Wire Messenger: Und täglich grüßt das Murmeltier…

Es erreichen mich gerade unzählige Anfragen per E-Mail zum Thema »Messenger«. Hintergrund der Anfragen ist vermutlich die Verknüpfung von WhatsApp Daten mit Facebook – scheinbar sind jetzt doch einige Leute aufgewacht und wollen wechseln. Besonders sticht der Messenger Wire hervor. Hier eine kurze Einschätzung, weshalb ich Wire nicht empfehlen kann:

  • Das Finanzierungsmodell hinter Wire ist nicht bekannt. Aktuell wird das Projekt insbesondere von Skype-Mitgründer Janus Friis finanziert. Auf mich wirkt das wie ein alt bewährtes Konzept: Erst einmal die User mit dem Dienst ködern. Wenn dann eine kritische Masse erreicht wurde, werden kostenpflichtige Zusatzfeatures angeboten oder In-App Werbung geschaltet. Machen wir uns nichts vor, hinter Wire steckt nunmal ein Unternehmen, dass den Dienst über die Dauer sicherlich nicht »kostenlos« anbieten wird.
  • Jagen wir die Webseite von Wire mal durch Webbkoll. Da macht sich ganz schnell Ernüchterung breit. Jemand, der mit Sicherheit und Datenschutz wirbt, dann aber Google Analytics einsetzt – das passt nicht zusammen.
  • Auszug aus dem Privacy Whitepaper von Wire:

    Address books are uploaded to backend servers if users grant client applications access to their contacts. Each address book entry is first normalized, i.e. phone numbers are ensured to be in E.164 form. Entries are then hashed (using SHA-256) and base-64 encoded before being transmitted to the server. No other information, such as names, addresses, birthdates, notes, etc. are extracted from the address books.

    Einen Upload meines Adressbuchs lehne ich ab, auch wenn die Informationen gehasht werden. Man überlege sich mal, wie viele Telefonnummern theoretisch existieren. Der Aufwand den Hash-Wert wieder in die ursprüngliche Nummer zurückzurechnen ist aufwendig aber machbar.

  • Bisher wurde lediglich der Quellcode des Clients veröffentlicht. Die Serverkomponente ist und bleibt wohl weiterhin proprietär und wird zentral gehostet. Das Prinzip der Zentralisierung eines Dienstes ist nach meiner Auffassung der falsche Weg. Ich bevorzuge ganz klar Federation, bspw. über das XMPP-Protokoll und dem Messenger Conversations.
  • Der Messenger verwendet Axolotl-Ratchet für die Verschlüsselung der Kommunikation – so zumindest die offizielle Aussage. Die Entwickler von Signal stellen es etwas anders dar.

Fazit: Ich rate von Wire ab. Wieder eine weitere Insellösung, dessen Finanzierung unklar ist. Noch dazu ist der Serverpart nicht quelloffen.

Update: Es liegt übrigens eine Reaktion des Herstellers vor.

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