Wahl 2017: Datenschutz ist politisches Neuland

In den vergangenen Wochen habe ich jeweils die Homescreens von Tauber (CDU), Heil (SPD) und Heinrich (Grüne) kommentiert. Nun sind auch bereits die Homescreens von Christian Lindner (FDP)Christian Lüth (AFD) und Thomas Lohmeier (LINKE) online.

Es zeigt sich: Datenschutz scheint für die Kampagnenchefs der Parteien »Neuland« zu sein. Facebook, Twitter, WhatsApp und weitere »Walled Gardens« kommen zum Einsatz, um das Interesse der Bevölkerung zu wecken. Spricht man die Parteien auf diese Problematik an, kommt meist der Hinweis:

Als Partei habe ich keinen Erfolg, wenn ich nicht dahin gehe, wo die Leute sind. Und die sind am besten per Facebook, Twitter, WhatsApp zu erreichen.

Das mag so stimmen. Nur gebe ich Folgendes zu bedenken:

  • Man kann die Leute gerne bei Facebook, Twitter und Co. »abholen« und bspw. auf eine Webseite verlinken, auf die jeder zugreifen kann. Die Inhalte allerdings ausschließlich dort zu publizieren ist nach meiner Ansicht verantwortungslos und bewirkt letztendlich nur, dass die Leute noch mehr Zeit dort verbringen. Mit einem freien und offenen Internet hat Facebook und Co. nämlich nichts zu tun.
  • Durch die Nutzung von Facebook und Co. machen Parteien kostenlos Werbung für US-Konzerne, die das Wort Datenschutz noch nichteinmal buchstabieren können. Abgesehen von dieser Werbung, ist es nach meiner Auffassung auch eine Frage der (politischen) Verantwortung, ob solche Plattformen tatsächlich genutzt werden sollten.
  • Wenn schon Plattformen wie Facebook und Co. genutzt werden, warum dann nicht auch freie und offene Alternativen wie GNUSocial / Mastodon und Diaspora? Der Mehraufwand auch dort Inhalte zu veröffentlichen und mit Menschen in Kontakt zu treten ist nicht aufwendiger als bei den »Walled Gardens«. Sicherlich erreicht man dort weit weniger Menschen. Aber genau hier muss sich Politik und Co. an die Nase fassen und endlich mal »Werbung« für Alternativen machen. Es wäre jedenfalls ein wichtiges Zeichen.

Angesichts der dringenden Notwendigkeit endlich mehr digitale (Medien-)Kompetenz zu vermitteln, frage ich mich, welche Partei dies überhaupt als Ziel formuliert hat.

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