nebenwirkungen.eu: Einbindung von Google und Co. in sensiblen Kontext

nebenwirkungen.eu hat folgendes Ziel:

Ihre unabhängige Informations- und Meldeplattform für Nebenwirkungen von Medikamenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Wenn ich Nebenwirkungen melden möchte, dass sollte das diskret und ohne Rückschlüsse auf meine persönliche Identität möglich sein. Genau das behauptet auch die Plattform:

Bei uns können Sie Ihre Nebenwirkungen direkt an den Hersteller melden ohne Ihre persönliche Identität preiszugeben

Nunja, so ganz ohne die Preisgabe der »persönlichen Identität« funktioniert das nicht wie Webbkoll beweist. Es werden insgesamt 17 Drittanbieter bzw. externe Domains eingebunden. Darunter:

  • connect.facebook.net
  • www.facebook.com
  • fonts.googleapis.com
  • www.googleadservices.com
  • www.google-analytics.com
  • insights.hotjar.com
  • […]

Zumindest für Google und Facebook sollte es ein Leichtes sein, den Nutzer aufgrund von Merkmalen wie die IP-Adresse eindeutig identifizieren zu können – jedenfalls dann wenn jemand Google-Dienste oder Facebook nutzt.

Fazit: Es wird zwar nicht direkt eine »persönlichen Identität« an Google oder Facebook übermittelt, diese sind allerdings in der Lage einen Personenbezug herzustellen. Bei Seiten mit sensiblen Kontext ist es ein absolutes No-Go solche datenschnüffelnden Drittanbieter überhaupt einzubinden. Wer es genauer wissen möchte, der kann dazu folgenden Beitrag lesen: Das kranke WWW: Stop using Google Web-Services.

Für mich ist absolut nicht nachvollziehbar wie eine eigentlich sinnvolle Idee dann so vor die Wand gefahren wird, indem die Seite mit Google- und Facebook-Diensten geradezu zugepflastert wird. Gefördert wird das Projekt dann noch unter anderem vom Bundesministerium für Wirtschaft oder der Europäischen Union – das ist eine indirekte Förderung von Datenkraken.

Bis die Verantwortlichen nachgebessert haben, sollte man einen großen Bogen um nebenwirkungen.eu machen.

Update: Als Reaktion auf meinen Beitrag erreichte mich folgende E-Mail von Jörg:

Hi,

ich habe Deinen Beitrag zu nebenwirkungen.eu gelesen und sehe die Seite nicht so positiv wie Du, denn grundsätzlich ist das Melden von Nebenwirkungen direkt an die Hersteller nicht zu begrüßen, da damit die offiziellen Kontrollinstanzen umgangen werden. Ärzte und Apotheker melden die Fälle an die Ärzte- resp. Apothekerkammer, womit sie der Arzeneimittelbehörde mitgeteilt werden, die die Hersteller kontrolliert.

Ich habe auf der gesamten Webseite keinen Hinweis gefunden, dass sie neben den Herstellern auch die Arzeneimittelbehörde informieren. Die Idee, staatliche Kontrollstellen zu umgehen, ist keine »eigentlich sinnvolle Idee«.

Vielen Danke für Deinen Blog.

Du kannst den Blog aktiv unterstützen! Mitmachen ➡