Wire Messenger: Reaktion vom Hersteller

Als Reaktion auf meinen Beitrag über den Messenger Wire kam folgende E-Mail von einem Wire Mitarbeiter in mein Postfach geflattert:

Sehr geehrter Herr Kuketz,

Ich arbeite für den Messenger Wire und einige Nutzer wiesen uns auf Ihren Blogeintrag hin. Sie haben sich offensichtlich die Mühe gemacht, sich das Produkt näher anzuschauen und haben auch einige Kritikpunkte gefunden. Ich würde gerne auf diese Punkte eingehen, in der Hoffnung etwas zum Verständnis beizutragen:

– „Das Finanzierungsmodell hinter Wire ist nicht bekannt.”

In der Tat steht dazu nichts auf unserer Webseite, wir beantworten die Frage allerdings fast täglich auf Twitter. Der derzeitige Funktionsumfang ist kostenlos, in der Zukunft sollen aber kostenpflichtige Premiumfunktionen hinzukommen. Wire finanziert sich über Venture-Kapital von Iconical (einem Venture-Kapital-Geber zu dem Skype-Mitgründer Janus Friis gehört).

– „Jagen wir die Webseite von Wire mal durch Webbkoll.”

Uns ist bewusst, dass Google Analytics nicht dem entspricht, wofür Wire stehen möchte. Daher wird es auch bald ersetzt. Es wurde aber immer nur auf unserer Webseite eingesetzt, niemals in unserem Messenger. Aber danke nochmals für den Hinweis!

– „Address books are uploaded to backend servers if users grant client
applications access to their contacts.”

Das Hochladen des Adressbuchs ist absolut freiwillig. Wie auch bereits beschrieben wird dies so schonend wie möglich gemacht, indem Nummern und Emailadressen gehasht werden und andere Felder fallen gelassen werden. Leider ist es so, dass es kaum einen vergleichbar effizienten Weg gibt um Nutzer zu verknüpfen. Viele (nicht besonders Technik-affine) Nutzer erwachten einfach, dass sie Kontakte finden, mit denen sie gleich kommunizieren können. Wir erarbeiten derzeit noch Alternativen, momentan aber haben wir uns auf diesen Kompromiss geeinigt.

– „Bisher wurde lediglich der Quellcode des Clients veröffentlicht.”

Es war unsere Absicht, dass Nutzer volle Einsicht in den Quellcode bekommen und sich auch eigene Clients bauen können. Da sämtliche Daten Ende-zu-Ende verschlüsselt sind, ist diese Transparenz sehr wichtig. Der Server allerdings leitet nur verschlüsselte Nachrichten weiter, mit denen wenig anzufangen ist. Derzeit ist Wire somit natürlich ein zentrales System. Wir schauen uns derzeit allerdings Möglichkeiten an, wie man ein dezentraleres System gestalten könnte.

-„Der Messenger verwendet Axolotl-Ratchet für die Verschlüsselung der Kommunikation – so zumindest die offizielle Aussage.“

Wir haben dazu in der Vergangenheit Stellung genommen: https://medium.com/@wireapp/axolotl-and-proteus-788519b186a7

Ich hoffe, diese Antworten beantworten Ihre Fragen etwas besser.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass wir Anregungen und Kritik sehr ernst nehmen. Es ist unser Ziel einen nachhaltig sicheren Messenger zu bauen, und der Weg dorthin besteht aus einem fortwährenden Balanceakt bei dem sowohl Sicherheit wie Benutzbarkeit berücksichtig werden müssen.

In diesem Sinne nochmals vielen Dank für die Anregungen und bei weitere Fragen stehe ich gerne zu Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Raphael Robert

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