konzerne benehmen sich prinzipiell nicht anders als irgendwelche Dreckstypen, die Kindern gleich neben dem Schulhof Drogen verticken. Und dass diejenigen, welche eigentlich für den Schutz der Kinder (und nicht nur für den der Kinder) vor solchen Verbrechen verantwortlich sind und sogar gewählt wurden (und dafür auch von uns allen ordentlich entlohnt werden), sich dabei statt dessen auch noch wie Zuhälter gerieren, ist ein maximaler Skandal.

    (Und ganz nebenbei: Datenschutz ist Klimaschutz – FLOSS beinhaltet beides originär; proprietäre Software ist das krasse Gegenteil davon. Dass aber an dieser Stelle genauer zu erläutern, würde den Rahmen sprengen…)

    -Keep on going, Mike, carry on!

    :-)

  15. Comment Avatar Piraten.partei Wähler sagt:

    Also die Piraten.partei fordert ja schon seit langem das endlich das Bildungssystem auf freie OpenSource Software umgestellt wird um so den Einfluss von Microsoft zu brechen ;)

  16. Comment Avatar homodigitalis sagt:

    Ich finde es erschreckend, mit welchem simplen Feindbild die meisten Kommentare einhergehen. Auf der einen Seite Microsoft als kriminelle Vereinigung, auf der anderen Seite die OS-Community, als das Gutmenschentum schlechthin. Für wie dumm werden hier eigentlich die Lehrkräfte gehalten? Glauben die Schreiber wirklich, dass ein mit MS-Word verfasstes Dokument zwangsläufig dem unentrinnbaren Einfluss von MS unterliegt, dass die Lehrkräfte nur noch fremdgesteuert sind von Excel, PowerPoint und & Co? Wer diese Kausalität herstellt, glaubt auch, dass die Geburtenrate von der Anzahl der Störche in der Umgebung abhängt.
    Und einen Datenschützer, der so in einem Schwarz-Weiß-Schema gefangen ist, ist das letzte, was B-W und was die Schulen brauchen, um in der Digitalisierung voranzukommen.

    • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

      Also unsere Tochter wurde definitiv nicht vom Storch gebracht, daran würde ich mich erinnern. ;-)

      • Comment Avatar homodigitalis sagt:

        Dann besteht ja noch Hoffnung auf einen sachlichen Diskurs.

      • Comment Avatar Haeckse sagt:

        Hi Mike, na da haben ja einige strukturell Korrumpierte offensichtlich schon richtig Fracksausen, dass sie glauben, Dir hier verhohlen drohen zu müssen, da Du demnächst staatlich zertifizierte Pentests auch bei ihnen und ihren proprietären Gammelsystemen machen wirst :-))

    • Comment Avatar Haeckse sagt:

      Glauben die Schreiber wirklich, dass ein mit MS-Word verfasstes Dokument zwangsläufig dem unentrinnbaren Einfluss von MS unterliegt,[…]

      Ja. Sie glauben es nicht nur; sie wissen es sogar, nicht? – und um auch mal eine andere Quelle als die hiesige zu bemühen.

      […]dass die Lehrkräfte nur noch fremdgesteuert sind von Excel, PowerPoint und & Co?

      So fremdgesteuert wie Du in etwa, homodigitalis?.. Nein, bestimmt nicht! Das belegen ja die Kommentare und Erfahrungsberichte eben Solcher hier weiter oberhalb.

      die OS-Community, als das Gutmenschentum schlechthin

      „Gutmenschentum“? -Hey, das Unwort des Jahres 2011 als „Argument“, geil! Klingt ein bisschen nach AfD-verdongeltem, spätzle-connected CDU-Bratzen-Sprech, Deine Wortwahl. Oder wie Karl Kraus sagte: „Die Sprache bringt es an den Tag.“ Aber trotzdem ein ehrliches Dankeschön, dass Du als bereits weiter oben treffend chrakterisierter Zuhälter hier mal ein Runde Schaulaufen gedreht hast. Unbezahlbar, das!
      :)))

  17. Comment Avatar Volker sagt:

    Wenn gegen mein Einverständnis jemand in meine Wohnung kommt und irgendwelche Sachen mit nimmt, dann nenne ich das Diebstahl.

    Wenn ich in ein Geschäft gehe und ohne Bezahlung ein Gummibärchen oder eine Stereoanlage mitnehme, dann bezeichnet der Besitzer des Geschäfts das vermutlich auch als Diebstahl.

    Was ist es, wenn Google, Microsoft und Co. gegen mein Einverständnis in der Schule persönliche Daten meiner Kinder einsammeln? Aus meiner Sicht ist das nichts anderes wie Diebstahl.

    Vielen Dank Mike für Deinen Artikel für mehr Aufmerksamkeit!

  18. Comment Avatar Andreas sagt:

    Ich befasse mich als Dozent in der Erwachsenenbildung seit mehr als 20 Jahren auch mit der Gestaltung und Anwendung von Software in Arbeitsprozessen. Nachdem z.B. Linux seit einigen Jahren auch für DAUs geeignet erscheint, gibt es nach meiner Einschätzung heute plausible Wege, etwas zu verändern.

    Objektiv stellen Produkte aus Drittstaaten heute eine mögliche Bedrohung für Privatsphäre, Sicherheit usw. dar., vor allem, wenn die dort übliche Würdigung von Datenschutzfragen oder die Einordnung von Sicherheitsfragen von unserem lokalen Verständnis abweicht.

    Daher könnte ein nützlicher Weg sein, hier Klarheit gemäß unserer Gesetze einzufordern und zwar im direkten Vergleich proprietärer und offener Software gegenüber Judikative und Politik.

    Soweit z.B. ein Unternehmen eine Datenerhebung für die Weiterentwicklung „benötigt“ (z.B. MS), lässt sich dies gut im Direktvergleich widerlegen, denn auch die freie Software wurde ja sehr erfolgreich weiterentwickelt. Sie ist ja sogar eine „Willensbildung der Anwendergemeischaft“, die über direktes und bewusstes Feedback zustande kommt, statt durch Bespitzelung derselben. Hier steht proprietäre Software auf schwachen Beinen.

    Ich wundere mich, dass unsere Aufsichtsorgane ihre Aufgaben nicht erfüllen, dies bzgl. Datenschutzanforderungen und Monopolbildung. Interessanterweise scheren erste Länder mit eigenen, noch improvisierten Lösungen aus, auch wenn wirtschaftliche bzw. politische Zielsetzungen hierbei im Fokus stehen dürften und mir die Richtung nicht immer wirklich passt.

    Im Limux-Projekt in München ist vieles schiefgelaufen. Angesichts seiner Bedeutung hätten daran mehr freiwillige Entwickler mitarbeiten sollen, z.B. aus anderen Kommunen. Hier fehlt eine Kernkompetenz, die das Management betrifft, nämlich zunächst eine über den Tellerrand blickende Projektorganisation. Für die Implementation freier Software sollte der Begriff der Zusammenarbeit vielleicht ganz neu gedacht werden.

    Ich wünsche mir mehr Zusammenarbeit bei der Durchsetzung von größeren Projekten, seien es rechtliche oder politische Projekte oder „nur“ die Implementation von Anwenderszenarien.

  19. Comment Avatar oskito sagt:

    Es ist zwar schon einige Jahre her, doch ein Lehrer, der sich hier sehr dafür eingesetzt hatte, daß an seiner Schule ein Linux mit freier Software die Basis ist, ist von den Eltern der Schüler zurückgepfiffen worden.
    Da half auch nicht sein Argument, daß die Schüler z.B. den Umgang mit Textverarbeitung und nicht mit MS-Word lernen sollten und im Lehrplan vom Zwang zu MS-Produkten nicht die Rede sei.
    Die Schulleitung hatte sich auf die Empörung einiger Eltern eingelassen, die nicht wollten, daß ihren Kindern die Zukunft verbaut werde, wenn sie sich nicht mit MS-Produkten auskennen würden. Die Schulleitung hatte dem „Elternwillen“ entsprochen.

    Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Weil MS (auch Apple kann das) sehr aktiv an seiner Marktmacht abeitet, fürchten sich die Menschen, den Anschluß zu verlieren, wenn sie sich dem nicht unterwerfen. Also wird MS sogar gefordert.

    Doch ganz unrecht hatten die Eltern nicht.
    Am Beginn einer neuen Tätigkeit habe ich erlebt, daß die Chefin mich quasi für Dumm erklärte, weil ich mit MS-Word und Excel nicht auf Schlag so fix war. Daß ich keine Probleme hatte, unter Windows, Mac-OS und Linuxen zu arbeiten, war uninteressant. MS-gerechtes Schmalspurwissen wurde über alles erhoben.

    Zuvor hatte ich in einem Medienbetrieb die MS-Produkte als tückisch erlebt. Es sind eben keine Design-Programme. Das Layout ist unzuverlässig. Aber einige Kunden lobten sie in den Himmel. Die kamen gar nicht auf die Idee, daß das, was sie auf ihrem Monitor sehen und mit ihrem persönlichen Drucker ausgeben auf anderer Technik völlig anders aussehen würde.
    Der Glaube: So eine erfolgreiche Firma wie MS mache doch keine Fehler.

  20. Comment Avatar #gnuHU sagt:

    Die stud. Initiative #gnuHU der HU Berlin unterschreibt diesen Beitrag voll und ganz, danke Mike!

    Bezüglich

    Stoßt eine Diskussion darüber an, wie man sich aus dem Microsoft-Würgegriff befreien könnte.

    möchten die Initiative darauf hinweisen, dass zu diesem Zweck des Initiativen-Konzept #gnuHU entwickelt wurde, um Bildungseinrichtungen eine Anleitung und Hilfe zur Redemokratisierung digitaler Bildungsräume auf Grundlage Freier Software zu geben.

  21. Comment Avatar Armakuni sagt:

    Wow, was hier inzwischen alles geschrieben wurde, sehr interessant.

    Ich erinnere mich an „früher“ (ja, da war wohl alles besser), da durfte man sich um bestimmte Themen noch selbst kümmern. Heute bekommt man ja alles auf dem Silbertablett serviert. Soll heißen: Früher hat man sich seine Software auf dem Rechner installiert und eingerichtet, und los ging es. Heute braucht man sich ja nur noch bei 1-2 Anbietern in der Cloud anmelden.

    Das ganze Thema betrifft nicht nur das Schulwesen, sondern die IT generell: Sehr viele Angebote, die in der Cloud liegen, sind bewusst so gestaltet, für den Nutzer „alles easy“ zu machen, und dass er sich um nichts kümmern muss. Wie verlockend das auch ist, wenn man sich vorstellt, man müsste sich um alles selber kümmern. Blöd ist halt, dass man als heutiger Normaluser gerne mal an den Google Support wenden kann, wenn man als nichtzahlender Nutzer ein Problem hat…

    Wenn ich heute meinen Linux-Server daheim ansehe, da läuft im Verhältnis nicht so viel darauf, kostet mich aber trotz langjähriger Erfahrung immer mal wieder einfach Zeit. Das ist so und ist auch normal, immerhin kostet das eigene Auto ja auch Zeit. Beispiel hier: Wechsle ich meine Reifen selbst oder lasse das in der Werkstatt machen (out-sourcing)?

    Wenn nun Eltern, die eh kaum noch Zeit für irgendwas haben, oder sich nicht richtig auskennen, sich um diese Themen „zum Glück“ nicht mehr kümmern müssen, dann müssen wir uns nicht wundern. Selbst die Generation, die das alles selbst mal gemacht hat und sich auskennt, steht heute vor diversen künstlichen Hürden.

    Das Thema ist in den Schulen ja noch verschärft, wenn ich obige andere Kommentare lese. Da gewinne ich den Eindruck, dass sich seit meiner Schulzeit fast nichts verändert hat. Man kann froh sein, wenn es vereinzelte Lehrer gibt, die sich dem Thema widmen möchten, aber im Kern sind es Menschen, denen nicht genug Anerkennung darüber gezollt wird, ja die fast schon ausgenutzt werden darüber ob ihrer Gutgläubigkeit.

    Heute den Kindern fertige Rechner oder Android-/Apple-Geräte hinzustellen, bei denen sie sich keine Gedanken machen müssen, ist ohnehin der falsche Weg. Auf meinen ersten Rechnern musste ich alles selber installieren, dadurch lernt man die ganze Thematik auch viel besser kennen. Was lernen Menschen denn heute? Ja, das liegt in der Cloud. Fertig. Es gab früher schon viele Menschen, die sich nicht dafür interessiert haben, wie es im Detail funktioniert, genauso wie es Menschen gibt, die nicht wissen, wie ein Auto funktioniert. Heute ist der Anteil gefühlt viel höher.

    Diese ganze Thematik zeigt, dass die „digitale Kompetenz“ nicht mal bei einem Großteil der entscheidenden Stellen gegeben ist. Hier wurde jahrzehntelang gepennt.

    Aus heutiger Sicht war ich in meiner Jugendzeit ein Nerd, weil ich mich sehr viel mit Computern etc. beschäftigt hatte. Man wurde dafür belächelt. Nun ist man aber heute einer derjenigen, der sich selbst helfen könnte (Linux, eigener Server etc.) und den ganzen Mist auch versteht, während andere sich nicht damit beschäftigt haben. Das rächt sich heute.

  22. Comment Avatar Peer Heinlein sagt:

    Es stellt sich auch die (Vorbild-) Frage, wie Schule und Lehrer mit Schülern und Eltern kommunizieren. Per WhatsApp? O365? Google Drive?

    Thüringen geht hier vorbildlich voran und hat jeden Lehrer in Thüringen mit einer sicheren neutralen datenschutzkonformen Mailadresse ausgestattet:

    https://mailbox.org/de/post/sichere-e-mail-fuer-lehrer-thueringer-bildungsministerium-vertraut-mailbox-org

    Auch das ist geeignet, Schüler und Lehrer mal mit „anderen“ Lösungen abseits des Mainstreams zu konfrontieren. Ja, auch dort kann man die Fotogallerie der Klassenfahrt posten, Dokumente mit Eltern austauschen oder Lernmaterial zum Download bereitstellen. Es muß nicht immer Dropbox sein.

    Nicht nur, daß der Mailverkehr für die Lehrer nun endlich juristisch datenschutzkonmform ist: Das ganze Projekt ist auch ein wichtiges
    Einfallstor um überhaupt das Bewusstsein zu schaffen und zu zeigen, DAS und WAS es anderes gibt.

    Schönen Gruß

    Peer Heinlein
    (CEO mailbox.org)

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