Online Backup – Worauf muss ich achten?

1. Datensicherung in der Cloud?Online Backup

Mittlerweile existieren zahlreiche Anbieter von Online Backup-Lösungen. Ein wahrer Dschungel, den der Anwender kaum noch zu überblicken vermag. Von Dropbox, über SugarSync, die Apple iCloud, Carbonite bis hin zu JungleDisk. Zumindest bei der Namenswahl waren einige Anbieter äußert kreativ.

Doch worauf kommt es bei der Auswahl eines Anbieters überhaupt an? Was sind die Vorteile, wenn ich meine Daten in der Cloud speichere? Mit welchen Nachteilen haben die Lösungen zu kämpfen?

2. Vorteile von Online Backup-Lösungen

Online Backup-Lösungen sind für Privatanwender und Unternehmen gleichermaßen interessant. Wenn Daten verloren gehen oder unbeabsichtigt gelöscht werden, kann dies dem ein oder anderen erhebliche Kopfschmerzen bereiten. Bilder von der letzten Party futsch oder wichtige Dokumente für den Kunden? Das erlebt man selbstverständlich nicht gerne. Doch was ist der Vorteil von Online Backups gegenüber dem lokalen Backup auf DVD’s, USB-Stick oder externen Festplatten?

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2.2 Vorteile im Überblick

Online Backups haben gegenüber der lokalen Variante ein paar Vorteile. Allerdings auch Nachteile, die unter der darauf folgenden Ziffer dargestellt werden. Zunächst die Vorteile:

  • Externe Speichermedien werden vom Anwender meist nicht kontrolliert. So lange die Festplatte im Dateimanager angezeigt wird und Daten kopiert werden können, machen sich viele User keine Gedanken über die Lebensdauer der Datenträger. Doch auch externe Speichermedien können einen Defekt aufweisen, vor allem dann, wenn sie längere Zeit beansprucht werden. Bei Online Backups werden die Daten hingegen meist mehrfach beim Anbieter gespeichert. Das sorgt zwar nicht für eine hundertprozentige Sicherheit, aber die Chance eines kompletten Datenverlustes ist etwas geringer.
  • Im Prinzip existiert bei den Anbietern keine Beschränkung der Speicherkapazität. Reicht der Platz also nicht aus, kann man zusätzlich Speicherplatz beim Anbieter erwerben. Das macht die Kosten kalkulierbar. Man muss sich keine Sorgen um seine Datenträger machen oder in solche investieren. Es wird nur für den Speicherplatz bezahlt, der auch genutzt wird.
  • Nach einem Einbruch sind Notebook und meist auch externe Datenträger weg. Der Anwender hat dann nicht nur den Verlust seiner persönlichen Gegenstände zu beklagen, sondern die Daten sind ebenfalls dahin. Und die haben oft einen weitaus höheren persönlichen Wert als das geklaute Notebook oder Festplatte.
  • Einige Anbieter bieten die Möglichkeit die gespeicherten Informationen mit anderen zu teilen. Das lästige kopieren auf USB-Sticks wird damit hinfällig. Urlaubsbilder kann man seinen Freunden dann schnell zur Verfügung stellen.
  • Wichtig: (Viele) Online Backup Tools sichern Daten selbständig und im Hintergrund. Der Nutzer ist oftmals nachlässig und führt eine externe Datensicherung meist nur in Abständen von einigen Wochen, wenn nicht sogar Monaten durch. Viele neu angelegte Dateien werden dann nicht berücksichtigt bzw. sind auf dem etwas älteren Backup nicht verfügbar.

Zugegeben – die Chance für einen Einbruch oder das die Systemfestplatte gleichzeitig mit der Backup-Festplatte ausfällt sind gering – aber dennoch existent. Wichtiger ist allerdings die kontinuierliche Sicherung eurer Daten im Hintergrund. Das sorgt für eine ständige Aktualität eures Backups. Werfen wir nun einen Blick auf die Nachteile der Online-Lösungen.

3. Nachteile von Online Backup Lösungen

Wie bei allen Lösungen gibt es auch Schattenseiten. Wenn ihr euch für ein Online Backup entscheidet, tretet ich ein Stück Verantwortung an den Anbieter ab. Er soll dafür sorgen, dass eure Daten sicher aufbewahrt werden, jederzeit zur Verfügung stehen und ausschließlich eurer Kontrolle unterliegen. Welche Probleme bzw. Nachteile können also auftreten?

  • Die Datensicherung kann je nach Umfang der zu sichernden Daten und Geschwindigkeit der Internetverbindung viel Zeit in Anspruch nehmen. Da hilft auch kein schneller Internetanschluss mit 30 Mbit/s Download. Da wir die Daten online sichern möchten, müssen wir vor allem über eine ausreichend Upload-Geschwindigkeit verfügen. Eine schnelle (Upload-)Internetverbindung ist daher Pflicht.
  • Anbieter speichern die Daten in ihren Rechenzentren. Vor allem amerikanische Anbieter legen hierbei keinen allzu großen Wert auf Datenschutz. Von daher sollte der Anwender wissen, wo seine Daten abgespeichert werden. In Deutschland, Europa oder irgendwo im kalten Sibirien? Abhängig vom gewählten Anbieter, kann der Datenschutz vernachlässigt werden.
  • Ein weiterer Nachteil sind die angebotenen Techniken zur Verschlüsselung der Daten noch vor der eigentlichen Datenübertragung zum Anbieter. Speichert man seine Daten online ab, sollte man sie auch entsprechend VOR der Übertragung zum Anbieter verschlüsseln. Einige Anbieter ermöglichen es dem Anwender darauf keinen Einfluss zu nehmen. Daten werden unverschlüsselt gespeichert oder mit einem Key verschlüsselt, den der Online Backup Dienst kennt. Das ist inakzeptabel. Solche Dienste bzw. Anbieter sind zu meiden.
  • Weiterhin stellen einige Anbieter keine End-to-End Verschlüsselung zur Verfügung. Die Daten werden also unverschlüsselt zum Anbieter übertragen. Auch das stellt im Hinblick auf den Datenschutz und sensible Daten keine akzeptable Lösung dar.

4. Worauf muss ich als Anwender achten?

Die Vor- und Nachteile von Online Backup-Lösungen sollten nun bekannt sein. Jeder kann für sich entscheiden, ob er die online oder offline Variante bevorzugt. Für all diejenigen, die es mit einer online Lösung versuchen möchte, hier ein paar Tipps:

  • Der Anbieter muss die Möglichkeit bieten, dass Daten bereits vor der Übertragung, also auf dem eigenen Rechner, verschlüsselt werden. Ebenso sollte der Nutzer die Wahl haben, einen privaten Schlüssel (zb. 256 AES) zu verwenden. Somit ist sichergestellt, dass der Anbieter keinerlei Möglichkeit besitzt, die Daten des Kunden einzusehen. Nachteil: Schlüssel bzw. das Passwort nicht verlieren, ansonsten sind die Daten nicht wiederherzustellen!
  • Nachdem die Daten verschlüsselt wurden, sollten sie ebenfalls über eine TLS-verschlüsselte Verbindung zum Anbieter übertragen werden.
  • Der Anbieter sollte Informationen zum Speicherort der Daten transparent bereitstellen. Befindet sich das Rechenzentrum in Deutschland oder in einem anderen Land? Zu bevorzugen ist hier klar der deutsche Raum. Andere europäische Länder oder die Schweiz kommen ebenfalls in Frage. Dennoch solltet ihr euch im Vorfeld informieren.
  • Wichtig ist ebenfalls eine saubere Einbindung der Backup Software in das verwendete Betriebssystem. Die Anwendung sollte benutzerfreundlich gestaltet sein und ihren Dienst zuverlässig im Hintergrund verrichten.
  • Nicht zu vergessen: Die Daten müssen bei Datenverlust auch wieder hergestellt werden. Einige Anbieter ermöglichen den online Zugriff auf die Daten über den Browser. Das hat den Vorteil, die Daten auch dann schnell wiederzubekommen, wenn der eigene Rechner streikt. Wichtige Daten können so über einen vertrauenswürdigen Fremdrechner auf ein Speichermedium kopiert werden. Die wichtige Präsentation lässt sich im Ernstfall dann auch auf einem Leihnotebook vorführen.

4.1 Anbietervergleich

Und wo könnt ihr nun Anbieter vergleichen, ob sie die Kriterien erfüllen? Zunächst findet sich in der englischsprachigen Wikipedia eine gute Übersicht wo viele Hersteller neutral miteinander verglichen werden. Im Internet existieren daneben noch eine ganze Reihe von Testseiten. Viele davon hinterlassen allerdings keinen professionellen Eindruck bzw. dort werden Hersteller für gut beworben, welche die oben formulierten Anforderungen ausnahmslos nicht erfüllen. 

4.2 Auswahl eingegrenzt

Die finale Entscheidung wird meist vom persönlichen Geschmack dominiert. Dem einen gefällt die Benutzeroberfläche von Anbieter XY besser, während sich ein anderes Tool vielleicht besser in das System integriert. Hier müsst ihr eure Favoriten vergleichen, was bei dem meisten Anbietern kein Problem darstellt. Es werden oftmals kostenlose Accounts angeboten, die allerdings einer beschränkten Speicherkapazität unterliegen. Um einen Eindruck zu gewinnen sollte dies im jeden Fall ausreichen.

5. Fazit

Bei der Auswahl eines Online Backup Anbieters solltet ihr euch Zeit nehmen und mehrere miteinander vergleichen. In der Vergangenheit sind leider einige Anbieter negativ aufgefallen. So bietet Dropbox beispielsweise einen Zugang für Ermittlungsbehörden. Mitarbeiter haben also durchaus die Möglichkeit auf die Daten der Kunden zuzugreifen, wenn sie vor der Übertragung nicht verschlüsselt werden. Eine Alternative zu einer Online Backup-Lösung stellt duplicity dar. Das ist allerdings eher eine Bastellösung für Linux-Kenner. Im Artikel Automatische Online-Backups mit duplicity auf Mac OS X habe ich bereits eine Anleitung dazu verfasst.

Bildquellen:

Box: Nemo, Creative Commons CC0

Über den Autor | Kuketz

Mike Kuketz

In meiner freiberuflichen Tätigkeit als Pentester / Sicherheitsforscher (Kuketz IT-Security) schlüpfe ich in die Rolle eines »Hackers« und suche nach Schwachstellen in IT-Systemen, Webanwendungen und Apps (Android, iOS). Des Weiteren bin ich Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Dualen Hochschule Karlsruhe, sensibilisiere Menschen in Workshops und Schulungen für Sicherheit und Datenschutz und bin unter anderem auch als Autor für die Computerzeitschrift c’t tätig.

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Diskussion

2 Ergänzungen zu “Online Backup – Worauf muss ich achten?”

  1. Comment Avatar Konrad Köhler sagt:

    Hallo,
    Crashplan mit clientseitiger Verschlüsselung scheint alle Voraussetzungen zu erfüllen.
    Herzlichst, Konrad

  2. Comment Avatar Benjamin Bach sagt:

    Eine sehr gelungene Zusammenfassung warum Daten gesichert werden sollten und worauf man achten sollte.
    Zu den Auswahlkriterien würde ich gerne noch folgendes ergänzen: viele Anbieter liefern mittlerweile diverse Zusatztools und -funktionen. Beispiele wären Streaming von Musik und Videos auf Mobilgeräte, Online Bildbearbeitungsprogramme oder „komplette“ Office Pakete d.h. Möglichkeiten Word und Excel Dateien online zu bearbeiten ohne auf dem Rechner ein Office Paket installiert zu haben.
    Dies sollte man bei der Auswahl des Anbieters ggf. ebenfalls berücksichtigen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Benjamin Bach

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