Der Datenschutz als willkommener Buhmann in der Pandemie

In Zeiten der Corona-Pandemie vergeht kaum ein Tag, an dem der Datenschutz nicht als Buhmann herhalten muss. Diverse Aussagen von (führenden) Politikern und Medienbeiträge haben es geschafft, so viel Unsicherheit und Falschinformationen zu streuen, dass der Datenschutz gemeinhin nun als »Verhinderer« wahrgenommen wird. Verstärkt wird dieser Effekt durch Meinungsmacher (Influencer) in sozialen Netzwerken, die mit Unterstützung ihrer digitalen Papageien um Aufmerksamkeit buhlen, ohne sich ausreichend mit der Thematik befasst zu haben. Kurzum: Es wird eine Stammtischparole nach der anderen zum Besten gegeben, ohne zu begreifen, welcher Schaden damit angerichtet wird. Mittlerweile ist es schon salonfähig zu behaupten, der Datenschutz gefährde in der Pandemie Menschenleben. Spricht man die Menschen, die eine solche Aussage tätigen/verbreiten darauf an und erbittet die Nennung von konkreten Beispielen, welche (Corona-)Maßnahmen am Datenschutz scheitern, bekommt man meist nur ein Schulterzucken oder allgemeines herumlavieren.

Woher kommt diese Ablehnung bzw. Misstrauen gegenüber dem Datenschutz überhaupt? Offenbar aus der völligen Unkenntnis bzw. der Abneigung heraus, sich tiefer mit einer Thematik zu befassen. Man weiß nichts oder hat sich nicht genügend informiert und nimmt stattdessen das einfache Bild vom »bösen Datenschutz«, dass natürlich jedes weitere Nachdenken oder Differenzieren unnötig macht. Ausgerechnet von Politikern und Verantwortlichen wird diese Stimmung ausgenutzt und ebenfalls auf den Datenschutz geschimpft, um vom eigenen Versagen abzulenken. Das ist plump, das ist durchschaubar, das ist demokratiezersetzend – aktuell offenbar ein heißer Trend.

An alle, die in Stammtisch-Manier auf den Datenschutz schimpfen bzw. sein Image als »Verhinderer« als willkommene Gelegenheit begreifen, um von den eigenen Unzulänglichkeiten und Versäumnissen abzulenken, sei gesagt: Schämt euch. Ihr widert mich an! Entweder ihr fangt an euch ernsthaft mit der Thematik zu befassen oder ihr tut einfach eines: Die Klappe halten. Nicht jede Meinung muss zwingend an die frische Luft.

Oder etwas diplomatischer ausgedrückt: Das Recherchieren, Einordnen und Verstehen von Informationen zählt zu einer der wichtigsten Kompetenzen im Informationszeitalter. Machen wir davon Gebrauch, anstatt verdrehte Fakten und Blödsinn zu verbreiten.

Hinweis

Im Beitrag »Corona-Pandemie: Eine Sammlung von Datenschutz-Falschmeldungen« werden Falschmeldungen gesammelt, die dazu beitragen, dass Datenschutz als »Verhinderer« wahrgenommen wird.
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