Wie wir unseren Verein digitalisiert haben – Digitalisierung im Verein Teil1

1. Typisch DeutschDigitalisierung Verein

Die Wurzeln des Vereinslebens reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Damals waren Vereine noch unter der Bezeichnung Assoziationen oder Gesellschaften bekannt. Das, was einen Verein ausmacht, ist bis heute allerdings gleich geblieben: Menschen können sich unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Stand organisieren und gemeinsame Interessen verfolgen. Aktuell besitzen ca. 42 – 45 % der Deutschen eine Vereinsmitgliedschaft – getoppt wird dies nur von skandinavischen Ländern.

Ein Verein wird geprägt durch seine Mitglieder, die sich oftmals freiwillig nach ihren individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten engagieren. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Ämtern wie Vorstand oder Schatzmeister gibt es innerhalb eines Vereins meist Menschen/Gruppen, die sich mit speziellen Themen befassen. Eines dieser Themen ist die Digitalisierung des Vereinslebens, das spätestens mit dem Beginn der Corona-Pandemie Einzug gehalten hat.

Der vorliegende Beitrag ist Auftakt zur Artikelserie »Digitalisierung im Verein«. Im ersten Teil der Serie möchte ich in einem persönlichen Erfahrungsbericht darstellen, wie unser Verein digital aufgestellt ist. Wir hatten bei der Gründung im Jahr 2015 den Vorteil, dass wir keine bestehenden IT-Infrastrukturen hatten, sondern wir konnten von Scratch planen und mussten keine IT-Altlasten ausbauen/erweitern. Da ich ein Gründungsmitglied bin, habe ich damals große Teile der Digitalisierung übernommen.

Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie:

2. Vereine: Was gilt es zu digitalisieren?

Vereine sind so unterschiedlich und vielfältig, dass es unmöglich ist, eine Digitalisierungs-Blaupause zu liefern, die alle Anforderungen und Bedürfnisse abdeckt. Es gibt aber Aufgaben bzw. Bereiche in Vereinen, die nahezu immer anzutreffen sind. Dazu zählt bspw. die (Mitglieder-)Verwaltung und die Finanzplanung. Je nach Verein kommen über die Zeit dann noch weitere Aufgabenbereiche hinzu. Bei unserer solidarischen Landwirtschaft entwickelten sich immer neue Arbeitsgruppen, die entweder aus Bedarf entstanden oder weil sie ein gutes Miteinander fördern. Anbei ein Ausschnitt unserer 19 Arbeitsgruppen – Stand Dezember 2022:

  • Baugruppe: Dinge bauen z.B. Erdkeller ertüchtigen, Hütte fertigstellen, Regendach bauen.
  • Photovoltaik und Bewässerungsgruppe: Photovoltaik und Tanksystem wurde gebaut, Leitungen wurden verlegt. Weitere Projekte: Regendach als Unterstand und zum Wasser sammeln.
  • IT-Gruppe: Administration der Cloud und Mailingliste(n), To-Dos in der Cloud wie Evaluierung und Weiterentwicklung, Ansprechpartner für Fragen rund um Cloud und Technik.
  • Finanzgruppe: Geld verwalten und ausgeben, Überprüfung der Eingänge und Erinnerungen an Zahlungen, Überweisungen tätigen, regelmäßig Gehalt von Gärtner*innen überweisen, Wirtschaftsplan und Jahresabschluss erstellen.
  • Newslettergruppe: Alle 14 Tage einen Newsletter erstellen, Rückmeldungen der Gruppen im Newsletter zusammenführen, wichtiges Informationsorgan.
  • Vorstandsgruppe: Vielfältige Aufgaben, Aufgaben delegieren, Überblick behalten, Anschaffungen genehmigen, Personalfragen, Kündigungen bearbeiten, Vorbereitung der GKTs, konzeptionelle Arbeit in Abstimmung mit Gärtner*innen und Gruppen, Planung der kommenden Saison, Wirtschaftsplan, Verträge mit dem Personal, Ansprechpartner*innen für Gruppen, Behörden, Organisationen, Sicherheit auf dem Acker.
  • Infogruppe: Ackerführung, Bearbeitung von Fragen neuer/bestehender Mitglieder.
  • Wir-Gruppe: Ziel: Was benötigt die Gemeinschaft? Enge Kooperation mit der Vorstandsgruppe, Organisation des Wir-Tages, Gemeinschaftsdenken im Fokus.
  • Stationsbetreuer: Unterschiedliche Stationen betreuen, einmal oder alle zwei Wochen Gemüse ausgeben, ggf. um Ersatzbetreuer bemühen, kurze Erinnerung schreiben, wenn das Gemüse da ist.

Die Herausforderung besteht nun darin, eine IT so flexibel/modular zu gestalten, um die Anforderungen der unterschiedlichen Aufgabenbereiche bzw. Arbeitsgruppen abzudecken. Aber nicht nur aus der Perspektive, was aktuell/jetzt erforderlich ist, sondern auch im Hinblick auf die zukünftige Weiterentwicklung des Vereins. Das ist keine leichte Aufgabe, denn man muss versuchen, die aktuellen Bedürfnisse mit der zukünftigen Ausrichtung/Vision in Einklang zu bringen. Dieser Spagat gelingt nicht immer. Daher ist es essenziell stetig nachzujustieren und die IT bzw. Digitalisierung im Verein zu überdenken/überarbeiten. Anforderungen und Bedürfnisse ändern sich nun mal – ein Stillstand führt irgendwann zwangsweise zu Frust bei (großen) Teilen im Verein. Als IT-Verantwortlicher in einem Verein muss man neben den technischen Aspekten immer auch Punkte wie Finanzen, (Mitglieder-)Bedürfnisse und natürlich den Datenschutz und die IT-Sicherheit im Blick behalten.

Nachfolgend möchte ich skizzieren, aus welchen Kernkomponenten unsere IT besteht und wie wir damit versuchen, den Anforderungen der unterschiedlichen Arbeitsgruppen zu begegnen.

3. Kernkomponenten unserer IT

Wir setzen durchgehend auf quelloffene Software bzw. Lösungen/Dienstleister, die eine autonome Speicherung und Verarbeitung der Vereinsdaten erlauben. Für uns kommt es nicht infrage, die Daten unserer Mitglieder, Finanzplanung, interne Dokumente usw. freizügig mit Google und Co. zu teilen. Ein verantwortlicher Umgang mit personenbezogenen Daten ist für uns eine Selbstverständlichkeit, die wir tatsächlich auch leben und nicht nur als Lippenbekenntnisse in die Datenschutzhinweise (für neue Mitglieder) packen.

Um die Anforderungen unserer Arbeitsgruppen im Verein zu erfüllen, nutzen wir die folgenden Komponenten:

  • Bilder und Fotos: Nextcloud
  • Dokumente, Tabellen, Termine: Nextcloud
  • Kollaboration: Nextcloud (CollaboraOffice), Cryptpad
  • Kommunikation
    • Intern: (Newsletter-)Verteiler, E-Mails und für einzelne Gruppen den Messenger Signal
    • Außen: E-Mails mit eigener Domain (bspw. @solawi-sind-wir.de)
  • Digitale Vereinstreffen: BigBlueButton (große Treffen), Nextcloud (kleine Treffen)
  • Website: Statische Website (HTML + CSS)

Insgesamt ist unsere IT so aufgestellt, dass sie unnötige Abhängigkeiten minimiert und sich dank der Nextcloud modular erweitern lässt. Ganz glücklich bin ich mit der aktuellen Umsetzung jedoch nicht – dazu später mehr. Ab einer bestimmten Vereinsgröße (bei uns über 100 Mitglieder) sind Änderungen an der bestehenden IT-Infrastruktur oftmals nur schleppend umsetzbar, da sich Menschen schwierig von neuem überzeugen lassen – meist aus Gewohnheit. Menschen bevorzugen unterbewusst Gewohnheiten gegenüber Änderungen und treffen deswegen oft Entscheidungen, die ihren eigentlichen, vernünftigen Interessen/Zielen widersprechen. Da braucht es dann gute Argumente und einen langen Atem.

Leiche im Keller

Eine »Leiche im Keller« haben allerdings auch wir zu beklagen: Unsere Buchhaltung erfolgt mit einer proprietären Software, die nur für Windows verfügbar ist. Bestrebungen, diese zu ersetzen, haben sich bisher leider nicht als erfolgreich erwiesen.

Der Kuketz-Blog ist spendenfinanziert!

Unabhängig. Kritisch. Informativ. Praxisnah. Verständlich.

Die Arbeit von kuketz-blog.de wird vollständig durch Spenden unserer Leserschaft finanziert. Sei Teil unserer Community und unterstütze unsere Arbeit mit einer Spende.

Mitmachen ➡

3.1 Detaildarstellung der Komponenten

Die Nextcloud ist Dreh- und Angelpunkt des digitalen Vereinslebens. Dort speichern wir Bilder/Videos vom Acker, den Gemeinschaftsarbeiten und auch Vereinsfeiern. Unsere Mitgliederverwaltung erfolgt ganz banal via Tabellenkalkulation direkt in der Cloud. Auch weitere Dokumente der Arbeitsgruppen werden innerhalb der Cloud bearbeitet bzw. abgelegt. CollaboraOffice ermöglicht ein kollaboratives Arbeiten. Für das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten, die keine personenbezogen Daten enthalten, nutzen wir auch das etwas niederschwellige Cryptpad, auch ohne Anmeldung ist dort ein gemeinsames Arbeiten an Dokumenten möglich. Unsere Verwaltung der Fahrdienste zur Gemüseabholung erfolgt ebenfalls über die Nextcloud – den dazugehörigen Kalender können sich Mitglieder dann einfach abonnieren. Die Nextcloud muss man übrigens nicht selbst hosten, sondern kann auf diverse Dienstleister (Private use / Community / Enterprise) zurückgreifen. Gerade wenn man nicht über grundlegende Kenntnisse zur Administration eines Servers verfügt bzw. wie dieser abgesichert wird, sollte man Hosting-Angebote in Anspruch nehmen.

Unsere Kommunikation erfolgte am Anfang ausschließlich über E-Mail bzw. in direkten Gesprächen. Mit der Zeit bildeten sich immer neue Arbeitsgruppen, für die dann E-Mail-Verteiler eingerichtet wurden. Um die IT zu entlasten, wurden dann Mailinglisten bei JPBerlin gebucht. Über diese erfolgt bis heute die Adressierung bzw. Zustellung von E-Mails an die Arbeitsgruppen und auch der Versand des Newsletters an alle Mitglieder. Einzelne Arbeitsgruppen bildeten dann vermehrt (Diskussions-)Gruppen über den Messenger Signal – WhatsApp und andere Datenschleudern kamen nicht infrage. Diese Entwicklung erfolgte parallel zum Bestreben der IT-Gruppe, einen Matrix-Server für die interne Kommunikation anzubieten, der die Abhängigkeit von Dienstleistern reduziert und mehr Freiheit/Autonomie gewährleistet. Bestrebungen, auf Matrix zu wechseln, gestalten sich als schwierig. Dieses insbesondere deshalb, weil sich die Mitglieder an den Austausch über Signal gewohnt haben. Aus meiner Sicht gibt es an Signal insgesamt auch wenig auszusetzen, aber eine autonome Nutzung, die zentralisierte Anbieter vermeidet, ist damit nun einmal nicht möglich.

Für die digitale Kommunikation nach außen (neue Mitglieder, Rechnungen, Dienstleister etc.) nutzen wir unsere eigene Domain, die aktuell noch bei netcup gehostet wird. Ein Umzug zu mailbox.org ist für das nächste Jahr geplant. Aus meiner Sicht ist das Hosting einer eigenen E-Mail-Domain bei mailbox.org die aktuell beste Lösung.

Die Corona-Pandemie hat auch uns zum Umdenken gezwungen. Private Treffen der Arbeitsgruppen waren plötzlich nicht mehr möglich. Anfangs nutzen wir das Videokonferenztool Jitsi Meet. Gerade aber für große Treffen (mit mehr als 35 Teilnehmern) sind wir damit an Grenzen gestoßen. Digitale Vereinstreffen finden heute über BigBlueButton und den Dienstleister Senfcall statt. Für kleinere Treffen der Arbeitsgruppen kommt noch immer Jitsi Meet oder auch Nextcloud Talk zum Einsatz.

Unsere Website wird bei netcup gehostet. Diese ist relativ einfach gestaltet und im Grunde nichts weiter als eine statische Website mit ein paar Bildern. Die Außendarstellung ist uns auch ehrlich gesagt gar nicht so wichtig, da wir über genügend Mitglieder und Interessenten verfügen. Diese erreichen wir nicht primär über die Website, sondern bei Veranstaltungen oder einfach mittels Mundpropaganda.

3.2 Zukünftige Ausrichtung

Wie bereits angedeutet, bin ich mit der aktuellen IT-Ausgestaltung nicht ganz einverstanden. Folgende Punkte werden wir das nächste Jahr in Angriff nehmen:

  • Wechsel zu Matrix: Für eine größtmögliche Autonomie ist ein Wechsel zu einem Matrix-Server angestrebt, der dann als Kommunikationsplattform (neben E-Mail) dient. Der Messenger Signal soll dann ersetzt werden. Als Verein setzen wir auf Lösungen, die es uns erlauben, unsere IT möglichst frei und unabhängig zu gestalten.
  • Wechsel zu mailbox.org: Aktuell ist unsere Domain inkl. E-Mail noch bei netcup gehostet. Sozusagen eine Entscheidung, die der anfänglichen Aufbruchsstimmung zu verdanken ist, die eine »schnelle« Lösung für die E-Mail-Kommunikation erforderlich machte. Wenngleich die Domain bei netcup bleiben wird, so wird zumindest das E-Mail-Hosting zukünftig über mailbox.org erfolgen.
  • Evaluierung Buchhaltung: Aktuell erfolgt die Buchhaltung mit einer proprietären Software, die nur für Windows verfügbar ist. Leider müssen wir in diesen sauren Apfel beißen. Was mich allerdings beruhigt: Das Betriebssystem ist in einer virtuellen Maschine »eingesperrt« und jegliche Kommunikation mit der Außenwelt wird unterbunden. Unsere Buchungsdaten werden bei Bedarf exportiert und in einem kompatiblen Dateiformat an den Steuerberater gegeben. Trotz dieser Maßnahmen ist eine Evaluierung für das nächste Jahr geplant.
  • Evaulierung Projektmanagement/Aufgaben: Projekte, wie die der Bau einer Bewässerungsanlage für den Anbau, sind insgesamt komplex. Ein Tool, mit dem unterschiedliche Arbeitspakete bzw. Ziele definiert werden können, soll uns künftig dabei unterstützen, solche größeren Projekte effizienter und planbarer durchzuführen. Dazu soll eine Software eingeführt werden, die solch ein Projektmanagement ermöglicht. Die Nextcloud-Erweiterung Deck mag hierfür infrage kommen.

Unsere IT befindet sich quasi permanent auf dem Prüfstand und muss sich (weiter-)entwickeln, damit wir neuen Anforderungen gerecht werden können. In einer so großen Gemeinschaft/Verein dürfen wir bei all der Liebe für quelloffene Software allerdings die Bedürfnisse und Wünsche der Mitglieder nicht außer Acht lassen. Eine IT, die die Menschen, die sie nutzt, außer Acht lässt, ist zum Scheitern verurteilt.

Bevor wir uns in einem nachfolgenden Teil der Artikelserie »Digitalisierung im Verein« mit dem Thema Datenschutz befassen, folgen nun Hinweise und Tipps, damit ihr euch schon einmal auf das Thema einstimmen könnt.

4. Praxishilfe für Vereine

4.1 DS-GVO.clever: Datenschutz-Generator

Gerade Vereinen fällt es oftmals schwer, korrekte Datenschutzhinweise für ihre Website zu formulieren. Das ist wenig verwunderlich, denn Ressourcen sind oft begrenzt, daher werden sich wohl nur größere Vereine einen (externen) Datenschutzbeauftragen oder eine eigene Rechtsabteilung leisten. Viel häufiger wird jemand vom Verein, der sich »irgendwie mit IT auskennt«, für die Erstellung der Datenschutzhinweise abgestellt.

Der LfDI Baden-Württemberg hilft mit dem DS-GVO.clever, dass Vereine ihrer Informationspflicht nach Artikel 13 DSGVO möglichst einfach nachkommen können:

DS-GVO.clever

4.2 Ratgeber und FAQs

Wer noch gar nicht bis wenig mit dem Thema Datenschutz und Verein zu tun hatte, der sollte die nachfolgenden Ratgeber/Informationen berücksichtigen:

5. Eure Erfahrungen sind gefragt!

Im vorliegenden Beitrag habe ich die Erfahrungen unseres Vereins mit der Digitalisierung skizziert und aufgezeigt, welche Tools/Dienste wir einsetzen, um möglichst alle Anforderungen unserer Arbeitsgruppen abzudecken. Die Bereitstellung von Datenschutz-Vorlagen (in nächsten Teil der Serie) sollen zusätzlich dazu beitragen, dass ihr euch Impulse und Ideen holen könnt, um die Digitalisierung in eurem Verein auf ein gesundes (datenschutzrechtliches) Fundament zu stellen.

In einem Teil der Serie »Digitalisierung im Verein« möchte ich euch zu Wort kommen lassen. Sendet mir eure Erfahrungen mit der Digitalisierung des Vereinslebens zu. Nennt mir Tools/Dienste, die ihr einsetzt und wie es euch gelingt, die Mitgliederanforderungen mit der IT-Sicherheit bzw. dem Datenschutz in Einklang zu bringen.

Erfahrungsberichte einsenden

Sendet mir euren Erfahrungsbericht bitte per E-Mail zu. Ich werde dann eine Auswahl treffen und mit etwas Glück ist dieser Teil des Nachfolgeartikels. Daher eine Bitte: Verzichtet auf die Angabe von personenbeziehbaren Daten. Gegebenenfalls werde ich eure Einsendung ansonsten nicht berücksichtigen oder die entsprechenden Stellen unkenntlich machen.

6. Fazit

Die Digitalisierung eines Vereins ist keine leichte Aufgabe. Man muss die Bedürfnisse und Wünsche der Mitglieder im Blick haben, rechtliche (Datenschutz-)Vorgaben beachten, die IT-Sicherheit nicht vernachlässigen und quasi permanent prüfen, ob neue Anforderungen vorliegen. Je nach Größe des Vereins ist eine Person damit zwangsläufig überlastet/überfordert – es ist daher nicht nur sinnvoll, sondern eigentlich unabdingbar, die »Digitalisierung eines Vereins« auf mehrere Schultern zu verteilen.

Im nachfolgenden Beitrag der Artikelserie möchte ich das Thema Datenschutz und Verein näher beleuchten. Datenschutz wird von der Frage nach den konkreten Datenverarbeitungen getrieben. Oft konzentriert man sich dabei auf die Rechtsgrundlagen, d.h. die Erlaubnis diese Verarbeitungstätigkeiten überhaupt rechtfertigen zu können – dadurch entsteht natürlich Rechtssicherheit. Dabei wird oft übersehen, dass man bei der Bestandsaufnahme der Verarbeitungstätigkeiten, ein Überblick über die digitalen Tätigkeiten des Vereins entsteht – diese Transparenz erzeugt Vertrauen bei den Mitgliedern und hat nebenbei ganz praktische Vorteile. Der neue Vereinsvorstand muss nicht mühsam durch den Verein tingeln, um sich über dessen Datenverarbeitung kundig zu machen. Auch die vielfach schwierige, aber für Vereine oft wichtige Frage, wie und welcher Form kann man Fotos aus dem Vereinsleben veröffentlichen, kann dabei geklärt werden. Insbesondere, wenn es sich dabei um Kinder handelt. Der Datenschutz legt dabei die Spielregeln fest, um ein faires Miteinander zu gewährleisten.

Was im nächsten Beitrag also folgt, ist eine Hilfe zur Selbsthilfe. Wir begeben uns auf die Suche nach Verarbeitungstätigkeiten im Verein und führen sozusagen eine »Datenschutzinventur« durch.

Bildquellen:

Team: Freepik from www.flaticon.com is licensed by CC 3.0 BY

Über den Autor | Kuketz

Mike Kuketz

In meiner freiberuflichen Tätigkeit als Pentester / Sicherheitsforscher (Kuketz IT-Security) schlüpfe ich in die Rolle eines »Hackers« und suche nach Schwachstellen in IT-Systemen, Webanwendungen und Apps (Android, iOS). Des Weiteren bin ich Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Dualen Hochschule Karlsruhe, sensibilisiere Menschen in Workshops und Schulungen für Sicherheit und Datenschutz und bin unter anderem auch als Autor für die Computerzeitschrift c’t tätig.

Der Kuketz-Blog bzw. meine Person ist regelmäßig in den Medien (heise online, Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung etc.) präsent.

Mehr Erfahren ➡

SpendeUnterstützen

Die Arbeit von kuketz-blog.de wird zu 100% durch Spenden unserer Leserinnen und Leser finanziert. Werde Teil dieser Community und unterstütze auch du unsere Arbeit mit deiner Spende.

Folge dem Blog

Wenn du über aktuelle Beiträge informiert werden möchtest, hast du verschiedene Möglichkeiten, dem Blog zu folgen:

Bleib aktuell ➡


Diskussion

5 Ergänzungen zu “Wie wir unseren Verein digitalisiert haben – Digitalisierung im Verein Teil1”

  1. Comment Avatar demlak sagt:

    Moin,

    wir sind einen sehr sehr ähnlichen Weg für unser Projekt gegangen. Als Initiative 2019 gestartet, ist es zu zwei Genossenschaften und einem Verein angewachsen. Über 200 ehrenamtlich engagierte zu dutzenden Themen. Und die IT lastet auf zwei Schultern. Ich kann es also absolut nachvollziehen =)

    Wir haben bei uns Matrix von Anfang an genutzt. Dadurch war es relativ einfach hier die Etablierung umzusetzen. Wir stellen aber fest, dass die Client-Validierung für die verschlüsselten Nachrichten ein großes Support-Problem darstellt.

    Daher die klare inhaltliche Empfehlung: Deaktiviert vor dem Start die Verschlüsselung. Wenn der Server selbst gehostet wird und hinter einer ssl Verbindung steckt, sind verschlüsselte Chats ein spannendes feature.. aber mehr auch nicht. Die Praxis zeigt, dass dieses Feature den ganzen Supportaufwand einfach nicht wert ist.

    Hier ein Auszug unserer Infrastruktur, die ich ebenfalls so ans Herz legen kann:

    – Unsere Domains registrieren wir bei netcup.
    – Für den Aufbau der Webseite nutzen wir das CMS “Kirby” mit dem Template “ZeroOne”.
    – Für Dateiaustausch nutzen wir “nextcloud”.
    – Für Aufgabenkoordination nutzen wir in Nextcloud das “Kanban” Plugin “Deck”.
    – Für Webmail nutzen wir in Nextcloud das Plugin “Rainloop” (wird bald umgestellt auf Snappymail)
    – Für unsere Kalenderverwaltung nutzen wir in Nextcloud das Plugin “Calendar”.
    – Für unsere “shortlinks” nutzen wir die Software “yourls” mit den Plugins: “random-keywords”, “redirect-index” und “sleeky”
    – Für unsere Terminfindungen nutzen wir die Software “Framadate”.
    – Für schnelle Kommunikation betreiben wir einen “Synapse Server” in verbindung mit “Element Client”
    – Für Videochats nutzen wir die Software “BigBlueButton” auf unserem eigenen Server.

    Wir entwickeln ständig unser eigenes auf Python basiertes Umfragetool weiter, mit dem wir auch Terminanmeldungen umsetzen.

    All das ist angebunden an einen “OpenLDAP” Server für ein Zentrales Benutzer:innen- und Rechtemanagement.

    Und unsere Backups machen wir per “Restic” auf einem “Restic Rest Server”

  2. Comment Avatar Falk sagt:

    Im Verein haben wir eine Zeitlang recht erfolgreich die Software JES (Java-EÜR) zur Buchhaltung eingesetzt.

  3. Comment Avatar Christian sagt:

    Nextcloud Deck ist eigentlich eine schöne Lösung vor allem wenn man Dateien mitverwalten muss. Bewährt hat sich bei diversen Projekten allerdings Kanboard (www.kanboard.org), leicht, schnell, extrem funktional und selber hostbar. Mein Favorit und Benchmark!

    • Comment Avatar cusn sagt:

      Ja, Kanboard ist schlank und bietet viele Funktionen, aber bekanntlich isst das Auge mit. Die GUI bzw. die UX könnten die Akzeptanz bei nicht-ITaffinen Menschen verringern. Da fährt man wahrscheinlich mit der Nextcloud-Erweiterung „Deck“ besser, weil sie sich als Teil von Nextcloud anfühlt.

      Falls der Funktionsumfang von Deck nicht ausreichen sollt, ist WeKan einen Versuch wert (oder Blanka). Wer ambitioniertere Projekte managen möchte, sollte Taiga mal ausprobieren.

  4. Comment Avatar Marko sagt:

    Zweckmäßig wäre es so viel wie möglich auf der Basis von Open Source Lösungen selbst zu realisieren. Mein / unsere Vereins-„Packesel“ ist mit Nethserver eine Linux-Distribution, die bereits von Haus aus eine Vielzahl von Lösungen mitbringt:

    Essentials:
    – Mailserver mit modernster Spam-Abwehr auf der Basis vom Rspamd
    – Nextcloud incl. Collabora
    – VPN
    – Webserver mit Virtual Hosts
    – Zertifikatsverwaltung für LetsEncrypt

    Über frei verfügbare Zusatzmodule sind auch Speziallösungen unkompliziert installierbar.

    Auch über externe Repositorieswerden Module bereitgestellt:

    Beispiele:
    1. Vereinsverwaltung incl. Mitglieder, Beiträge, Newsletter, Projekte, Terminfindung ala Doodle, Abstimmungen, … mit der CRM/ERP-Software Dolibarr :

    2. wenn man wirklich noch Retro-Mailinglisten nutzen möchte, dann mit dem Modul Sympa:

    3. Die bessere Lösung dafür – Discourse:

    4. Wissensverwaltung über DokuWiki

    Darüber hinaus vielleicht das Wichtigste: Nethserver wird durch eine unbeschreiblich engagierte Community unterstützt. Es gibt praktisch keine Fragestellung, keine Hilfeanfrage usw., die keine Unterstützung findet.

    Herzlichst, Marko

HilfeWenn du konkrete Fragen hast oder Hilfe benötigst, sind das offizielle Forum oder der Chat geeignete Anlaufstellen, um dein Anliegen zu diskutieren. Per E-Mail beantworte ich grundsätzlich keine (Support-)Anfragen – dazu fehlt mir einfach die Zeit. Kuketz-Forum

Abschließender Hinweis

Blog-Beiträge erheben nicht den Anspruch auf ständige Aktualität und Richtigkeit wie Lexikoneinträge (z.B. Wikipedia), sondern beziehen sich wie Zeitungsartikel auf den Informationsstand zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses.

Kritik, Anregungen oder Korrekturvorschläge zu den Beiträgen nehme ich gerne per E-Mail entgegen.