ZDF: Reaktion auf Datenschutzproblem ZDFmediathek-App

Das ZDF missachtet seit geraumer Zeit die eigene Datenschutzerklärung – soweit bekannt. Einige Leser des Kuketz-Blogs haben das ZDF nun mit den Datenmitschnitten konfrontiert und Rückmeldung vom ZDF erhalten. Eines vorweg, die Antworten waren fast alle deckungsgleich und aus den üblichen Fragmenten zusammengesetzt. Ich zitiere mal:

[…]

vielen Dank für Ihre Schreiben zur ZDF-Mediathek-App und Ihre kritische Begleitung der Angebote des ZDF. Zu den von Ihnen monierten Datenschutzthemen habe ich mich mit den zuständigen Bereichen des ZDF ausgetauscht und möchte Ihnen hierzu wie folgt antworten:

Im Hinblick auf die von Ihnen thematisierte Facebook-bzw. Drittplattform-Nutzung kann ich erläutern, dass der Präsenz des ZDF auf Drittplattformen ein Abwägungs- und Entscheidungsprozess vorausgegangen ist, in dem man zu dem Ergebnis gekommen ist, dass eine Nutzung dieses Kommunikationsweges erforderlich ist, um in Zeiten zunehmender Digitalisierung das Publikum zu erreichen, das sich nicht mehr die klassischen Fernsehverbreitungswege nutzt. Dass sich diese Entscheidung in einem Spannungsfeld befindet mit datenschutzrechtlichen Belangen, ist dem ZDF sehr wohl bewusst. Vor diesem Hintergrund sieht der Sender es auch als seine Aufgabe an, im Zusammenhang mit Social Media-Angeboten transparent zu informieren, im Rahmen seiner eigenen Angebote – sofern vom Nutzer gewünscht –
eine Trennung zu gewährleisten und seine Inhalte auch über andere Verbreitungswege zur Verfügung zu stellen. Auf diesem Wege soll es den Zuschauern und Nutzern freistehen selbst zu entscheiden, ob sie die Inhalte auf den sog. Drittplattformen nutzen wollen oder nicht. Derzeit prüft die Fachabteilung mit hoher Priorität inwieweit die aktuelle App diesen Anforderungen nicht genügt und wie Abhilfe geschaffen werden kann.

Soweit Sie kritisieren, dass das ZDF drei Verfahren zur Nutzungsmessung verwendet, möchte ich darauf hinweisen, dass die einzelnen Verfahren unterschiedlichen Zwecken dienen und insofern auch unterschiedliche, für das ZDF wesentliche Informationen liefern: Während mit dem SZMng-Verfahren von INFOnline Visits und Page-Impressions der ZDF-Onlineangebote ermittelt werden und mit den ebenfalls von INFOnline gemessenen Wettbewerbern in Deutschland in
Vergleich gebracht werden können, wird über die Nutzungsmessung in
Zusammenarbeit mit Nielsen, bzw. der AGF die Nutzung der Videos gemessen. Dies geschieht in einem zwischen den wichtigsten Fernsehsendern in Deutschland abgestimmten Verfahren, so dass eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleistet wird. Das Analysetool der Firma AT Internet wird wiederum eingesetzt, um den Erfolg einzelner Mediathekselemente in Echtzeit messen zu können, um das
Angebot kontinuierlich optimieren zu können.

Die Advertising-ID auf die Sie hingewiesen haben, wird im Rahmen der mobilen Nutzungsmessung verarbeitet. Zur Nutzungsmessung wird ein sogenannter „unique identifier“ benötigt, um ein valides Messergebnis zu erzielen. Als solches Identifizierungsmerkmal wird sowohl im Zusammenhang mit der Nutzungsmessung über AT Internet als auch durch unseren Dienstleister INFOnline die von den Android-Geräten übermittelte Advertising-ID benutzt. Zum Ausschluss einer persönlichen Identifizierbarkeit wird diese gehasht. Nur diese anonyme Gerätekennung wird als Messgrundlage herangezogen. Im Hinblick auf Ihre Kritik an der Übermittlung weiterer gerätebezogener Informationen werden wir die von unseren Dienstleistern erhobenen Einzeldaten nochmals auf ihre Erforderlichkeit überprüfen. Soweit Sie eine Erfassung ihrer anonymisierten Daten nicht wünschen, haben Sie die Möglichkeit, diese durch das zur Verfügung gestellte Opt Out abzuwählen. Damit entspricht das Verfahren den Vorgaben des Telemediengesetzes, das in § 15 TMG eine pseudonyme Nutzungsmessung zulässt, sofern dem Nutzer eine Widerspruchsmöglichkeit eingeräumt wird. Sollten Sie darüber hinaus Interesse habe, Ihre Daten zu schützen, besteht für Sie die Möglichkeit, Ihre Advertising-ID regelmäßig zurückzusetzen. Eine Verwendung der ID zu Werbezwecken, wie der Name suggerieren mag, findet weder durch das ZDF noch durch unsere Dienstleister statt.

Die von Ihnen monierte Implementierung von Crashlytics, das lediglich in einer internen Testversion Verwendung finden sollte, wurde mit dem letzten Update der App zwischenzeitlich wieder rückgängig gemacht.

Soweit Sie nicht wünschen, dass durch den Bezug der ZDF-App über Google Play oder den App-Store Ihre Daten an die beiden Anbieter gelangen, steht es Ihnen jederzeit frei, die ZDF-Inhalte als Webangebot browserbasiert zu nutzen. In diesem Wege sind Sie von den ZDF-Angeboten auch nicht ausgeschlossen, zumal die webbasierte Mediathek inhaltlich noch umfangreicher ist als die auf Bewegtbild,
d. h. Videos, fokussierte App. Vor diesem Hintergrund hält es das ZDF für akzeptabel, die App dort zu vertreiben, wo sie die ganz große Mehrheit der Nutzer erwartet. Auch wenn es aus Datenschutzsicht zu begrüßen wäre, wenn noch ein weiterer Betriebsweg zur Verfügung stände, halte ich dieses Vorgehen für vertretbar, gerade weil eine Nutzung der ZDF-Inhalte auf anderem Wege möglich ist und so kein Ausschluss von Zuschauern stattfindet, die weder App-Store noch Google Play nutzen wollen.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen konnte und danke Ihnen für die kritische Begleitung unserer Angebote.

Mit freundlichen Grüßen

[…]

Die Reaktion ist leider ernüchternd, denn sie zeigt: Auf das eigentliche Problem -der Datenübermittlung an Facebook bei jedem Start der App- wird gar nicht eingegangen. Entweder ist das Problembewusstsein hier nicht ausreichend vorhanden, oder aber man möchte daran nichts ändern bzw. kann vielleicht nichts daran ändern, da das SDK von Facebook keine »datenschutzfreundliche« Integration innerhalb der App zulässt.

Zumindest der Datensammer Crashlytics wurde nun entfernt – das ist schonmal als positiv zu bewerten.

Ich bleibe an der Sache dran, denn eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, die gebührenfinanziert arbeitet, sollte dieses unfreiwillige Tracking eigentlich abstellen.

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