Smart-TV: Die Datenschleuder im Wohnzimmer

Hin und wieder wird der Wunsch geäußert, ich solle doch eine Anleitung schreiben, wie man seinen Smart-TV »unter Kontrolle bekommt«. Ich kann den Wunsch zwar nachvollziehen, aber es ist schlichtweg nicht praktikabel durchführbar, ohne dabei zum Nerd zu werden. Ich fasse das mal aus meiner Sicht zusammen:

  • es gibt unzählige Anbieter auf dem Markt, die Smart-TVs anbieten
  • schon lange sollte bekannt sein, dass Smart-TVs eine Menge an Daten sammeln und übermitteln – spätestens seit 2016 sollte auch die breite Masse davon wissen (Smart TV und Daten­schutz: Was der Fernseher heimlich sendet)
  • die Datenschutzerklärungen der meisten Hersteller sind grob unvollständig bzw. klären den Nutzer nicht im Ansatz transparent darüber auf, zu welchem Zweck, welche Daten an wen gesendet werden

Es ist also nahezu unzumutbar solch einen Smart-TV tatsächlich als Internet anzuschließen – jedenfalls dann, wenn einem die eigene Privatsphäre am Herzen liegt.

Möchte man sich der Sache jetzt technisch annähern müsste man zunächst das Datensendeverhalten von einem Fernseher analysieren. Daraus würden sich dann Erkenntnisse ableiten lassen, welche Verbindungen tatsächlich für die Diensterbringung notwendig wären (bspw. Streaming, Updates) und welche rein auf das Sammeln von Daten ausgelegt sind. Diese White- bzw. Blacklist müsste man kontinuierlich pflegen und bspw. in einen Pi-hole (oder ähnliche Lösung) einspeisen, der die »unnötigen« Datenverbindungen rausfiltert. Dieser Aufwand wäre für jeden Fernseher bzw. Anbieter neu zu leisten.

Eine andere Möglichkeit wäre eine Firewall bzw. Paketfilter vor das Gerät zu setzen und explizit nur jene Verbindungen zu erlauben (nach dem Whitelist-Prinzip), die für die Funktionserbringung notwendig ist. Einen solchen Ansatz hatte ich mal für Windows 10 im Artikel »Windows unter Kontrolle – IPFire Teil4« skizziert:

Windows kann so viel »schreien« und »rufen« wie es will – die IPFire lässt das neugierige Betriebssystem verstummen. Mit diesem Ansatz könnt ihr ausgehende Verbindungen kontrollieren und reglementieren. Letztendlich solltet ihr nur jene Verbindungen zulassen, die eure Anwendungen für die Funktionserbringung benötigen – alles andere ist in diesem Setup nicht erlaubt.

Dieser Ansatz wäre jener, der eine hohe Kontrolle bietet. Allerdings führt auch bei dieser Variante kein Weg daran vorbei das Datensendeverhalten zu analysieren – wie sonst kann man wissen, welche Verbindungen notwendig sind und welche nicht?

Die Problematik sollte nun hoffentlich deutlich sein. Aus diesem Grund macht es für mich keinen Sinn eine Anleitung oder ähnliches zu veröffentlichen.

P.S.: Wir haben auch solch einen Smart-TV bei uns im Wohnzimmer stehen (ein 50 Zoll Samsung Gerät). Das ist und bleibt allerdings vollkommen »dumm«. Keiner zwingt mich das Gerät mit dem Internet zu verbinden. Alle für mich relevanten Funktionen sind auch ohne das Internet einwandfrei nutzbar. Ein Kodi erweitert den Funktionsumfang bei Bedarf.

Du kannst den Blog aktiv unterstützen! Mitmachen ➡