Social Media: Warum es höchste Zeit ist, sich von datengetriebenen Geschäftsmodellen zu verabschieden

Social MediaEs ist allgemein bekannt, dass soziale Netzwerke wie Facebook, TikTok, Instagram und X maßgeblich von der Nutzung und Auswertung von Nutzerdaten zu Werbezwecken sowie von der Einblendung von Werbung selbst profitieren. Diese Plattformen sind auf eine Aufmerksamkeitsökonomie ausgerichtet, die darauf abzielt, bewusst Erregung/Aufregung zu erzeugen, um die Interaktion mit fremden Inhalten zu steigern. Dabei geht es weniger um die Förderung einer gesunden Debattenkultur als um Gewinnmaximierung. Die Algorithmen bevorzugen Inhalte, die eine hohe Anzahl von Reaktionen hervorrufen, unabhängig davon, ob diese positiv oder negativ sind. Vorrangiges Ziel ist es, dass die Nutzer möglichst lange auf den Plattformen verweilen und die (bezahlten) Inhalte konsumieren. Ich persönlich betrachte dies als eine Art »attention prison«, aus dem ein Entkommen nur schwer oder gar nicht möglich ist.

Eine traurige Konsequenz dieser Strategie ist, dass häufig menschenverachtende und demokratiefeindliche Inhalte ihren Weg in die Timelines der Nutzer finden. Da Inhalte mit hoher emotionaler Wirkung bevorzugt werden, führt dies zu einer verstärkten Verbreitung von Hass/Hetze und Fake News. Die Folge ist eine Zunahme von Feindseligkeit und Hass sowohl online als auch offline. Insgesamt wird es dadurch immer schwieriger, konstruktive Diskussionen zu führen.

Die zentrale Frage ist, in welche Richtung wir uns bewegen (wollen). Gehen wir weiter in Richtung Überwachungskapitalismus, der durch sein datengetriebenes Geschäftsmodell und seine intransparenten Manipulationen das Potenzial hat, unsere liberale Demokratie von innen heraus auszuhöhlen. Oder wählen wir einen anderen Weg, der auf Wahlfreiheit und Autonomie setzt und damit letztlich das Individuum befähigt, selbstbestimmt in der digitalen Welt zu agieren?

Für mich ist die Antwort auf diese Frage eindeutig: Das Fediverse bietet eine Alternative. Hier werden Inhalte auf verschiedenen Instanzen (Servern) gespeichert, die von Nutzern oder Institutionen selbst betrieben werden, ohne dass ein Unternehmen einen Anspruch darauf erhebt. Unser Denken und Handeln im Fediverse ist frei und wird nicht von einem Newsfeed beeinflusst, der einem Geschäftsmodell folgt, das mit »sozial« ungefähr so viel zu tun hat wie Cum-Ex-Geschäfte. Deshalb bin ich seit einigen Jahren im Fediverse (Mastodon) aktiv und betrachte dies als äußerst gute Entscheidung.

Hinweis

Dieser Text ist ein Auszug aus der Artikelserie »Mein digitaler Schutzschild«.

Über den Autor | Kuketz

Mike Kuketz

In meiner freiberuflichen Tätigkeit als Pentester / Sicherheitsforscher (Kuketz IT-Security) schlüpfe ich in die Rolle eines »Hackers« und suche nach Schwachstellen in IT-Systemen, Webanwendungen und Apps (Android, iOS). Des Weiteren bin ich Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Dualen Hochschule Karlsruhe, sensibilisiere Menschen in Workshops und Schulungen für Sicherheit und Datenschutz und bin unter anderem auch als Autor für die Computerzeitschrift c’t tätig.

Der Kuketz-Blog bzw. meine Person ist regelmäßig in den Medien (heise online, Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung etc.) präsent.

Mehr Erfahren ➡

SpendeUnterstützen

Die Arbeit von kuketz-blog.de wird zu 100% durch Spenden unserer Leserinnen und Leser finanziert. Werde Teil dieser Community und unterstütze auch du unsere Arbeit mit deiner Spende.

Folge dem Blog

Wenn du über aktuelle Beiträge informiert werden möchtest, hast du verschiedene Möglichkeiten, dem Blog zu folgen:

Bleib aktuell ➡


Diskussion

Ich freue mich auf Deine Beteiligung zum Artikel

HilfeWenn du Ergänzungen oder konkrete Fragen zum Beitrag hast, besuche das offizielle Forum. Dort kann der Beitrag diskutiert werden. Oder besuche den Chat, um dein Anliegen zu besprechen. zur Diskussion ➡

Abschließender Hinweis

Blog-Beiträge erheben nicht den Anspruch auf ständige Aktualität und Richtigkeit wie Lexikoneinträge (z.B. Wikipedia), sondern beziehen sich wie Zeitungsartikel auf den Informationsstand zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses.

Kritik, Anregungen oder Korrekturvorschläge zu den Beiträgen nehme ich gerne per E-Mail entgegen.