Bildungswesen: Entlarvung der häufigsten Microsoft-Mythen

1. Microsoft an SchulenMicrosoft Mythen

Deutschland und Europa sind abhängig von amerikanischen IT-Riesen. Das zeigen diverse Analysen, Studien und Recherchen, die in den letzten Jahren unter anderem vom Bundesinnenministerium in Auftrag gegeben wurden. Insbesondere Microsoft nimmt eine besondere Stellung ein, da die IT-Landschaft der öffentlichen Hand fast ausschließlich auf Microsoft-Programmen basiert. Wer sich für einen anderen Anbieter entscheidet, der gerät zwangsläufig unter massiven Rechtfertigungs- und Lobbydruck der Microsoft-Fraktion. Und das obwohl die Studien belegen, dass eine wachsende Abhängigkeit von Microsoft zu ständig steigenden Kosten für die Steuerzahler führt und den technischen Fortschritt in Behörden praktisch zum Erliegen bringt.

Woher also stammt die Überzeugung, man müsse den Microsoft-Kurs beibehalten, anstatt die Abhängigkeit zu amerikanischen IT-Riesen zu reduzieren, um damit gleichzeitig die (digitale) Souveränität zu stärken? Ich habe mich auf die Suche nach Argumenten begeben, die Microsoft-Befürworter gerne anbringen, wenn Microsoft an Schulen eingesetzt wird bzw. ein Einsatz geplant ist. Dabei habe ich den Eindruck gewonnen, dass die berechtigte Kritik gegen den Microsoft-Kurs von den Verantwortlichen häufig einfach ausgeblendet wird und man den Kopf lieber in den Sand steckt – getreu dem Motto:

Augen zu und durch – wird schon schiefgehen.

Ja, es wird schiefgehen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber auf die Dauer ist diese Abhängigkeit von Microsoft und anderen amerikanischen IT-Riesen sicherlich kein Weg, den Europa und Deutschland weiter gehen sollte. Angesichts der jüngsten Entwicklungen rund um das Aus für den Privacy Shield und die Beurteilung der Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern (DSK), Microsoft 365 in Behörden sei nicht rechtskonform nutzbar, stellt sich sowieso die Frage, wann Verantwortliche die Reißleine ziehen und Einsicht haben. Denn mit Microsoft ist offenbar nicht nur der (vollständige) Verlust der digitalen Souveränität vorprogrammiert, sondern eine rechtskonforme Nutzung nach DSGVO (nach aktueller Lage) nicht machbar.

Vor diesem Hintergrund ist es auf den ersten Blick vollkommen unverständlich, weshalb Behörden und Verantwortliche in Schulen noch immer mit Microsoft planen, anstatt die Tür zu etwas Neuem aufzustoßen. Auf den zweiten Blick wird klar: Die meisten Argumente für Microsoft entstehen aus Unwissenheit und der daraus resultierenden Angst vor Neuem bzw. etwas falsch zu machen. Anstatt Kompetenz und Mut zu einer Tugend zu machen, wird einfach der Weg des geringsten Widerstands gewählt und dabei die schönsten »Einhorn-Mythen« über Microsoft unreflektiert weiterverbreitet.

2. Die häufigsten Microsoft-Mythen

Der Duden misst dem Wort Mythos mehrere Bedeutungen bei. Eine davon:

Person, Sache, Begebenheit, die (aus meist verschwommenen, irrationalen Vorstellungen heraus) glorifiziert wird, legendären Charakter hat.

Bei einem Mythos handelt es sich also um eine »falsche Vorstellung« oder salopp formuliert um ein »Ammenmärchen«. Das gefährliche an einem Mythos ist die stetige Weiterreichung, ohne dass eine Überprüfung des Wahrheitsgehalts vorgenommen wird. Mythen sind allerdings nicht gleichzusetzen mit Fake News, die meist vorsätzlich und mit niederen Absichten verbreitet werden.

Eine Auswahl von fünf Microsoft-Mythen, die insbesondere im Bildungsbereich (Schulen, Universitäten etc.) anzutreffen sind, möchte ich nachfolgend beleuchten und argumentativ entkräften. Gerne dürft ihr mir per E-Mail weitere Mythen bzw. Argumente zusenden, die ich bei Bedarf dann noch in den Beitrag übernehme.

2.1 Mythos: Bildungsverhinderer

Microsoft-Befürworter argumentieren:

Die meisten Eltern machen sich mehr Sorgen um die Wissensvermittlung, als über eine nicht erkennbare und greifbare Gefahr eines völlig übertriebenen Datenschutzes.

Bei genauerer Betrachtung ist der Vorwurf natürlich nicht haltbar, da eine Wissensvermittlung nicht ausschließlich mit Software durchführbar ist, die datenschutzrechtlich auf einem äußerst wackeligen Fundament steht, das jederzeit droht einzustürzen – im Gegenteil. Leider wird an den meisten Bildungseinrichtungen in Deutschland noch vorwiegend mit unfreier Software auf Basis von Microsoft gelehrt. Anstatt die Funktionsweise und Grundsätze zu erlernen, wird der Schwerpunkt auf die bloße Bedienung und Nutzung von MS-Office und Co. gelegt. Es finden also lediglich Produktschulungen statt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum für solch ein antrainiertes Wissen ist spätetens mit dem nächsten Update der Bedienoberfläche überschritten und muss anschließend neu erlernt werden. Schüler erhalten also keine digitale Kompetenz darüber, wie etwas technisch funktioniert, sondern welche »Knöpfchen« sie drücken müssen. Umgekehrt wird also ein Schuh draus: Wer für Microsoft an Schulen plädiert, outet sich als Bildungsverhinderer.

So kann keine Wissensvermittlung aussehen, die zukunftsorientiert sein bzw. dazu beitragen soll, dass unser Nachwuchs zu mündigen Bürgern heranwächst, die in der Lage sind, verantwortungsvolle Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Gelingen kann dies nur, wenn wir die digitale Souveränität der Schüler und Lehrer mittels Freier Software fördern

2.2 Mythos: Essenzielle Vorbereitung für Beruf | Zukunftssicher

Microsoft-Befürworter argumentieren:

Office365 und Co. ist alternativlos, weil man damit die Schüler und Studenten gut auf das anstehende Berufsleben vorbereitet.

Die International Computer and Information Literacy Study (ICILS) der Uni Paderborn hat 2018 den Status Quo der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Achtklässlern sowohl auf nationaler Ebene als auch im internationalen Vergleich computerbasiert untersucht. Das Ergebnis: Je nach Interpretation sind die IT-Kompetenzen aus deutscher Sicht mittelmäßig bis verheerend. Lediglich ein geringer Teil der Jugendlichen erreicht die Leistungsspitze, und ein Drittel verfügt nur über rudimentäre Computerkenntnisse – obwohl dies eine Schlüsselkompetenz im 21. Jahrhundert darstellt.

Prof. Dr. Birgit Eickelmann (Sprecherin des Konsortiums) sagt in einem Interview:

Wir haben etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler auf den unteren beiden Kompetenzstufen, das ist recht besorgniserregend. Wenn man mal genau schaut, was diese Schülerinnen und Schüler können, dann ist das vor allen Dingen das Anklicken eines Links oder das Öffnen einer E-Mail. Und was sie eben nicht können – und das ist wirklich etwas, was uns Sorge geben sollte –, ist, dass sie eben keine Information reflektiert bewerten können.

Salopp formuliert kann ein Drittel der Schüler lediglich »klicken« und »wischen«. Solch ein Ergebnis ist für einen Standort wie Deutschland natürlich verheerend. Das schlechte Abschneiden der Schüler hat natürlich unterschiedliche Ursachen. Als Grund nennt die Studie bspw. die mangelnde Förderung IT-bezogener Fähigkeiten von Schülern durch Lehrkräfte – unter anderem verursacht durch die hohen datenschutzrechtlichen Vorgaben bzw. Richtlinien. Eine Erkenntnis aus der Studie könnte also sein, die zukünftige Ausrichtung der Digitalisierung an Schulen an freien und offenen Standards zu orientieren, anstatt auf Software von Microsoft zu setzen, deren rechtskonformer Einsatz höchst umstritten ist. Letztendlich können wir unseren Nachwuchs also nur dann auf das Berufsleben vorbereiten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Und das tun sie derzeit nicht.

Die Behauptung, Microsoft sei essenziell für die Vorbereitung auf den Beruf, lässt sich übrigens mit keinem Wort aus der Studie ableiten. Wer aktuell also Erfolg im Beruf hat bzw. sich sicher und souverän in der digitalen Welt bewegt, wird dies vermutlich nicht auf seine Schulzeit mit Microsoft-Produktschulungen zurückführen.

Einen guten Start bzw. die Vorbereitung auf das Berufsleben erreicht man nach meiner Auffassung eben nicht durch Microsoft-Produktschulungen, sondern durch die Vermittlung von Funktionsweise, technischem Grundwissen und Medienkompetenz. Das CERN oder diverse Universitäten wie die Leibniz Universität Hannover und die Universität Leipzig zeigen, wie Bildungseinrichtungen die Kreativität, den Forschungsdrang und die wissenschaftlichen Prinzipien unterstützen, indem sie auf Freie Software und offene Standards setzen.

2.3 Mythos: Standardsoftware, die von »allen« genutzt wird

Microsoft-Befürworter argumentieren:

Schulträger, Universtäten, weite Teile der öffentlichen Verwaltung und insbesondere Unternehmen nutzen bereits Micosoft bzw. Office365. Microsoft nutzen also quasi »alle« und die können nicht irren.

Die hohe Verbreitung von Microsoft-Produkten hat nichts mit deren »herausragenden« Qualität zu tun, sondern vielmehr mit einer frühen Gewöhnung der Anwender an die Produkte. Windows, Microsoft Office und Co. sind auf nahezu jedem Rechner vorinstalliert und gelten daher in vielen Köpfen als »Standard«. Dieser Umstand wird von Microsofts Marketingabteilung geschickt ausgenutzt, um über diverse Lockvogel-Angebote Entscheider zu ködern. Das Ziel: Microsoft-Produkte möglichst früh an Schulen und Co. als eine Art trojanisches Pferd unterzubringen. Dieses Drogendealer-Modell von Microsoft funktioniert erschreckend effektiv. Man kann es sich auch so vorstellen, jemand würde auf dem Pausenhof Drogen verkaufen, um eine zukünftige Abhängigkeit zu erzeugen.

Schüler und Lehrer erhalten die Produkte bzw. Lizenzen zumeist kostenlos. Nach der Ausbildung bzw. später im Berufsleben zahlen sie dann die Lizenzkosten und nutzen die Produkte ohne diese kritisch zu hinterfragen einfach weiter, weil sie bereits früh an die Nutzung herangeführt wurden. Schlimmer: Nur wenige schaffen es, sich aus der Abhängigkeit zu befreien und wagen einen Blick über den Tellerrand. Die Folgen sind bereits heute deutlich sichtbar: Die öffentliche Verwaltung in Europa wird immer abhängiger von Microsoft, viele Unternehmen sind es schon längst. In Deutschland und auch Europa stehen wir kurz davor unsere digitale Souveränität endgültig zu verlieren, wenn wir nicht gegensteuern und die Ausbreitung der IT-Monokultur an ihrer Wurzel packen. Diese Abhängigkeit zu überwinden kann nur dann gelingen, wenn Microsoft keinen Einzug mehr in die Bildungseinrichtungen erhält.

Es kann nicht sein, dass die Medienkompetenz der Schüler durch kostenlose Werbung für einen multinationalen Konzern in den Schulen aufs Spiel gesetzt wird. Schulen dürfen kein Marktplatz sein, um Neukunden für Microsoft zu generieren, deren Produkte letztendlich eine Abhängigkeit auf Kosten der digitalen Souveränität erzeugen. Künftige Generationen können diese quasi Quasi-Monopolstellung von Microsoft erst dann durchdringen, wenn wir auf offene und freie Standards umschwenken.

Hinweis

Der ITZBund arbeitet gerade an der Bundescloud für 300.000 Arbeitsplätze, nachdem ein Test mit 5.000 Installationen erfolgreich verlief.

2.4 Mythos: Fehlende Erfahrung der Lehrer bzw. fehlende Admins mit Alternativen

Microsoft-Befürworter argumentieren:

Schulen bzw. Lehrer sind fachlich überfordert bzw. kommen schon kaum mit Microsoft klar, da ist es unzumutbar noch Alternativen einsetzen zu wollen.

Das mag in der Tat so sein, ist allerdings die Folge einer verfehlten digitalen Bildungspolitik an Schulen in der Vergangenheit. Die aktuelle Generation von Lehrern hat in ihrer Schulzeit nicht die Funktionsweise und Grundsätze der Informatik gelernt, sondern der Schwerpunkt lag damals (wie heute) auf Produktschulungen. Wir können diesen Fehler nun entweder wiederholen oder uns eingestehen, dass die ausbleibende Vermittlung von Medienkompetenz bzw. der Fokus auf Produktschulungen genau zu diesem Dilemma führt, vor dem Schulen heute stehen. Die Erarbeitung von Lösungsansätzen ist hierbei vorrangig die Aufgabe der Kultusministerien. Leider befasst sich bspw. das Kultusministerium in Baden-Württemberg lieber mit dem Ziel, durch die geplante Einführung von O365 an Schulen, die digitale Souveränität weiter einzuschränken und zukünftige (Lehrer-)Generationen wiederum in die Abhängigkeit von Microsoft zu treiben – obwohl Alternativen bereitstehen.

An dieser Stelle sei hervorgehoben: Das ist keine Kritik an den Lehrern. In vielen Schulen gibt es digital gebildete und kompetente Lehrer, die ihre Kenntnisse neben dem Unterricht auch im IT-Bereich einbringen. Sie sind allerdings in der Minderheit und stehen oft einem voreingenommenen Kollegium bzw. Verantwortlichen gegenüber, die aus Unwissenheit und der daraus resultierenden Angst, etwas falsch zu machen, lieber bei »altbewährtem« (Microsoft) bleiben. Es fehlt am Mut, auf Freie Software zu setzen, am Mut unpopuläre Entscheidungen zu treffen und am Mut auch mal einen Fehler machen zu dürfen.

Hinweis

Es ist heute kein Problem mehr, eine Schule zu fast 100% mit Open-Source-Software bzw. auf Grundlage offener Standards zu betreiben – die Schulverwaltung mal ausgeklammert, da hier aufgrund jahrelanger Versäumnisse eine radikale Abkehr von proprietären Lösungen aktuell vermutlich nicht möglich ist.

2.5 Mythos: Bedienbarkeit | Benutzerfreundlichkeit

Microsoft-Befürworter argumentieren:

Microsoft ist halt total einfach bedienbar. Die Schüler und Lehrer kennen es schon von zu Hause. Insgesamt läuft alles ohne hochspezialisiertes, zusätzliches Personal, das niemand bezahlen will.

Bevor das Argument näher beleuchtet wird, möchte ich zunächst auf die Studie Deceived by Design verweisen, die im Grunde jeder gelesen haben sollte, der Google, Facebook oder Microsoft in irgendeiner Form nutzt:

How tech companies use dark patterns to discourage us from exercising our rights to privacy.

Sie umfasst insgesamt 44 Seiten und beschreibt eindrucksvoll das Prinzip des Nudgings. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Methode, wie man bei Menschen mit kleinen psychologischen »Stupsern« in Entscheidungssituationen ein gewünschtes Verhalten auslöst. Das Prinzip des Nudgings wird insbesondere von Tech-Konzernen »missbraucht«, um den Nutzer hinsichtlich seiner Datenschutz- bzw. Privatsphäre-Entscheidungen zu manipulieren:

In this report, we analyze a sample of settings in Facebook, Google and Windows 10, and show how default settings and dark patterns, techniques and features of interface design meant to manipulate users, are used to nudge users towards privacy intrusive options. The findings include privacy intrusive default settings, misleading wording, giving users an illusion of control, hiding away privacy friendly choices, take-it-or-leave-it choices, and choice architectures where choosing the privacy friendly option requires more effort for the users.

Facebook and Google have privacy intrusive defaults, where users who want the privacy friendly option have to go through a significantly longer process. They even obscure some of these settings so that the user cannot know that the more privacy intrusive option was preselected.

Microsoft, Google, Facebook und Co. geben sich also die größte Mühe, Kontrolle vorzutäuschen, Einstellungen zu verstecken, diese missverständlich darzustellen oder den Nutzer mit irreführenden Formulierungen vom Schutz seiner Privatsphäre abzuhalten. Oder anders formuliert: Der Nutzer soll durch ein »nutzerfreundliches Design« dazu gebracht werden, möglichst viel über sich selbst preiszugeben.

Betrachtet man das Argument der Microsoft-Befürworter nun mit diesem Hintergrundwissen, müssen wir uns als Gesellschaft die Frage stellen, ob solche manipulativen Bedienkonzepte tatsächlich Einzug in unsere Schulen halten sollten und welche Konsequenzen für unseren Nachwuchs damit einhergehen.

Abgesehen davon ist die Bedienbarkeit bzw. »gefühlte« Nutzerfreundlichkeit von Microsoft-Produkten – mal wieder – auf die frühe Gewöhnung der Anwender an diese Produkte zurückzuführen. Wer etwas kennt, der findet die Nutzung natürlich erstmal leichter als eine Umgewöhnung. Das kann allerdings kein Grund sein, mal einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Benutzerfreundlichkeit ist wichtig, keine Frage, kann allerdings nicht als Maßstab für die Vermittlung von digitalem bzw. technischem Wissen gelten.

3. Alternativen sind (längst) vorhanden

Das Ziel einer digitalen Bildungspolitik sollte die Vermittlung von Medienkompetenz und die Förderung der digitalen Souveränität sein – darin sind wir uns hoffentlich einig. Dazu braucht es kein Microsoft, im Gegenteil. Es existieren bereits professionelle und quelloffene Lösungen, mit denen dieses Ziel erreichbar ist. Anbei ein paar konkrete Vorschläge – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

3.1 Infrastruktur (Schulnetz)

DebianEduDebian Skolelinux

DebianEdu ist eine Gesamtlösung für Server- und Desktopsysteme, die Dienste wie LDAP, E-Mail, LTSP und ein zentrales Backup standardmäßig mitbringt. Das auf Debian GNU/Linux aufbauende System basiert ausschließlich auf freier Software und ist für die schulischen Bedürfnisse optimiert. In Deutschland übernimmt der Verein Teckids e.V. die offizielle Vertretung des Projekts.

linuxmuster.netlinuxmuster.net

linuxmuster.net ist eine freie Server-Lösung, die grundlegende Komponenten bzw. Dienste für eine IT-Infrastruktur wie DNS, DHCP, LDAP, Samba, RADIUS etc. bereitstellt. Entwickelt wird die Lösung vom Verein linuxmuster.net e. V. – im April 2020 wurde linuxmuster.net 7.0 (Codename Bond) veröffentlicht.

Weitere nennenswerte Lösungen:

3.2 Schulinformationssystem (SIS)

AleksisAleksis

Aleksis ist ein webbasiertes Schulinformationssystem (SIS), das zur Verwaltung und Veröffentlichung organisatorischer Themen von Bildungseinrichtungen verwendet werden kann. Der Funktionsumfang ist relativ umfangreich und unterstützt bspw. die Verwaltung von Schülern / Lehrern, Klassenregistern, Stundenplänen (und Vertretungen), Hausaufgaben, persönliche Notizen und Aufgaben.

Weitere nennenswerte Lösungen:

3.3 Kollaboratives Arbeiten – Zusammenarbeiten

NextcloudNextcloud

Nextcloud ist eine freie Software, die einen umfangreichen Funktionsumfang unter einem Dach vereint. Zu den Basisfunktionen zählt die Bereitstellung einer Cloud, Kalender- und Adressbuchfunktion, eine Fotogalerie, Aufgabenplaner, Audio- und Musikwiedergabe und ein Dateiaustausch. Über die Intergration von Collabora Online oder OnlyOffice ist die Kollaboration bzw. das Zusammenarbeiten an Dokumenten, Präsentationen etc. in Gruppen möglich. Die Lösung ermöglicht auch Videokonferenzen und die Bilschirmfreigabe über Nextcloud Talk. Über eine Demo lässt sich der Funktionsumfang einsehen – anschließend lässt sich Nextcloud entweder selbst oder über einen professionellen Anbieter hosten.

Weitere nennenswerte Lösungen:

3.4 Lernmanagementsystem

MoodleMoodle

Moodle ist eine freie Lernumgebung, die auf schuleigenen Servern gehostet werden kann. Die Zusammenarbeit findet in geschlossenen Kursräumen statt, in denen die Lehrkraft ihren Schülern Lernmaterialien (Text, Audio und Video) sowie interaktive Übungen zur Verfügung stellt. Neben dem Präsenzunterricht können Schüler auch zeit- und ortsunabhängig von zu Hause oder in geteilten Gruppen lernen. Die Integration mit dem Videochat-System BigBlueButton ist ebenfalls möglich.

ILIASILIAS

ILIAS ist eine Lernplattform, die sowohl internetbasierte Lehr- und Lernmaterialien (für E-Learning) bereitstellt und verfügbar macht als auch Kommunikation und Kooperation unter Lehrenden und Lernenden ermöglicht. Die Plattform ist Open Source und lässt sich auf schuleigenen Servern betreiben. Auf der Website findet sich auch eine Online-Demo-Version zum Ausprobieren.

Weitere nennenswerte Lösungen:

3.5 (Video-)Kommunikation

BigBlueButtonBigBlueButton

BigBlueButton ist eine Open-Source-Videokonferenzlösung, die sich insbesondere für das Vermitteln von Lerninhalten an Schulen, Universitäten etc. eignet. BigBlueButton wurde speziell für den E-Learning-Bereich entwickelt und bietet unter anderem diverse Werkzeuge wie Whiteboard, Bildschirm freigeben, Feedback-Funktion etc., die den virtuellen Unterricht erleichtern. Für die Nutzung ist kein extra Client notwendig – jeglicher Funktionsumfang wird über den Browser abgedeckt.

Schulen in Baden-Württemberg wird bereits eine BigBlueButton-Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Zum Ausprobieren gibt es auch öffentliche Server unter: Senfcall, CH-Open

Jitsi MeetJitsi Meet

Jitsi Meet ist ein quelloffenes Videokonferenzsystem, das den Austausch mit einem oder mehreren Teilnehmern ermöglicht. Sowohl der Betrieb als auch die Nutzung sind unkompliziert und ermöglichen pseudonyme, werbe- und trackingfreie Videokonferenzen. Für die Nutzung ist kein Konto notwendig, sondern lediglich ein Webbrowser (der WebRTC unterstützt) oder die App für Android bzw. iOS. Datenschutzsensible Nutzer finden die Jitsi-Meet-App ebenfalls im F-Droid-Store.

Weitere Informationen auf dem Blog:

Eine Liste mit öffentlichen Servern zum Ausprobieren gibt es unter: Jitsi Server

XMPPXMPP

XMPP ist ein offener Standard eines (Kommunikations-)Protokolles, das auf dem XML-Standard basiert und den Austausch von Informationen bzw. Daten ermöglicht. Der Betrieb eines eigenen XMPP-Servers ermöglicht es Schülern / Lehrern miteinander in den Austausch zu treten bzw. ein Kommunikationsnetzwerk anzubieten, ohne von zentralen Anbietern in irgendeiner Form abhängig zu sein, wie es bspw. bei WhatsApp und Co. der Fall ist. Entsprechende Clients für Android (Conversations) und iOS (Siskin) werden angeboten – aber auch eine Nutzung via Desktop-PC (bspw. Gajim) ist möglich.

Eine Liste mit öffentlichen Servern zum Ausprobieren gibt es unter: XMPP-Server

Weitere nennenswerte Lösungen:

3.6 Office

LibreOfficeLibreOffice

LibreOffice ist ein leistungsfähiges Office-Paket. Zum Funktionsumfang zählen eine Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationen und Zeichenprogramm. Ein Datenbankmanagementsystem und ein Formeleditor sind ebenfalls enthalten. Dank der offenen Architektur lassen sich selbst proprietäre Formate von Microsoft Office lesen, bearbeiten und speichern – Version 7.x bringt umfangreiche Verbesserungen beim Import/Export des DOCX-Formats mit.

ThunderbirdThunderbird

Thunderbird ist ein quelloffener und freier E-Mail-Client, der ebenfalls eine Kalender- und Kontaktverwaltung bietet. Mit diversen Add-ons lässt sich die Sicherheit und Privatsphäre bei der Nutzung weiter verbessern.

Weitere nennenswerte Lösungen:

3.7 E-Mail-Hosting

mailbox.orgmailbox.org

Ab 1,- € pro Monat bietet mailbox.org E-Mail-Postfächer für Privat- und auch Geschäftskunden an. Der Serverstandort ist in Berlin und alle wichtigen Sicherheitserweiterungen wie DANE, SPF, DKIM etc. werden unterstützt – mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung (nur aktiv bei Zugriff über das Webinterface) kann das Postfach zusätzlich gegen Eindringlinge abgesichert werden. Darüber hinaus bietet mailbox.org Office-Funktionen wie Kalender, Adressbuch und Aufgabenplaner, die sich ebenfalls über das CardDAV- bzw. CalDAV-Protokoll geräteübergreifend synchronisieren lassen. Die angebotenen Cipher-Suiten (TLS-Verschlüsselung), zur Absicherung der Verbindung zwischen Nutzer <-> mailbox.org bzw. mailbox.org <-> E-Mail-Server anderer Anbieter, entsprechen und entsprachen stets hohen Sicherheitsanforderungen, ohne die Abwärtskompatibilität zu vernachlässigen. Auf Wunsch bietet mailbox.org ein Postfach mit eigener Domain als E-Mail-Adresse.

Übrigens: Seit Anfang des Jahres nutzt das Land Thüringen mailbox.org als Anbieter und stellt seinen 22.000 Lehrern eine offizielle Dienst-Adresse zur Verfügung, die datenschutzrechtlich alle Anforderungen erfüllt.

Weitere nennenswerte Anbieter:

4. Weiterführende Links & Informationen

4.1 Vereine

4.2 Projekte | Kampagnen

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4.3 Wissen

5. Fazit

Microsoft an Schulen – ein Thema, das zwangsläufig polarisiert. Nüchtern betrachtet sind die Fakten und insbesondere die rechtliche Lage allerdings so erdrückend, dass Microsoft-Befürwortern langsam die Argumente ausgehen, die einen (weiteren) Einsatz von Microsoft an Schulen (und auch anderen Bereichen) rechtfertigen würden. Das Aus für den Privacy Shield schwebt derzeit wie das Schwert des Damokles über den Verantwortlichen. Nicht zu vergessen US-Gesetze wie der CLOUD Act oder FISA, die US-Behörden übertriebene Zugriffsmöglichkeiten ermöglichen und die Grundrechte der europäischen Bürger außer Kraft setzen. Flankiert wird diese rechtliche Lage durch eine Beurteilung der Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern (DSK), dass ein rechtskonformer Einsatz von Microsoft 365 in öffentlichen Institutionen nicht möglich ist. Übersetzt: Deutsche Behörden und öffentliche Einrichtungen wie Schulen sollten die Finger von Microsoft 365 lassen.

Anstatt weiterhin zu versuchen, Microsoft in das Korsett der DSVGO zu pressen – wo es augenscheinlich nicht reinpassen will – sollten wir (endlich) damit beginnen die digitale Bildungspolitik auf offene Standards und freie Open-Source-lizenzierte Software auszurichten. Das vermeidet unnötige Herstellerabhängigkeiten (Lock-in-Effekt) und erleichtert letztendlich die Einhaltung der hohen datenschutzrechtlichen Vorgaben bzw. Richtlinien.

Am Beispiel der Corona-Warning-App, entwickelt von SAP und Telekom, zeigt sich, dass Open Source zu mehr Transparenz, mehr Sicherheit und mehr Unabhängigkeit von Herstellern bzw. Konzernen führen kann. Eine damit verknüpfte Abkehr von herkömmlichen Lizenzmodellen führt nicht nur zu Kosteneinsparungen, sondern sorgt insgesamt für mehr (Planungs-)Sicherheit und fördert die regionale Wirtschaft. Das Ziel sollte letztendlich sein, in Dienstleistungen, anstatt in Lizenzgebühren zu investieren, da Lizenzmodelle von proprietärer Software oft keinen echten Mehrwert bzw. Nutzen bieten. Sinnvoller ist es, die Entwicklung von Open-Source-Software und offenen Standards (Schnittstellen usw.) zu unterstützen, um Produkte und Lösungen an die eigenen Bedürfnisse anpassen bzw. selbst betreiben zu können. Was letztendlich dabei herausspringt? Eine gesunde Basis bzw. Ausgangslage, die es Lehrern und Schülern ermöglicht, essenzielle IT-Kompetenzen zu entwickeln und unseren Nachwuchs dabei fördert, zu mündigen Bürgern heranzuwachsen, die in der Lage sind, verantwortungsvolle Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden.

Letztendlich ist die zukünftige Ausgestaltung der (digitalen) Bildungspolitik eine politische Frage und weniger eine technische. Gerade bei einem öffentlichen Bereich wie der Bildung muss ständig Druck ausgeübt werden – bspw. durch die direkte Nachfrage bei den Abgeordneten, Informationskampagnen, aber auch rechtliche Mittel wie Klagen. Dieser Druck ist unumgänglich, weil Entscheider und Verantwortliche offenbar nur so begreifen, dass sie sich auf dem Holzweg befinden.

Bildquellen:

Unicorn: Freepik from www.flaticon.com is licensed by CC 3.0 BY

Über den Autor | Kuketz

Mike Kuketz

In meiner freiberuflichen Tätigkeit als Pentester / Sicherheitsforscher (Kuketz IT-Security) schlüpfe ich in die Rolle eines »Hackers« und suche nach Schwachstellen in IT-Systemen, Webanwendungen und Apps (Android, iOS). Des Weiteren bin ich Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Dualen Hochschule Karlsruhe, sensibilisiere Menschen in Workshops und Schulungen für Sicherheit und Datenschutz und bin unter anderem auch als Autor für die Computerzeitschrift c’t tätig.

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Diskussion

39 Ergänzungen zu “Bildungswesen: Entlarvung der häufigsten Microsoft-Mythen”

  1. Comment Avatar Walter Christian sagt:

    Im Kern würde ich zustimmen, aber es gibt mindestens drei Punkte wo Microsoft m.E. die Nase vorn hat:

    Wirtschaftlichkeit Microsoft 365 A1 kostet monetär die Schulen Null Euro

    Die Barrierefreiheit ist wesentlich besser und grundlegend in der Entwicklung berücksichtigt.

    Der Energieverbrauch ist erheblich effizienter, als bei viele lokalen Lösungen, die kein Loadbalancing haben.

    • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

      Und weiter geht’s mit den Mythen. ;-)

      Wirtschaftlichkeit Microsoft 365 A1 kostet monetär die Schulen Null Euro

      Schonmal dran gedacht, dass dies Kalkül von Microsoft ist, um die Abhängigkeit weiter zu steigern? Nichts ist kostenlos. In der Lockvogelvariante A1 verstößt die Software gegen die DSGVO, wie Hessens Datenschutzbeauftragter bemängelt hat. Gratis bzw. kostenlos ist also selbst die Vertragsvariante A1 nicht – dort »bezahlen« die Schulen mit den Daten ihrer Schüler.

      Der Energieverbrauch ist erheblich effizienter, als bei viele lokalen Lösungen, die kein Loadbalancing haben.

      Nextcloud, BigBlueButton und Konsorten könnten an einer zentralen Stelle für alle Schulen eines Bundeslandes gehostet werden. Das Argument ist bei genauerem Hinsehen auch mal wieder ein reiner Mythos.

      • Comment Avatar Walter Christian sagt:

        Ich hatte nicht „umsonst“ oder kostenfrei gesagt beim A1-Plan. ;-)

        Die Funktionen sind bei A1-A5 gleich, was die Diagnosedaten betrifft.
        Mit Information Protection (Add-on oder A5) kann man in bestimmten Situationen Microsoft die Zugriff auf Inhaltsdaten wesentlich erschweren (erfordert eigenes KeyManagement).

        Und wenn man die Systemanforderungen von Zoom Hybrid und BigBlueButton anschaut, dann ist Zoom wesentlich Ressourcen schonender.

        • Comment Avatar Steffen sagt:

          Mit Information Protection (…) kann man in bestimmten Situationen Microsoft die Zugriff auf Inhaltsdaten wesentlich erschweren (erfordert eigenes KeyManagement).

          „Erschweren“ ist doch keine ernst zu nehmende Lösung und bedeutet mit „eigenen KeyManagment“ auch noch zusätzlichen Overhead und Wissen.

          Grundsätzlich datenschutzfreundliche Software braucht nichts zu „in bestimmten Situationen“ zu „erschweren“ also unter Umständen vielleicht, wenn überhaupt überprüfbar, einen Teil der Daten nicht abfließen zu lassen. ;-)

    • Comment Avatar Petko sagt:

      Sehr interessanter Artikel. Vielen Dank dafür. Habe ich gestern irgendwie in meinem Newsstream gesehen. Ich werde denke ich häufiger mal vorbei schauen und die Artikel lesen.

      Als jemand der in der OpenOffice Produktion beteiligt ist, möchte ich anfügen, dass sehr häufig der Vergleich zu Microsoft gezogen wird. Also wir den Wunsch bekommen Funktionen von Microsoft exakt abzubilden. Diese Prägung wird dann als intuitiv deklariert. Ich höre von unseren LibreOffice Kontakten ähnliche Geschichten. Das heißt LibreOffice Funktioniert sehr Ähnlich zu Microsoft Office, genau aus jenem Anwender druck heraus. Die Umstellung ist in der Regel sehr niedrig. Die Verunsicherung über den eigenen Lernaufwand und die Innere Unwilligkeit sehr hoch.

      Auch möchte ich darauf hinweisen, das der Aufbau einer Richtigen vernetzten Lösungen, weit über das Installieren von Software hinausgeht. Und diese Errichtung kostet Millionen. Ob diese Millionen dafür ausgegeben werden um Microsoft Produkte zu verknüpfen oder Offene Produkte zu einer gesamt Lösung zu verbinden ist dann wieder eher unerheblich. Bei Offenen Produkten besteht zumindest die Chance, dass dies eine längere Halbwertszeit hat.

  2. Comment Avatar J sagt:

    Und nicht zu vergessen IServ, das in Hamburg nun eingeführt wird.

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      iServ gibts schon länger auf Hamburgischen Schulen. Was neu ist, ist eine zentrale Moodle-Instanz für Hamburg.
      Funktioniert alles bestens; das einzige „Problem“ ist, dass bei der onlyoffice Integration jeder im Kurs mitarbeiten und auch der Lehrer immer sehen kann, was man gerade so macht.

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      Schon über 4000 Schulen nutzten IServ wie ich gerade aufgrund der neuen Schule meines Sohnes herausgefunden habe. Basiert laut Wikipedia auf Debian.

  3. Comment Avatar Thomas sagt:

    Hallo Mike,

    wir würden uns freuen, wenn du diesen Link https://linux-bildung.at/ unter Punkt 4.3 hinzufügen könntest. Wir sind eine Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern, die sich für freie Software in der Bildung einsetzt. Ein paar kleine gallische Dörfer gibt es auch in Österreich.
    Danke
    Thomas

  4. Comment Avatar savant sagt:

    Die alte Leier. Wir reden hier von Menschen, die noch nie von Linux gehört haben oder es für eine Programmiersprache halten. Das sind Menschen, die ihre eigenen Kinder fragen, wie man ein Lied auf den MP3-Player kopiert und ein Bild an eine Mail hängt. Da ändert auch die hundertste Aufzählung von Alternativen nichts!

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      Die alte Leier. Wir reden hier von Menschen, die noch nie von Linux gehört haben oder es für eine Programmiersprache halten. Das sind Menschen, die ihre eigenen Kinder fragen, wie man ein Lied auf den MP3-Player kopiert und ein Bild an eine Mail hängt. Da ändert auch die hundertste Aufzählung von Alternativen nichts!

      Deshalb darf die nächste generation ja nicht genau so Enden.

  5. Comment Avatar Sid sagt:

    gnumeric ist auch noch ein alternatives Tabellenkalkulationsprogramm

  6. Comment Avatar Susanne sagt:

    Logineo NRW halte ich auch für gut, sobald wir Lehrer.innen endlich Endgeräte zur Verfügung gestellt bekommen. Vermutlich Apple aber besser als nichts.

  7. Comment Avatar olzge sagt:

    Hier bei uns an der Schule haben wir IServ. Sehr schick und prinzipiell auch mit Linux-Clients zu betreiben. Allerdings haben wir bisher nur den Microsoft-Schrott angeschafft, inklusive Drogendealermodell für MS Office. Ich muss zugeben, dass ich mich bei der Abstimmung von manch marktschreierischem MS-Befürworter-Kollegen u.a. durch die o.g. „Argumente“ hab verunsichern lassen und widerwillig auch für die Einführung gestimmt hab. Ich könnte mich momentan täglich in den A**** beißen dafür!
    Werde mich aber dafür stark machen, dass, wenn mal alles ordentlich läuft, früher oder später auch Linux-Clients kommen.

  8. Comment Avatar Heinrich sagt:

    Die Kritik an Microsoft konzentriert sich immer stark auf den Datenschutz. Dadurch entsteht bei dem Heer der IT-Ahnungslosen der Eindruck, man müsse eben Probleme beim Datenschutz hinnehmen, um die beste Software zu haben.

    Seltsamerweise spricht niemand davon, welche eklatanten Qualitätsmängel in der Funktion Microsofts Hauptprodukte Windows und Office haben. Es stimmt überhaupt nicht, dass diese Produkte die besten oder auch nur gut sind. Stattdessen stolpert man arbeitstäglich über Probleme, für deren Wahrnehmung man natürlich gewisse Basiskenntnisse und Vergleichsmöglichkeiten haben muss – andernfalls nimmt man sie als unabdingbare Begleiterscheinung der Computernutzung hin. Als Angestellter in einem großen Konzern nutze ich zwangsweise Microsofts Hauptprodukte; als Ingenieur schreibe ich seit vielen Jahren in einem Teil meiner Arbeitszeit technische Software innerhalb meines Aufgabenbereichs. Von daher denke ich immer auch als Entwickler, wenn ich Software nutze.

    Da ich hier nicht meine Mängelliste präsentieren kann, nur ein Beispiel, ich nenne es den Synchronisierungswahn: Microsoft will stets alle Datenbestände auf allen verfügbaren Laufwerken mit allen entsprechenden Beständen anderswo synchronisieren. Neulich im Büro: Es tritt ein Fehler in einer Anwendung auf, wodurch Daten korrumpiert werden, wichtige Projektdaten natürlich. Sofort werden die korrumpierten Daten verbreitet und überschreiben die letzten intakten Versionen. Gerettet hat uns ein Kollege, der entgegen der IT-Policy des Konzerns täglich eine Projektkopie auf eine externe Festplatte gezogen hat. Microsoft-Produkte hatten alles im Zugriff des Systems zerstört. Ich könnte seitenweise so weiter berichten…

    Es wäre einen Versuch wert, die Diskussion darauf zu erweitern: Wenn Du Deine Zeit verschwenden und Daten verlieren willst, nimm weiter Microsoft.

    • Comment Avatar Jojo sagt:

      Ein wichtiger Punkt: Wie wird mit Mängeln umgegangen?
      Ich hatte schon Kontakt zum MS Support wegen eines Datenschutzproblems. Es war ein enormer Aufwand. Man kommt in Indien raus und wird dann weiterverwiesen.
      Dann wurde eine Kleinigkeit geändert, das Problem bestand aber weiterhin.
      Der Prozess war intransparent.

      Natürlich ist dies auch teilweise ein Problem von (geschlossener) proprietärer Software.
      Denn es gibt neben Microsoft niemanden, der dessen Produkte tiefgründig anpassen kann.
      Von ein paar Tabellenkalulationsmakros und Ansichtsoptionen mal abgesehen.

      Bei open-source-Software ist dies prinzipiell erstmal möglich. Wer mit dem Dienstleister unzufrieden ist, kann das Produkt forken (lassen), also einen neuen Entwicklungszweig mit Anpassungen beginnen.

      Dies kann auch punktuell sinnvoll sein.
      Beim nächsten Update von Nextcloud müsste man seine Änderungen dann allerdings wieder nachpflegen.

  9. Comment Avatar Robert sagt:

    Hallo Mike,
    vielen Dank für deine sehr informativen Beiträge.

    Ich werde jetzt mein „A1“ Email Postfach hinter mir lassen und auf mailbox.org umsteigen. Die 12€ pro Jahr sind da sehr gut angelegt, mir ist Datenschutz sehr wichtig und ich gehe mit gutem Beispiel voran. Warum habe ich das nicht früher gemacht?

    Mailbox.org und Posteo.de sind übrigens auch Testsieger beim österreichischen Konsumentenmagazin „Konsument“ geworden, beide mit „Sehr gut“.

    Beste Grüße,
    Robert

    • Comment Avatar T.S. sagt:

      Die Mail nicht bei einem der – salopp – Datenkraken zu haben ist schön und gut, bringt nur leider wenig wenn der Großteil der Leute seine Mail nicht auch umzieht und, zumindest indirekt durch Antworten / Weiterleiten die Daten doch wieder bei einem der Datenkraken landen. Finde ich persönlich auch sehr bedauerlich.

  10. Comment Avatar CharismaSchimpanse sagt:

    Es ist heute kein Problem mehr, eine Schule zu fast 100% mit Open-Source-Software bzw. auf Grundlage offener Standards zu betreiben – die Schulverwaltung mal ausgeklammert, da hier aufgrund jahrelanger Versäumnisse eine radikale Abkehr von proprietären Lösungen aktuell vermutlich nicht möglich ist.

    Das ist ein zentraler Punkt aus meiner Sicht: Wenn das Sekretariat bzw. die Verwaltung mit anderer Software arbeitet und womöglich die Dateien zwischen Lehre und Verwaltung nicht absolut 100% sauber „flutschen“, wird die Akzeptanz ganz massiv schwinden. (Klassiker: „Kannst du mir das ausdrucken? Klar, schick es mir.“ und dann zerschießt es die Formatierung…)

    Ansonsten: Zustimmung zu dem Punkt, dass Informatikunterrricht teils leider reiner „Klick-Strecken-Abarbeitungs-Wettbewerb“ ist. Aber ob das an der eingesetzten Software liegt, wage ich zu bezweifeln. Dann würde halt in einer anderen Software die Klickstrecke „abgearbeitet“. Das als Argument pro oder contra für eine bestimmte Software (egal ob von Microsoft oder einem anderen) zu verwenden, zieht für mich nicht recht.

    • Comment Avatar Heinrich sagt:

      „Klick-Strecken-Abarbeitungs-Wettbewerb“ klingt schlimm. Als jemand, der den aktuellen Schulunterricht nicht kennt, würde mich ein Bericht darüber interessieren. Ist natürlich ein eigenes Thema. Aber bedeutet das, im Informatikunterricht wird heute keine Programmiersprache mehr gelehrt? Keine Textaufgabe, die ein Problem beschreibt, deren Lösung dann in entsprechendem Code besteht?

      Wenn das so ist, wundert mich nichts mehr und ich komme mir privilegiert vor: Abi Mitte der 80er, engagierter Mathelehrer kreiert seinen Informatikunterricht selbst, lehrt mit Pascal. Bezieht seine Kenntnisse vermutlich aus „Algorithmen und Datenstrukturen“. Entwicklungssystem: UCSD-Pascal-Interpreter auf Apple II.

      Das könnte man heute noch so machen. Python wäre vermutlich als Sprache geeignet. Und wenn die Kleinen erst Mal ihre eigenen Apps erstellen, sind sie gegen viele Probleme immun.

      • Comment Avatar ju sagt:

        aktueller Schulunterricht:
        Informatik Lehrer ist gar kein richtiger Informatik Lehrer sondern Mathelehrer mit Fortbildung (ich nehms ihm nicht übel, das ist ein Problem, wo der Staat gegensteuern sollte).

        Man bekommt eine Programmiersprache gelehrt (in unserem Fall Java), es gab ein fächerübergreifendes Projekt zum Thema Datenschutz & Tracking, ein bisschen Kryptografie (RSA, ein ganz bisschen Email-Verschlüsselung und Kommunikationsfreiheit) und Simulation.

        Es bringt einem aber niemand bei, wie das DNS funktioniert, IP Netze, wie ein Betriebssystem funktioniert/aufgebaut ist usw.

        Die Krux dabei ist, dass auch Programmiersprachen und Kryptografie sich ändern. Leider wird der Fokus eher auf bestimmte Aufgaben gelegt (wie schreibe ich ein Programm, das mir den Benzinverbrauch eines Autos angibt, wie funktionieren Cookies, wie verschlüssle ich folgenden Text mit RSA etc.),
        dabei verliert man den Blick auf das große Ganze.

        Und das große Ganze sowie der Realitätsbezug sind wichtig, um das Gelernte richtig zu verstehen und kritisch zu hinterfragen. Kommt mMn zu kurz.

  11. Comment Avatar Wolfgang sagt:

    Besten Dank für die informative Argumentationshilfe. Bei der Gelegenheit: Wäre es in Anbetracht der vielen schulischen Anschaffungsinitiativen nicht auch dringend geboten, die häufigsten Ipad-Mythen zu entlarven?

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      Da wäre ich gespannt. Hab da mal einen Lehrer zu gefragt. Der meinte daraufhin: das was wir sehen, ist dass die iPads immer funktionieren und die Windows Laptops häufig Ärger machen. Und zum drauf schreiben mit einem Stift sind iPads halt auch eher Marktführer als eine schlechte Wahl.

  12. Comment Avatar N.N. sagt:

    Eine Ergänzung zum Punkt „3.1 Infrastruktur (Schulnetz)“: UCS@school von der Firma Univention GmbH. Der Geschäftsführer Peter H. Ganten ist in der Linux-Szene kein Unbekannter.

  13. Comment Avatar Zentus sagt:

    Wie sieht denn die Situation in anderen Ländern aus? Wir sind ja nicht die einzigen. Wo gibt es gute Beispiele?
    Wie steht es um die Ausbildung der Lehrer an den Schulen? Wer kann dort helfen, dass sie die Technik souverän beherrschen – und nicht umgekehrt?

  14. Comment Avatar DerTomas sagt:

    Eine kleine Anekdote von vor 13 Jahren. In einer kleineren mobilen Pflegestation habe ich anstelle dem teuren MS Office einfach OpenOffice (LibreOffice gab es da wohl noch nicht) auf den 8 Büro-Arbeitsplätzen ausgerollt. Nach einigen Wochen erhielt ich einen Support-Anruf einer Pflegekraft, die ein Problem mit Ihrem Text hatte. Das Problem war eine Kleinigkeit, nur fiel mir auf, daß Sie immer „Word“ zum „Writer“ sagte. Ich sagte Ihr, daß dies kein Word sei, darauf hin Stille… sie hat es nicht gemerkt und hat das erst da realisiert. Seitdem nutzt Sie auch privat ein Open/LibreOffice. ;-)

  15. Comment Avatar Andreas sagt:

    Vielen Dank für den interessanten Artikel.
    Wie ist das mit dem Einsatz von Windows (7/10) in KMU?
    Hast Du dazu auch einen Artikel (Suche findet keinen entsprechenden Artikel)?
    Bei uns kam unser GF meinem Vorschlag nach, auf bestimmten PCs Linux (Mint) zu installieren.
    Nur meine Chefs und ein weiterer Kollege beharren auf Windows, obwohl (außer einem Chef) sie keine spezielle Software verwenden.
    Allerdings arbeite ich auf meiner Mint-Installation auch remote über unseren Windows-Server (Desktop und Anwendungen).

  16. Comment Avatar Patrick sagt:

    Ich denke ein Hauptproblem ist die fehlende Kohesion zwischen einzelnen Kommunen und Schulen. Nur wenige Großstädte in Deutschland verfügen über die notwendigen Ressourcen um ein schlüssiges IT-Konzept für ihre Schulen zu erstellen (z.b. München, wo Schulen der Stadt, nicht dem Land unterstehen). Außerhalb dieser Metropolen sind Schulen oft auf die Mitarbeit weniger engagierter Lehrer oder sogar Eltern angewiesen, deren Arbeit überhaupt nicht honoriert wird. In diesem Fall kann es geradezu illusorisch erscheinen irgendetwas anderes als Microsoft einzusetzen. Denn das muß man ihnen zugestehen: sowohl Microsoft als auch Google haben ja bereits eine Menge Vorarbeit geleistet diese Konzepte zu erstellen. Das ist für die Verantwortlichen einfach zu verlockend, sich da einfach zurückzulehnen anstatt alle Verantwortung auf sich selbst zu laden. Produkte wie iServ gehen da in die richtige Richtung, ich hoffe nur, daß es noch mehr Verbreitung findet.

    Desweiteren gibt es auf Seiten der Behörden einen eklatanten Mangel an Bildungskonzepten. Kaum wurden einige Schulen mit Tablets ausgerüstet, fragte man sich kurz darauf was man mit diesen Geräten nun eigentlich anstellen sollte. Abgesehen vom Lesen und Abspielen digitaler Medien sind diese Geräte zu kaum etwas zu gebrauchen. Deswegen befürchte ich, daß auch die angekündigten massiven Investitionen in den Bildungssektor aus den Coronafonds überwiegend in solchen Unfug wie Tablets an Grundschulen verpulvert werden, wo sogar wissenschaftlich nachgewiesen ist, daß diese Geräte negative Auswirkungen auf den Bildungserfolg haben.

  17. Comment Avatar Michael sagt:

    Du möchtest vielleicht noch die HPI Schul Cloud ergänzen: https://hpi-schul-cloud.de/about
    Schick, viele Funktionen und Open Source.

  18. Comment Avatar Armakuni sagt:

    Alleine in diesem Beitrag gibt es so viele schöne Lösungen, dass spätestens jetzt keiner mehr nach Alternativen recherchieren muss. Dafür ein dicker Daumen-nach-oben an alle Beteiligten.

    Wie immer gibt es bei solchen Themen einen Faktor, der leider häufig – auch von mir selbst – unterschätzt wird: der Lobbyismus.

    Irgendwo sitzt an der richtigen Stelle für Entscheidungen das falsche Ars… (sorry), der so Themen in die falsche Richtung lenkt. Hier also ein Microsoft-Freund. Da sich dann ohnehin viele finden, die in das gleiche Horn stoßen, läuft der Rest fast automatisch.

    Das Dumme ist: Microsoft bietet eine Lösung an, die schnell umsetzbar ist. Weil denen auch klar ist, dass es in Schulen an Personal mit technischem Verständnis (Admins etc.) fehlt. Das ist leider auch bei diversen KMUs auch so, Vereine etc. Überall dort kann also ein geschickter Verkäufer mit einer einfachen Lösung punkten. Weil leider die allerwenigsten die Zeit, die Muse, die Geduld und auch die Finanzmittel für saubere Lösungen aus dem OpenSource-Bereich haben.

    Als Beispiel: In unseren kleinen Software-Unternehmen achten wir auch sehr genau auf Datenschutz. Jede Software muss von den Admins vor dem Einsatz einer Prüfung unterzogen werden. Ich lasse jetzt mal die Qualität dieser Prüfung außen vor, das ist ein anderes Thema. Dann kam Corona und viele von uns gingen in Heimarbeit. Plötzlich war MS Teams die einzig schnell etablierbare Lösung. Unsere Mini-Admin-Abteilung hatte hier keine Zeit, sich um eine „saubere“ Lösung zu kümmern. Plötzlich werden also als erstes genau die Datenschutz-Themen über Bord geworfen und eine schnelle Entscheidung herbeigeführt, womöglich von ganz oben diktiert. MS Teams kommt allgemein in der Fachpresse nicht gut weg, trotzdem ist es die erste Lösung, die jedem einfällt, selbst den technisch weniger versierten Menschen. Das ist das gleiche Schema wie bei Whatsapp oder der Bild-Zeitung, sorry…

    Aus meiner Sicht ist das, was heute passiert, kein neues Thema mehr. Ich denke, heute hat es ein Unternehmen wie Microsoft sogar noch leichter. Solange auch Themen wie der Datenschutz nicht an erster Stelle kommen – sowohl beim Privatmenschen als bei bei Unternehmen oder eben Regierungsorganen – wird das Thema niemand ernst nehmen. Man sieht ja genügend Beispiele, wo der Datenschutz immer als erstes über Bord geht. Wir sind uns alle vermutlich einig, dass niemand lange suchen muss, um entsprechende Fails in seinem näheren Umfeld zu entdecken…

    Ich selbst merke es mit meinem Homeserver auch, solche Themen brauchen Zeit, Geduld und Pflege. Das ist den meisten Menschen irgendwie abhanden gekommen. Man least sich lieber sein Auto und muss „nur“ 3 Jahre drauf achten, da müssen die meisten nicht mal zum Service. Diese Mentalität frisst sich irgendwie durch.

    Um auf den Lobbyismus zurückzukommen: Das wäre genau der Punkt, an dem angesetzt werden sollte. Jeder einzelne Verein oder Anbieter, der in diesem Beitrag genannt wurde, ist für sich zu klein und in der breiten Öffentlichkeit zu unbekannt, um wahrgenommen zu werden. Das ist mit Linux das Gleiche. Hier müsste ein großer Zusammenschluss stattfinden, der sich Gehör verschaffen kann und Gewicht ins Spiel bringt. Jetzt bringt jeder in seiner „Ecke“ etwas auf die Beine, kommt aber darüber nicht hinaus.

    An der Schule meiner Kinder ist jetzt übrigens vorsorglich für jedes Kind ein Account für MS Teams eingerichtet worden, falls die Zahlen die Grenzwerte überschreiten sollten und ein Präsenzunterricht dadurch unmöglich würde. Dieses Schreiben haben wir von der Schule bekommen, ohne vorherige Info. Hier wurden also bereits Daten der Schüler weitergegeben, wo ich mich frage, ob das überhaupt in Ordnung ist. Man müsste jetzt wieder schauen, wenn man irgendwann etwas unterschrieben haben sollte, ob dies dadurch abgedeckt wäre.

    Selbst wenn nicht, weiß ich jetzt schon, dass ich mit meinen Kindern eher davon ausgeschlossen würde, spräche ich das bei der Schule an. Die breite Masse hat ja schon mitgemacht und sagt nichts dazu und nimmt es einfach so hin.

    Datenschutz ist in den Augen vieler wohl immer noch eine Option, oder ein „Marketing Gag“, das man mit anbietet. „Wir nehmen den Schutz Ihrer Daten ernst“, stimmt leider nie.

    • Comment Avatar Tobias sagt:

      Wir Admins/ CISOs, … sind letzlich Dienstleister in unserer Firma/ Schule. Wenn nach aller Aufklärung der Entscheidungsträger, trotzdem die Beschaffung eines Datenkrakenprodukt von ihnen veranlasst wird, haben wir mit unserer Argumentation entweder nicht den richtigen Nerv getroffen, oder andere Dinge sind dem Entscheidungsträger wichtiger als Datenschutz.

      …vielleicht sollte wir mal darüber nachdenken, dass einem Großteil der Menschen der Datenschutz egal ist bzw. zumindest soweit egal ist, dass der Komfortvorteil überwiegt?

  19. Comment Avatar @intervisionaer sagt:

    Danke für diese (wie so oft) umfassende und kundige Übersicht. Hinsichtlich der aufgezählten Alternativen möchte ich gern ergänzen, dass das ZSL in BW außer einem Moodle allen Schulen auch ein ePortfolio-System bereit stellt, Mahara-BW.de, das jedoch zur Zeit (noch) weniger promotet wird als das Moodle. Mahara ist ebenfalls open source; das ZSL hat infolgedessen den Entwicklungsprozess der Software bereits hinsichtlich der Anforderungen an den Datenschutz mitbestimmen können (Einrichtung der Institutionen, d.h. Schulen, als „walled garden“). Das ändert keinen Deut an Ihrer Kritik, hellt aber vielleicht Ihre pessimistische Einschätzung bezüglich der Möglichkeiten zum Verzicht auf MS-Produkte gerade im Kultusbereich etwas auf.

  20. Comment Avatar Bernd sagt:

    Vielen Dank für den informativen Beitrag.

    Als Lehrer und IT-Verantwortlicher einer größeren Schule sprichst du mir mit vielen Argumenten aus dem Herzen. Und doch bin ich mehr oder weniger dazu gezwungen, trotz allem guten Willen immer wieder MS oder (nicht viel besser) Apple Produkte einzusetzen.

    Wir nutzen vergleichsweise viel freie Software an der Schule. Wir nutzen Moodle auf einer Instanz, die vom Bundesland gehostet wird. Demnächst wird BigBlueButton als Videoplattform dazukommen. Auf jedem Rechner der Schule ist LibreOffice installiert, für Verschlüsselung von Dateien nutzen wir VeraCrypt. Emails in der Schulverwaltung werden über Thunderbird verwaltet, der meistgenutzte Browser ist Firefox, Mailinglisten laufen über den „Dinosaurier“ Majordomo. Im Informatik-Unterricht werden fast ausschließlich freie Entwicklungs-Tools verwendet, auch andere Fächer nutzen freie Software, wie zB die dynamische Geometrie-App Geogebra.

    Und doch kommen wir um MS Produkte nicht herum. 95% der Kollegen fordern MS Office, weil sie nichts anderes kennen und nicht bereit sind, umzulernen. Genauso die Eltern und auch die Schüler – „was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ schlägt hier gnadenlos zu. Dass LibreOffice & Co. hier gleichwertige Alternativen bieten, kann ich leider nicht ganz unterschreiben, auch wenn ich es seit gut 20 Jahren privat ausschließlich nutze. Auch das neueste LibreOffice wirkt im Vergleich zu MSO etwas altbacken. Sowas schreckt jemanden, der die Funktionalität kennt, nicht ab, aber für die meisten Menschen ist das ein entscheidender Grund, diese Software abzulehnen.

    Und auf dem Betriebssystem-Sektor sieht es noch grausiger aus. Kein einziger Schulrechner läuft ohne Windows. Ich achte zwar bei den Installationen penibelst darauf, dass die Datenschutz-Einstellungen so scharf wie nur irgend möglich sind (ich kenne wohl inzwischen alle irreführenden Formulierungen und „nudges“…), dass trotzdem Daten abfließen ist für mich aber ein mehr oder weniger notwendiges Übel. Denn was käme ansonsten infrage? Linux? Ich kenne das System, habe früher selber meine Kernel kompiliert und es privat zeitweise ausschließlich genutzt. Doch wenn ich jetzt vorbringe, die Schulrechner auf Skolelinux umzustellen, kann ich mich auf eine öffentliche Steinigung einstellen. Apple? Ist dasselbe wie MS nur in (angebissener) Obstform. BeOS? ReactOS? Kennt keiner, ist nur was für echte Freaks.

    Und – ganz ehrlich – zum Teil haben die MS Jünger auch Recht. MS macht es einem einfach wie sonst keine andere Software-Lösung, seine Produkte einzusetzen. Und genau darauf kommt es in der Schule an. Ich bin Lehrer, kein ausgebildeter Systemtechniker oder Serveradmin. Ich mache das nebenher und bekomme dafür lächerlich wenig Entlastung. Alles, was ich weiß, habe ich mir autodidaktisch selber beigebracht. Bei jedem neuen IT-Problem ist Google mein bester Freund. Da kann und will ich mich nicht auch noch mit der weiteren Implementierung freier Betriebssysteme beschäftigen, wenn ich als Alternative eine Firma an der Hand habe, die zwar viel Geld kostet und mit meinen Daten einen zusätzlichen hohen Preis fordert, die mir aber dafür einen Großteil der Arbeit abnimmt. Ansonsten hätte die Schule gar keine IT. Denn den Support, der mir für MS Produkte geboten wird, kann kein noch so engagierter Linux-Verein bieten. Ich kenne eine Schule, die Skolelinux einsetzt. Die dortigen Admins haben zu dritt schon viele viele Wochen damit zugebracht, das System zum Laufen zu bringen und am Laufen zu halten, viele Nacht- und Wochenendsitzungen inklusive. Das kann und will ich mir nicht antun.

    Darüber hinaus hat der Datenschutz gerade in Coronazeiten keinen guten Stand mehr, auch bei mir nicht. Als die Schulen geschlossen wurden und händeringend nach irgendwelchen Lösungen suchten, um den Kontakt zu den Schülern zu halten und Unterricht online möglich zu machen, war der Datenschutz nur als Verhinderer tätig. Wir bekamen Listen mit Anforderungen, die eingesetzte Software erfüllen müsse – und zugleich den Hinweis, dass es kein Programm gebe, das diese Forderungen erfüllen könne. Herzlichen Dank für soviel zusätzlichen Frust in der schwersten Zeit. Statt uns Positivlisten zu geben mit Software, die wir bedenkenlos nutzen können, kam nur sowas. Also arbeiteten wir im halblegalen Graubereich und mussten uns dafür sogar noch beschimpfen und auslachen lassen. Irgendwann glaubt man dann den DSGVO-Beteuerungen der großen Firmen, auch wenn die Datenschützer warnen – aber das haben diese sich in diesem Fall selber zuzuschreiben. Wer einem Rettungswagen den Zündschlüssel klaut, darf sich nicht wundern oder gar beschweren, wenn der Fahrer den Wagen im Notfall kurzschließt. Ich bin sehr sensibel, was den Datenschutz angeht und lehre meine Schüler auch in diese Richtung, aber wenn ich heutzutage von offizieller Seite das Wort „Datenschutz“ höre, sehe ich rot und mir schwillt der Kamm.
    Und da komme ich auch schon zum einzigen negativen Teil des Beitrags. Ausgerechnet die dysfunktionale Corona-App als Paradebeispiel von offener Software und gelungenem Datenschutz zu nennen, führt nicht zum Ziel von mehr Akzeptanz. Ja, der Datenschutz ist in dieser App exzellent gelungen, aber das ist auch das Einzige, was wirklich zuverlässig funktioniert. Erst der extrem peinliche Fehler mit der Hintergrund-Aktualisierung, Testergebnisse werden nicht eingespielt, viele Labore und Gesundheitsämter sind überhaupt noch nicht an das System angeschlossen… aber man versucht das Ganze auf ganz Europa auszudehnen. Da gibt es sicher bessere Beispiele.

    • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

      Darüber hinaus hat der Datenschutz gerade in Coronazeiten keinen guten Stand mehr, auch bei mir nicht. Als die Schulen geschlossen wurden und händeringend nach irgendwelchen Lösungen suchten, um den Kontakt zu den Schülern zu halten und Unterricht online möglich zu machen, war der Datenschutz nur als Verhinderer tätig. Wir bekamen Listen mit Anforderungen, die eingesetzte Software erfüllen müsse – und zugleich den Hinweis, dass es kein Programm gebe, das diese Forderungen erfüllen könne. Herzlichen Dank für soviel zusätzlichen Frust in der schwersten Zeit. Statt uns Positivlisten zu geben mit Software, die wir bedenkenlos nutzen können, kam nur sowas. Also arbeiteten wir im halblegalen Graubereich und mussten uns dafür sogar noch beschimpfen und auslachen lassen.

      Daran tragen weder die DSGVO noch Datenschützer eine Schuld. Das liegt an Versäumnissen in der Vergangenheit.

      Und da komme ich auch schon zum einzigen negativen Teil des Beitrags. Ausgerechnet die dysfunktionale Corona-App als Paradebeispiel von offener Software und gelungenem Datenschutz zu nennen, führt nicht zum Ziel von mehr Akzeptanz. Ja, der Datenschutz ist in dieser App exzellent gelungen, aber das ist auch das Einzige, was wirklich zuverlässig funktioniert. Erst der extrem peinliche Fehler mit der Hintergrund-Aktualisierung, Testergebnisse werden nicht eingespielt, viele Labore und Gesundheitsämter sind überhaupt noch nicht an das System angeschlossen… aber man versucht das Ganze auf ganz Europa auszudehnen. Da gibt es sicher bessere Beispiele.

      Probleme sind da, ja. Mit dieser App oder überhaupt diesem offenen Entwicklungsansatz hat man einen völlig neuen Weg beschritten, der natürlich nicht frei von Stolpersteinen ist. Insgesamt dennoch ein Positivbeispiel – jedenfalls für mich.

  21. Comment Avatar Arthur sagt:

    In den USA würde man nie auf die Idee kommen sagen deutsche oder japanische Autos sind Marktführer, also lass sie uns zum „Industriestandard“ erklären…

  22. Comment Avatar Mela sagt:

    Ich hatte mich privat letztes Jahr endlich von Microsoft losgelöst und bin u.a. erstaunlich problemlos auf libreoffice umgestiegen. War ganz stolz auf mich. Jetzt wurde ich als Lehrer in Nürnberg gezwungen, zwei Dienst-email-Adressen über office365 einzurichten, die Schulleitung kommuniziert damit und Teams wurde uns übergestülpt. Als i-Tüpfelchen „durfte“ ich eine Erklärung unterschreibung, dass dies alles freiwillig geschieht! Auch die Schüler werden jetzt alle zu Teams gezwungen.

  23. Comment Avatar Norbert sagt:

    Hallo Mike,

    als Ergänzung der Linkliste zu den Lernplattformen kann man noch „Itslearning“ hinzufügen.
    https://itslearning.com/de/
    Ein schon lange verfügbares, gut skalierbares und umfassendes System.
    Sämtliche Kommunikation, vor allen Dingen auch mit den Eltern, wird innerhalb des Systems abgewickelt.

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