SZ-Beitrag: Reaktion auf den Hinweis eines Lesers

Auf meinen Beitrag SZ: Die Ambivalenz der Verlagsbranche hat sich ein Leser vom Kuketz-Blog bei der SZ mit folgender E-Mail gemeldet:

Hallo,

es geht um folgenden Artikel: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/datenschutz-daten-gold-1.3498259

Auch Sie gehören zu den Firmen, die intensiv Gebrauch davon machen Ihre Benutzer zu tracken und verkaufen die Daten anschließend an die verschiedensten Dienste, ohne großartig darüber aufzuklären:
Webbkoll-Link

Denken Sie, dass Ihre Leser das nicht merken, wissen Sie es selber nicht oder ist Ihnen das einfach egal?

Mit freundlichen Grüßen
[entfernt]

Es wurden dann noch zwei E-Mails ausgetauscht, bis die SZ mit folgender E-Mail antwortete:

Sehr geehrter Herr [entfernt],

vielen Dank für Ihre Rückmeldung zu der wir Ihnen gerne antworten:

– Die SZ-eigenen Tracker dienen ausschließlich zur Datenanalyse und Verbesserung unserer Seite. Die Ergebnisse hieraus tragen somit auch zu einem positiven Nutzungserlebnis für Sie bei. Ihre Daten gehen in die Analyse dabei nur in anonymisierter Form ein und sie werden keinesfalls an Dritte weitergegeben.

– Große gängige Adblocker tracken ebenfalls, die Nutzerdaten sind dabei freilich nicht vor einer Weitervermarktung geschützt – ein Aspekt, der mitunter außer Acht bleibt. Bitte beachten Sie dabei auch, dass ein Großteil der verfügbaren AdBlocker oder Scriptblocker nur oberflächlich den Eindruck erwecken, dass ein Nutzer sich dadurch schützt, im Hintergrund jedoch eigene wirtschaftliche Interessen stehen. Ihre persönlichen Daten inkl. aller der von Ihnen besuchten Webseiten werden dabei von diesen Unternehmen gesammelt und an Datennetzwerke weiter verkauft oder zu eigenen Vermarktungszwecken benutzt. Dies ist jedoch leider nur wenigen Nutzern bekannt bzw. bewusst.

Da unsere Seite teilweise bezahlpflichtig ist, ist es notwendig, dass das technisches System, das für die Zugangskontrolle unserer Inhalte verantwortlich ist, diese Daten auch sammelt. Die Daten, die in diesem System gesammelt werden, würden wir aber niemals an Dritte weitergeben. Wenn Sie dem Tracking hier widersprechen, widersprechen Sie auch der Funktionsweise des Zugangskontrollsystems und könnten damit ein Abo auf unserer Seite nicht mehr nutzen.

Zum Thema personalisierte Werbung: Wichtig ist dabei zu wissen, dass wir auch hier keine Nutzungsdaten an Dritte wie z. B. Google weitergeben. Tatsächlich funktioniert es genau andersherum: Google sammelt die Nutzungsdaten und benutzt diese dann, um Anzeigen bei uns auf der Seite zu platzieren. Damit das nicht vorkommt, können Sie folgende Seite aufrufen und dort die „Personalisierte Werbung“ ausschalten:

https://www.google.com/ads/preferences/?hl=de

In unseren Datenschutzregeln erklären wir, wie Sie personalisierte Werbung aussteuern können.

Freundliche Grüße
i.A. [entfernt]
Aboservice SZ Digital/Sonderthemen

Auf einen Teil der Antwort-E-Mail möchte ich kurz eingehen.

Große gängige Adblocker tracken ebenfalls, die Nutzerdaten sind dabei freilich nicht vor einer Weitervermarktung geschützt – ein Aspekt, der mitunter außer Acht bleibt. Bitte beachten Sie dabei auch, dass ein Großteil der verfügbaren AdBlocker oder Scriptblocker nur oberflächlich den Eindruck erwecken, dass ein Nutzer sich dadurch schützt, im Hintergrund jedoch eigene wirtschaftliche Interessen stehen. Ihre persönlichen Daten inkl. aller der von Ihnen besuchten Webseiten werden dabei von diesen Unternehmen gesammelt und an Datennetzwerke weiter verkauft oder zu eigenen Vermarktungszwecken benutzt. Dies ist jedoch leider nur wenigen Nutzern bekannt bzw. bewusst.

Ein gängiger und weit verbreiteter Adblocker ist (noch immer) Adblock Plus. Hat die SZ irgendwelche Hinweise, dass dieses Browser-Plugin im Hintergrund besuchte Webseiten erfasst und an das Unternehmen (Eyeo GmbH) übermittelt? Persönlich würde ich Adblock Plus aufgrund der Acceptable Ads auch nicht verwenden, aber dass die Eyeo GmbH die besuchten Webseiten trackt, das wäre mir neu. Ein weiterer verbreiteter Adblocker ist uBlock Origin, dessen Netzwerkverkehr ich selbst über längere Zeit untersucht habe und keine Anomalien feststellen konnte – bedeutet: Dieses Adblocker-Addon übersendet keine der besuchten Webseiten an den Entwickler Raymond Hill aka gorhill. Vielleicht meint die SZ auch nur das Browser-Addon Web of Trust, dass ich letztes Jahr für die NDR-Recherche »Nackt im Netz« analysiert habe? Dieses Addon sammelt in der Tat alle besuchten Webseiten eines Nutzers und übermittelt sie dann an das Unternehmen – allerdings ist das kein Adblocker. Und auch Ghostery kann es nicht sein, denn dies ist auch kein Adblocker, sondern ein Tracking-Blocker – aber auch das Addon ist nicht zu empfehlen.

Ehrlich gesagt bin ich ratlos, um welchen Adblocker es sich bei dieser Behauptung handeln soll. Und auch der bekannte Scriptblocker NoScript sammelt im Hintergrund keine Webseiten. Daher gilt auch für mich der letzte Satz aus dem Zitat:

Dies ist jedoch leider nur wenigen Nutzern bekannt bzw. bewusst.

Also, liebe SZ. Könnt ihr uns aufklären, welche Adblocker persönliche Daten inkl. aller besuchten Webseiten sammeln und an Unternehmen übermitteln sowie an Datennetzwerke weiterverkaufen?

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