Kommentar: Android-Smartphone kinder- und jugendfreundlich einrichten

1. MedienkompetenzSmartphone-Kind

Mit dem Beginn der Schule stehen viele Eltern vor der Entscheidung, ob ihr Nachwuchs ein Smartphone bekommen soll. Mit dieser Entscheidung sind allerdings viele Fragen, Überlegungen und Fallstricke verbunden, mit denen man sich vor der Anschaffung beschäftigen sollte. Tippen und wischen kann jedes Kind – auch jeder Erwachsene. Die entscheidende Frage ist vielmehr: Wie kann der Umgang mit einem Smartphone möglichst kinder- und jugendfreundlich gestaltet werden?

Die Antwort auf diese Frage ist erschreckend einfach, aber zugleich auch unheimlich schwierig in der praktischen Umsetzung. Sie lautet: Medienkompetenz:

Medienkompetenz bezeichnet die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte den eigenen Zielen und Bedürfnissen entsprechend sachkundig zu nutzen.

Was sich trivial anhört, ist im Grunde genommen eine der wichtigsten Eigenschaften, die Eltern ihren Kindern (im digitalen Zeitalter) vermitteln sollten. Diese Eigenschaft ist heute essenziell und so grundlegend, weil sie Menschen nicht nur befähigt, Medien wie Bücher, Zeitschriften, Fernseher, Internet usw. nutzen zu können, sondern ebenso dazu beiträgt, eine kritische bzw. gesunde Distanz zu Medien zu halten.

Wir sind praktisch ständig von den unterschiedlichsten Medien umgeben, was zu einer Art Dauerbeschallung und endloser Informationsflut führt. Dabei nimmt das Smartphone eine besondere Rolle ein, da es die unterschiedlichsten Medien vereint und einen praktisch unendlichen Medienkonsum ermöglicht. Ohne klare Regeln, Apps, die dabei helfen diese einzuhalten und vor allem der Vermittlung von Medienkompetenz, sind Kinder in dieser Informationswelt verloren. Es ist unsere Aufgabe als Eltern, hier einzuwirken.

2. Ab welchem Alter?

Bevor ein Smartphone für den Nachwuchs angeschafft wird, sollte man sich zunächst einmal erkundigen, ab welchem Alter die Nutzung überhaupt empfohlen ist bzw. grundlegender, ob das eigene Kind eigentlich schon reif für ein Smartphone ist. Die EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz – klicksafe.de sagt:

Ein voll funktionsfähiges Smartphone ist somit für Kinder unter 12 Jahren eher nicht geeignet.

Die Diplom-Pädagogin Kristin Langer sagt in einem Spiegel-Interview:

Der Elternratgeber „Schau hin!“ empfiehlt ein Smartphone ab elf oder zwölf Jahren. Dann sind Kinder in der Regel emotional so gefestigt, dass sie sagen können: Ich will mir kein Video anschauen, in dem jemand gefoltert wird, auch wenn meine Klassenkameraden sich das angucken.

Auch in weiteren Quellen wird oftmals ein Alter um die 12 Jahre genannt. Und seien wir realistisch: Länger lässt es sich leider vermutlich gar nicht mehr »hinauszögern«, da Kinder sich sonst ausgegrenzt fühlen und eventuell auch zum Außenseiter werden, da über 60% der 12- bis 13-Jährigen bereits ein Smartphone haben. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen wie den Hirnforscher Manfred Spitzer, die

Smartphones ohne Aufsicht erst ab 18 Jahren

empfehlen. Letztendlich muss diese Entscheidung jeder für sich selbst treffen. Persönlich würde ich unserer Tochter unter 12 Jahren jedenfalls auch kein eigenes Smartphone überlassen.

3. Klare Regeln kommunizieren | Medienkompetenz vermitteln

Sofern das Kind reif genug ist bzw. man sich zum Kauf eines Smartphones entschieden hat, steht sogleich die Frage im Raum, wie man als Eltern damit nun umgeht. Für das familiäre Zusammenleben halte ich es zunächst für essenziell, ein paar klare Regeln aufzustellen:

  • Kein Smartphone am Esstisch bzw. beim Essen
  • Keine zwei Bildschirme parallel. Also bspw. entweder Fernseher ODER Smartphone
  • Beim Verbringen gemeinsamer Zeit (bspw. Brettspiel) kein Smartphone
  • Bei Gesprächen mit anderen Personen Smartphone komplett weglegen
  • Bei Hausaufgaben Smartphone ausschalten
  • Vor dem Zubettgehen Smartphone ausschalten
  • […]

Das sind zunächst einmal nur Verhaltensregeln. Grundsätzlich gilt: Kinder bzw. Jugendliche sind neugierig und werden versuchen alles Mögliche zu sehen bzw. mit dem Smartphone auszuprobieren – auch Dinge, die definitiv nicht für Kinder geeignet sind. Daher sollte man das Smartphone bzw. die unendlichen Weiten des Internets gemeinsam mit den Kindern entdecken und dem Kind klar kommunizieren:

Wenn du etwas siehst oder hörst, was du nicht einordnen kannst, dann kannst du damit jederzeit zu mir kommen und wir schauen es uns gemeinsam an. Ich werde dir das Smartphone nicht wegnehmen.

Der Hintergrund ist ganz einfach: Irgendwann werden Kinder und ganz besonders Jugendliche auf Pornos, Gewaltvideos und dergleichen stoßen. Aus Angst, ihnen könnte das Smartphone weggenommen werden, gehen sie mit verstörenden Inhalten allerdings oftmals nicht zu ihren Eltern. Es ist daher besonders wichtig, dem Kind zu vermitteln, dass es sich jederzeit vertrauensvoll an die Eltern wenden kann, ohne Gefahr zu laufen, das Smartphone entzogen zu bekommen. Das Ziel sollte sein, dem Kind Medienkompetenz zu vermitteln – das kann aber nur dann gelingen, wenn man sich als Eltern dafür Zeit nimmt und dies auf Augenhöhe stattfindet.

4. Android kinder- und jugendfreundlich einrichten

Klare Regeln und sich Zeit zu nehmen, sind allerdings nur die halbe Miete. Die Frage, die wohl die meisten Eltern beschäftigt, ist folgende: Wie kann ein Smartphone / Tablet kindersicher eingerichtet werden? Nach meiner Auffassung ist die beste Variante: Gemeinsam mit dem Kind das Smartphone erkunden und Inhalte, Apps usw. konsumieren bzw. hinterfragen. Es gibt zwar diverse Apps, mit denen sich eine Art Kindersicherung einrichten lässt – allerdings sind die meisten Apps aus diesem Bereich wenig datenschutzfreundlich und viele Informationen landen bei den App-Herstellern. Zudem kommen viele Funktionen einer Überwachung (bspw. Gerät orten) gleich, was nach meiner Auffassung eine Verletzung der Privatsphäre darstellt. Die Plattform mobilsicher.de hat einige Kindersicherungs-Apps einem Test unterzogen. Die Redaktion fand letztendlich lediglich die App JoLo empfehlenswert. Zitat:

Die Funktionen sind durchdacht, ohne übergriffig zu sein: So können Eltern zwar per Fernzugriff sehen, wie viel Nutzungszeit insgesamt aus jeder Kategorie verbraucht wurde, aber nicht, welche App das Kind wann und wie lange nutzt.

[…]

Die App ist gut geeignet, um vorher gemeinsam getroffene Absprachen durchzusetzen. Wir raten dringend davon ab, diese (oder jede andere App dieser Art) ohne Absprache und regelmäßige Gespräche mit dem Kind zu nutzen.

Erfreulich: Den Preis für die App bezahlt man mit Geld und nicht mit den Daten seiner Kinder. Wir sagen: Hier gibt es nichts zu meckern – bitte mehr davon!

Hinweis

Zur Einhaltung der getroffenen Absprachen zwischen Eltern und Kind/Jugendlichem ist die App TimeLimit aus dem F-Droid-Store ebenfalls empfehlenswert.

Abgesehen vom Thema Medienkompetenz spielt natürlich auch das Thema Datenschutz bzw. Privatsphäre bei der Nutzung eines Android-Smartphones eine wichtige Rolle. Google-Android-Smartphones sind grundsätzlich für die Datensammlung ausgelegt. Fast jede App aus dem Google Play Store hat diverse Tracker integriert, die das Nutzungsverhalten analysieren, Werbung einblenden und damit insgesamt wenig datenschutzfreundlich sind. Da Kinder und Jugendliche allgemein allerdings sehr neugierig sind und alle erdenklichen Apps ausprobieren möchten, steht die Frage im Raum, wie man damit umgehen sollte. Eine mögliche Lösung möchte ich kurz skizzieren:

  • Innerhalb der Familie gibt es ein sog. »Datenschleuder-Smartphone«, das mit allen erdenklichen Apps und Inhalten bespielt werden darf. Dabei gelten folgende Regeln:
    • Die Nutzung erfolgt immer unter Aufsicht eines Erwachsenen – die Förderung der Medienkompetenz bitte stets im Hinterkopf behalten.
    • Es werden keine personenbezogenen Daten hinterlegt bzw. eingegeben, sondern mit »Fake-Profilen« bzw. falschen Angaben gearbeitet.
  • Daneben existiert noch ein weiteres Gerät, das dem Kind / Jugendlichen gehört. Dafür gelten klare Regeln, es ist bestenfalls »entgoogelt« bzw. nutzt ein googlefreies System wie GrapheneOS oder wird zumindest mit AdAway/NetGuard vor den Datensammlern geschützt. Mit der Kindersicherungs-App JoLo kann man die gemeinsam getroffenen Absprachen zur Nutzungsdauer etc. »durchsetzen«. Aber auch hier gilt: Eltern sollten die Apps gemeinsam mit den Kindern installieren, möglichst viele Inhalte gemeinsam erkunden und eine vertrauensvolle Beziehung in den Vordergrund stellen.

5. Weitere Fragen bzw. Informationen

Als Eltern beschäftigen euch sicherlich noch weitere Fragen wie:

  • Was ist beim Umgang mit sozialen Netzwerken zu beachten?
  • Ist mein Kind Smartphone-süchtig?
  • Mein Kind konnte jahrelang mit Handy und Computer machen, was es wollte. Wie kann ich das jetzt einschränken und in vernünftige Bahnen lenken?
  • Mein Kind ist Cyber-Mobbing ausgesetzt – was ist das bzw. was kann ich tun?
  • Smartphone ohne Ende? Klare Medienzeiten vereinbaren.
  • […]

Antworten, hilfreiche Tipps, Leitfäden, App-Reviews etc. findet ihr auf den folgenden Seiten:

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6. Fazit

Die Vermittlung von Medienkompetenz an unseren Nachwuchs ist im Grunde genommen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Den meisten Einfluss auf eine Ausbildung der Medienkompetenz haben dabei vermutlich die schulische Umgebung, Freunde und nicht zuletzt die Eltern, denen hier eine besondere Verantwortung zukommt. Eltern sollten ihren Kindern nicht nur Medienkompetenz vermitteln, sondern ebenfalls mit gutem Beispiel vorangehen und die aufgestellten Regeln im Haushalt ebenso berücksichtigen – liebe Eltern, ihr seid keine Smombies!

Zum Abschluss bzw. als Ergänzung zu diesem Kommentar wäre es interessant zu erfahren, welche Erfahrungen ihr als Eltern mit dem Thema Smartphone bereits sammeln konntet. Nutzt dafür gerne die Kommentarfunktion.

Bildquellen:

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Über den Autor | Kuketz

Mike Kuketz

In meiner freiberuflichen Tätigkeit als Pentester / Sicherheitsforscher (Kuketz IT-Security) schlüpfe ich in die Rolle eines »Hackers« und suche nach Schwachstellen in IT-Systemen, Webanwendungen und Apps (Android, iOS). Des Weiteren bin ich Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Dualen Hochschule Karlsruhe, sensibilisiere Menschen in Workshops und Schulungen für Sicherheit und Datenschutz und bin unter anderem auch als Autor für die Computerzeitschrift c’t tätig.

Der Kuketz-Blog bzw. meine Person ist regelmäßig in den Medien (heise online, Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung etc.) präsent.

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Diskussion

16 Ergänzungen zu “Kommentar: Android-Smartphone kinder- und jugendfreundlich einrichten”

  1. Comment Avatar MartinJ sagt:

    Hallo Mike,

    Ich stimme vielem was hier beschrieben ist umfassend zu, allerdings bei Punkt 3: „Klare Regeln kommunizieren | Medienkompetenz vermitteln“ muss ich als Pädagoge die Anmerkung einbringen, dass Regel-Aufstellung bei jungen Heranwachsenden eher zum Gegenteil führt. Regeln sind dafür da, um gebrochen zu werden. Das taten wir in unserer Jugend und so ist es bei der nächsten Generation ebenfalls. Prinzipiell würde ich immer davon abraten irgendwelche Regeln aufzustellen, welche u. U. von seiten der Eltern nicht vorgelebt werden. Und da haben wir auch gleich den besseren Ansatz, es reicht wie bei vielen anderen Umgangsformen vollkommen aus, als gutes Vorbild zu fungieren. Als Erwachsene sollten wir nicht als rahmenbedinungen vorgebende Besserwisser agieren indem wir uns als Schlauer und Erfahrener über unsere Kinder stellen, sondern ganz einfach die Nutzung von Medien unseren Kindern vorleben. Soll heißen, besser wäre es, wenn die unter Punkt 3 beschriebenen Regeln als Maßnahme zum gesunden Vorleben des Umgangs mit Medien für Eltern mit Vorbildfunktion angesehen werden.

  2. Comment Avatar Tom sagt:

    Meine Kinder kriegen von der 1. bis zur 4. Klasse ein altes Nokia-Handy, mit dem man nur telefonieren und SMS schreiben kann.
    Ab der 5. Klasse (11/12 Jahre) mein altes Smartphone, welches ja ohne Google-Kram läuft.
    Damit haben sie auch ein Account auf unserer Nextcloud-Instanz und dürfen auch Signal nutzen um mit Schulfreunden zu kommunizieren.
    Sie selbst dürfen keine Apps installieren, das machen wir immer gemeinsam.
    Auf dem Smartphone ist auch TimeLimit installiert um die Nutzungszeit für bestimmte Apps, wie Browser, NewPipe und Spiele, einzuschränken.
    Ab 21:30 ist dann in der Firewall, Internet für die Kinder-Smartphones gesperrt.

    Im ersten Jahr bleibt das Smartphone im Wohnzimmer.
    Beim Essen wird weder Smartphone noch Fernseher genutzt.

    Ansonsten versuche ich sie für den Datenschutz zu sensibilisieren.
    Ich freue mich wenn sie neugierig sind und Features entdecken, die ich selbst noch nicht kannte.

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      Wahnsinn, freut mich, dass ihr so an die Sache ran geht!
      Kannst du etwas zum Verhalten der Mitschüler sagen? Werden deine Kinder eher als „Außernseiter“ wahrgenommen?
      Ich war gestern auf einem 10. Geburtstag und bin beinahe vom Glauben abgefallen, als ich gehört habe, dass ein iPhone 8 verschenkt wurde…

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      genau so wie bei Tom läuft es auch bei uns. Timelimit in der F-Droid-Version läuft ebenfalls.
      im Moment ist auf dem Smartphone noch Internet gesperrt, Internet gibt es nur zu hause auf dem PC
      Damit ist das Smartphone zwar ziemlich kastriert, lokale Spiele, Apps etc. gehen aber und das Kind ist in der Schule nicht ausgegrenzt.

      Natürlich sind Kinder nicht blöd und nehmen auch mal das Gerät des Kumpels und gehen gemeinsam ins Internet. Medienkompetenz ist deshalb auch mit kastriertem Smartphone weiterhin wichtig.

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      ja, so ähnlich läuft bzw. lief es auch in meiner Familie (3 Kinder). Meine Kinder „durften“ alte entgoogelte (CyanogenMOD bzw. LineageOS) Smartphones erst ab der 5. Klasse haben und „Mobiles Internet“ erst ab der 7. Klasse. Somit muss mein 3. Kind in der 6. Klasse unterwegs über Silence (https://f-droid.org/de/packages/org.smssecure.smssecure/) verschlüsselt mit uns kommunizieren. Zuhause wird dann über WLAN (mit eingeschränktem Profil) über ausschließlich Signal kommuniziert. Die Datenschleuder wie WhatsApp, Instagram und Co. sind in der Familie einfach Tabu! Das gilt auch für die Eltern. Ich hatte NIE einen Account bei diesen „Socialmedia Diensten“ oder die Apps selbst installiert. Ich lebe es also vor, aber dennoch bin der Meinung, dass die Kinder (übrigens auch die Eltern) trotzdem Regeln brauchen.
      Wenn jetzt jemand meint „wow, Hut ab!“, dem kann ich nur sagen: es ist verdammt schwer täglich mit pubertierten Kinder über Medienkompetenz zu reden. Aber, das ist unser tägliches Brot. Nicht desto trotz, für mich persönlich, Privatsphäre und Datenschutz sind einfach alternativlos, auch wenn es sehr zeitaufwändig und anstrengend ist.
      Und nein, meine Kinder sind nicht ausgegrenzt, im Gegenteil, viele andere Kinder (Schüler) haben eben auch Signal installiert.

      Viele Grüße

      P.S. mein Beitrag ist keine Werbung für Signal oder Silence. Das muss jeder für sich entscheiden

  3. Comment Avatar Holger sagt:

    Ich würde das so vollumfänglich unterschreiben.
    Leider haben in vielen Fällen die Eltern selber keine Medien- und Technikkompetenz oder sind der Meinung das der ganze Datenschutz Blödsinn ist.
    Ich sage nur WhatsApp-Gruppe für den Elternbeirat.

  4. Comment Avatar alpenveilchen sagt:

    Hallo,
    meine vier Kinder bekamen jeweils mit 14 ein Handy (hier gleich Smartphone), also 2017 (Zwillinge), 2015 und 2014. Wurden sie vorher ausgegrenzt? Nein. Warum nicht? Sie lernten Bestätigung und Anerkennung außerhalb der virtuellen Welt, im Sport, bei der Musik, in der Schule, bei freier Freizeitbeschäftigung. Von wem werden Kinder ausgegrenzt, die kein Smartphone haben? Von Kindern, die selbst arm dran sind und von denen ausgegrenzt zu werden eher ein Vorteil als ein Nachteil ist. Es ist auch eine wertvolle Lernerfahrung mal (in einem gewissen Kreis) Außenseiter zu sein. Ich bin bis heute mit meiner Meinung immer wieder mal Außenseiter (z.B. hinsichtlich Datenschutz), es macht mir nichts aus. Zwei meiner Kinder nuzten Sailfish, zwei LIneageOS (Danke, Mike!). Einem Kind musste ich das Handy mal für 2 Wochen wegnehmen, da er Beleidigungen geschrieben hatte. Habe gleich eine kleine Fortbildung für alle Kinder daraus gemacht. Alle vier sind auf dem Gymnasium. Alle vier haben bis 18 Jahre WhatsApp-Verbot. Ich lasse mir regelmäßig die verwendeten Apps vorzeigen, das meiste läuft jedoch auf Vertrauensbasis. Sollte ich ein Handy mit WhatsApp entdecken, ziehe ich es ein bis zum 18. Geburtstag, das wissen die Kinder. Telegram ist erlaubt, Threema auch. Während den Hausis sind die Handys aus und in einem anderen Zimmer. Bisher läuft alles gut. Sport, Musik, Lesen, viele andere reale Hobbys, einer programmiert auch und schneidet Filme, alles wurde auch nach dem Smartphone-Besitz, teils sehr erfolgreich weitergeführt, haben wir Eltern sehr genau beobachtet. Keine Handysucht feststellbar, keiner zappelig, Schulleistungen in Ordnung, Konzentrationsfähigkeit hoch, Durchhaltevermögen auch (G8). Internet wird sinnvoll genutzt. Viel Kommunikation bezüglich der Medien, Datenschutz, Totalitarismus usw., kein Fernseher im Haus. Bin selbst Vorbild, Smartphone erst seit 2017, LineageOS drauf.
    Ich würde es wieder so machen. Das nichtvirtuelle Ersatzprogramm von 0 bis 12 ist ausschlaggebend. Sandkasten, Schwimmbad, wandern, zelten, Lagerfeuer, vorlesen, usw. Mit 12 oder 14 braucht man nicht mehr anzufangen sinnvolle Freizeitbeschäftigungen einzuführen. Das muss vorher laufen.
    Und wenn man mal ehrlich rechnet, hat ein normalbegabtes Kind, das eine Sportart betreibt, ein Instrument spielt (nur als Hobby, nicht leistungsorientiert) und aufs G8 geht um dort Zweier oder Dreier zu schreiben, dabei noch Freizeit hat, gar nicht die Zeit sich 1-2 Stunden am Tag im Handy zu verlieren, sonst ginge was anderes nicht mehr. Gruß an die sogenannten Medienpädagogiker. Für mich heißt Medienkompetenz grob gesagt völlige Medienabstinenz bis 6 Jahre und Smartphoneabstinenz bis 14 Jahre. Nur meine Meinung, allerdings auch meine Erfahrung.
    Freunde u. Bekannte Kinder, die mit 10 oder 11 ein Smartphone bekamen, sind reihenweise abgeschifft in der Schule, kenne keinen einzigen, der es in die 12 Klasse geschafft hat.
    Kosten: Die Kinder mussten sich ihre Handys selbst kaufen, alle Prepaid-Guthaben müssen sie selbst kaufen, zuhause allerdings läuft z.B. Telegramm über den Router, kostet sie also nichts.
    Bisschen lang geworden mein Kommentar, vielleicht hilft er ja jemandem.
    Diese Website hat mir jedenfalls schon oft geholfen.

    • Comment Avatar Anonymous sagt:

      Einem Kind musste ich das Handy mal für 2 Wochen wegnehmen, da er Beleidigungen geschrieben hatte.

      Das ist vom Prinzip her eine Strafe, sicherlich Situationsbedingt und im Einzelfall harmlos aber welche Konsequenzen werden vom Kind daraus gezogen (rein Exemplarisch, da ich das Kind nicht kenne):

      1. Das Kind könnte wütend werden.
      2. Es ist eine Lehre in welcher Form man Macht ausüben kann, welche im weiteren Verlauf der Kindheit als Echo an die Eltern zurückgegeben werden kann. (soll heißen: mal schauen was das Kind euch einmal später wegnimmt um ungewolltes Verhalten zu strafen)
      3. Die Vorgehensweise untergräbt die Beziehung zu den Kindern. Als Vollstrecker der Abnahme des Handys führt diese Erfahrung dazu, dass das Kind unweigerlich in Zukunft neue Strategien entwickeln muss bzgl. des „nicht erwischt werdens“ oder gar des freiwilligen Meldens von Taten die sich als Fehler herausgestellt haben.

      Soll unterm Strich heißen, in Zukunft wird dieses Kind sehr genau darauf achten, wie es den 2-Wöchigen Entzug des Handys entgehen kann. Denn die Lektion aus „dem Handyentzug wegen Beleidigungen“ lautet für das Kind: „Beim nächsten mal lasse ich mich besser nicht erwischen!“

      • Comment Avatar Tom sagt:

        Welche Konsequenzen das Kind daraus zieht ist ganz vom Kind abhängig.

        Ich habe zwei Kinder und die sind komplett unterschiedlich (1,5 Jahre Altersunterschied).
        Mit einem Kind könntest du 1 Jahr lang ohne Ergebnis reden – es führt einfach zu nichts bzw. es ist nicht einsichtig oder versucht sein neg. Verhalten zu legitimieren.
        Smartphone-Entzug ist dann eine erzieherische Maßnahme um zu zeigen, dass das Verhalten nicht toleriert wird und dass alles im Leben Konsequenzen hat.

        • Comment Avatar Anonymous sagt:

          Smartphone-Entzug ist dann eine erzieherische Maßnahme um zu zeigen, dass das Verhalten nicht toleriert wird und dass alles im Leben Konsequenzen hat.

          Konsequenzen/Strafe für wen? Es ist nur eine Konsequenz für sie selbst. In Zukunft werden diese Kinder ihre Aufmerksamkeit darauf ausrichten mit welchen Konsequenzen sie zu rechnen haben und wie man besser nicht erwischt wird! Sollte ein Härtefall eintreten, Beleidigung, Mobbing etc. werden vorher bestrafte Kinder wohl nicht freiwillig mit der Wahrheit rausrücken um evtl. geschädigte dritte zu schützen, sondern egozentrisch schweigen/verheimlichen um einer weiteren Strafe zu entgehen. Wollen Sie ernsthaft solche Kinder?

  5. Comment Avatar Ein Schüler sagt:

    Hallo,
    ich finde es wichtig, zu erwähnen, dass Bill Gates seinen Kindern erst mit 14 Jahren Smartphones gegeben und Steve Jobs seinen Kindern nie iPads in die Hände gegeben hat.
    Außerdem ist es ratsam, 2 Stunden vor bzw. nach dem Schlafengehen auf keine LED Bildschirme zu schauen (Ist schlecht für die Augen, haben Forscher herausgefunden).
    Dabei zu beachten ist, dass das, womit man sich am Tag als erstes beschäftigt, sich am meisten in das Hirn „einbrennt“. Smartphone Nutzung früh am Tag oder direkt nach dem Aufstehen kann also zu mehr Sucht führen.
    Zudem ist es wichtig, im Bett bzw. im Schlafzimmer kein Smartphone zu benutzen, da auch dies leichter zur Sucht führen kann.
    Bin selber Schüler und meine Noten haben sich nach der Anschaffung des Smartphones verschlechtert. Einer Studie zufolge vergisst man, wenn man nach der Schule eine halbe Stunde am Smartphone verbringt, fast alles, was man in der Schule gelernt hat. Merke selbst bei Schulkollegen die viel spielen/zocken, dass sie weniger konzentriert sind bzw. immer mit einem Bein oder so zucken und nicht ruhig sitzen können. Fast alle haben auch schlechtere Noten.
    Ich finde es sehr gut, wenn die Eltern mit einem guten Beispiel vorangehen, oftmals verbringen diese viel mehr Zeit am Smartphone als Schüler.
    Meine ganz persönliche Erfahrung ist: je weniger ich PCs/Smartphones nutze, desto klarer und wacher ist mein Geist und ich kann mich besser an Sachen erinnern.
    Wenn man in der Oberstufe gute Noten schreiben will, ist das essenziell.
    Hat aber noch andere Nebeneffekte wie bessere Koordination (körperliche Fitness).

    Viele Grüße

    Ein Schüler

  6. Comment Avatar auch anonym sagt:

    Als Medienpädagoge und Vater zweier Kinder kann ich nur sagen, dass ein eigenes Smartphone oder gar ein Tablet im Grundschulater absolut nicht notwendig ist. Das typische „Mitmachen“ (hat ja jeder, deshalb auch meine Kinder…) ist keine neue Thematik. Die gabs auch in unseren jungen Jahren – es waren halt keine Handys, die nzioschen zum Medien-Kommunikations-Allrounder geworden sind.
    Mit der gewissen Reife des Kindes, Medienkometenz und (ganz wichtig) Medienerziehung kann man ab der weiterführenden Schule theoretisch dem Kind ein solches Gerät anvertrauen. Eine Barriere hier aufzubauen (Verbot) wäre m.E. nicht richtig und ist nicht weniger gefährlich.
    Wir sind nun mal in einer neuen Lage, potentiell gefährliche Werkzeuge unseren Kindern überlassen zu müssen. Nicht nur die Schulen sollen die Medienerziehung durchführen – das Kind ist ca 6 Std dort – die restliche Zeit außerhalb der Schule. Wir Eltern sind in der Pflicht diesbezüglich. Kinder zu haben heißt auch sie zu erziehen, und das nicht komplett den anderen zu überlassen. Es kann anstrengend sein…ja…und?

    Ein Kind kann sich durchaus ausgegrenzt fühlen. Und nicht jedes Kind kommt damit klar. Da muss man insgesamt vorsichtig sein. Jedes Kind tickt anders! Man sollte jedoch auf jeden Fall vertrauensvoll mit den Kindern darüber sprechen.

    Und übrigens – die ganze Diskussion darüber, dass eine „Überwachungsapp“ schlim schlim schlimm für die Privatsphäre des KIndes ist finde ich übertrieben. Wir nutzen iOS (ja, ich weiß was jetzt kommt, egal.) und die Bildschirmzeit Fuktion und die sehr einfach einzurichtende Einschränkungsfunktion finden wir super.
    Aber deshalb muss ich nicht gleich ein Spion sein und die Privatsspäre meines Kindes verletzen, wir verwenden die Einschränkungsfunkton (mit Kindern abgesprochene Nutzung bestimmter Apps und Bildschirmzeit) und mehr auch nicht.
    Ein Frühstücks-Messer kann auch gefährlich sein und andere verletzen….es kommt halt darauf an wofür man es benutzt. Verwantwortungsvoller Umgang mit Smartphones gilt also nicht nur für unsere Kinder sondern auch für uns.

    Viele Grüße

  7. Comment Avatar Sven sagt:

    Hallo,
    meine Tochter (12) wünscht sich zu Weihnachten ein Tablet (Android). Das richtige Entgoogeln (LineageOS) traue ich mir aber nicht zu.

    Ich dachte an die App JusProg (gibt es z. B. hier https://play.google.com/store/apps/details?id=jusprog.android der Link kann durchaus vom Moderator gelöscht werden) die mir ein vernünftiger Gratis-Kompromiss zu sein scheint. Was hält der Datenschutzexperte Mike Kuketz davon? Und haben andere Leser hier auch schon Erfahrungen damit gesammelt?

    Liebe Grüße,
    Sven

    • Comment Avatar Mike Kuketz sagt:

      Aufpassen:

      Unbekannte Webseiten werden vor der Anzeige im Browser einem Echtzeit-Schnell-Check unterzogen, der sogenannten On-the-fly-Filterung (OTF). OTF ist in den Altersstufen ab 6 und ab 12 aktiviert, aber abschaltbar.

      Da werden die URLs wohl zur Prüfung an den Anbieter übermittelt. Halte ich für eine fragwürdige Praxis, die sich laut Beschreibung aber deaktivieren lässt.

  8. Comment Avatar botanicus sagt:

    Als Lehrer habe ich z. T. interessante Erfahrungen gemacht, als ich Landvermessungspraktika mit 10. Klassen anderer Schule betreut habe. Es gibt noch 10.-Klässler ohne Smartphone. Keiner davon wurde in der Klasse ausgegrenzt, im Gegenteil, es waren gerade die Schüler oder Schülerinnen, bei denen sich andere bei praktischen Problemen Rat holten und mit denen die anderen gern im Team arbeiteten. Eine typische Äußerung: „Der/die arbeitet ordentlich.“ Beim Vermessen passieren sehr leicht Fehler oder Ungenauigkeiten, darunter haben dann alle zu leiden. Offensichtlich war entweder bei Smartphone-Abstinenz die Konzentration besser oder es hatten diejenigen keins, die es „nicht nötig hatten“.
    Wenn in einer Schule nicht klare Regeln gesetzt (und auch von den Kollegen eingehalten werden) zerbröselt der Unterricht zusehends. Natürlich ist es nötig, immer wieder – nicht zu oft, aber besonders bei entsprechenden Anlässen – mit den Schülern in ein Gespräch zu kommen. Das war ca. ab 16 kein Problem und oft kamen Argumente und Begründungen für die Notwendigkeit der Regln von Mitschülern. Mit jüngeren Schülern (12 bis 15) wurden die Gespräche eher problematisch, es sei denn, der Lehrer wurde diesen Schülern als Respektsperson anerkannt.
    Ich habe oft Eltern im Gespräch als weniger Einsichtig erlebt als ihre Kinder; manchmal auch Kollegen, die sich bei Schülern auf dem falschen Wege beliebt machen wollten. Wer einmal Kommentare der Schüler über solche Lehrer gehört hat, wird diese Fehler vermeiden.

    Beste Grüße

HilfeWenn du konkrete Fragen hast oder Hilfe benötigst, sind das offizielle Forum oder der Chat geeignete Anlaufstellen, um dein Anliegen zu diskutieren. Per E-Mail beantworte ich grundsätzlich keine (Support-)Anfragen – dazu fehlt mir einfach die Zeit. Kuketz-Forum

Abschließender Hinweis

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